Nach der Silbermedaille zieht U18-Trainer Frank Hamann ein positives WM-Fazit
06.08.2014 U17 weiblich

Nach der Silbermedaille zieht U18-Trainer Frank Hamann ein positives WM-Fazit

06.08.2014 · Home, Nationalteams, Jugend weiblich Nationalteam · Von: au

Nach der Silbermedaille zieht U18-Trainer Frank Hamann ein positives WM-Fazit

Kurz nach dem deutlich verlorenen Finale gegen Rumänien flossen die Tränen, doch schnell überwog die Freude im deutschen Lager. Die U18-Nationalmannschaft hat bei der Weltmeisterschaft in Mazedonien die Silbermedaille gewonnen und damit sämtliche Erwartungen weit übertroffen. Zwei Spielerinnen der DHB-Auswahl durften sich zudem über persönliche Auszeichnungen freuen: Jessica Jochims wurde als beste Torhüterin ins Allstar-Team gewählt, die 16-jährige Emily Bölk nahm als eine der jüngsten Teilnehmerinnen der WM stolz die Ehrung zur wertvollsten Spielerin des Turniers entgegen.

Mit der Silbermedaille knüpften die Talente der Jahrgänge 1996 und jünger an den Erfolg der Juniorinnen an, die zuvor bei der WM in Kroatien mit einem starken vierten Platz auf sich aufmerksam gemacht hatten. „Diese tollen Ergebnisse bedeuten nicht nur für den DHB, sondern auch für die Landesverbände und die Vereine, dass wir viele junge Talente sehr gut entwickelt haben, und zeigen, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben“, freute sich Bundestrainer Heine Jensen über den erfolgreichen Nachwuchs. U18-Trainer Frank Hamann weiß aber auch um die Aufgaben und Verpflichtungen, die diese sportlichen Ausrufezeichen mit sich bringen: „Wir haben in diesen Jahrgängen sehr viele Spielerinnen mit einem herausragenden Potenzial, denen wir den optimalen Weg  nach oben ebnen müssen. Nur im richtigen Umfeld, in dem sich Leistungssport und berufliche Ausbildung miteinander verbinden lassen, können sich die Spielerinnen weiterentwickeln. Dies werden wir mit vereinten Kräften der Landesverbände und Heimatvereine unterstützen und hoffen, dass möglichst viele Talente eines Tages die Tür zur A-Nationalmannschaft aufstoßen.“

In Mazedonien verdiente sich die DHB-Auswahl mit ihrem Auftreten und dem sportlichen Abschneiden Respekt und Anerkennung von der Konkurrenz. „Die Mannschaft hat Deutschland mehr als positiv vertreten. Man spürt bei allen Gesprächen am Rande des Turniers allgemein die wachsende Wertschätzung. Sätze wie ,Bei euch in Deutschland passiert was, mit euch muss man rechnen!’ sind keine Seltenheit“, sagte Leistungssportkoordinator Maik Nowak, der während der WM bei der Mannschaft weilte. Dabei begann das Turnier recht holprig für die DHB-Auswahl. Der 24:20-Erfolg gegen Gastgeber Mazedonien hatte typischen Auftaktspiel-Charakter und war von viel Nervosität geprägt. „Gegen Usbekistan und Argentinien haben wir uns zwei deutliche Siege erkämpft. Gegen Dänemark und Rumänien waren wir in den entscheidenden Momenten nicht bereit, die taktischen Aufgaben ohne Wenn und Aber durchzuziehen. Da fehlte die Reife“, sagte Frank Hamann. Und hier sieht der Trainer auch den deutlichsten Entwicklungsschritt, den seine Mannschaft während des Turniers vollzogen hat: „Es war sehr beeindruckend für mich, wie das Team in der K.o.-Runde bedingungslos mit viel Konsequenz und Leidenschaft die taktischen Anweisungen über 60 Minuten umgesetzt hat und sich nach dem engen und spannenden Achtelfinalspiel gegen Portugal extrem positiv entwickelt hat.“

Auch Heine Jensen sieht dieses Spiel, das das deutsche Team erst nach zweimaliger Verlängerung und Siebenmeterwerfen mit 40:39 für sich entscheiden konnte, als Knackpunkt: „In dieser mitreißenden und nervenaufreibenden Partie, haben die Spielerinnen Erfahrung und Mut gesammelt und erstmals gespürt: Wir können hier etwas Großes erreichen! Es hat Spaß gemacht zu sehen, wie die Mädels mit viel Selbstbewusstsein gemeinsam während des Turniers gewachsen sind und jeden Tag ein paar Prozent oben drauf gelegt hat.“ Großen Anteil an dem herausragenden Erfolg hatten Emily Bölk und Jessica Jochims. Bölks Auszeichnung zur wertvollsten Spielerin ist umso höher anzurechnen, wenn man bedenkt, dass sie mit gerade einmal 16 Jahren eine der Jüngsten beim Turnier war. Mit gut sechs Stunden hatte sie nach Jochims die zweitlängste Einsatzzeit auf dem Parkett und erzielte in den neun Partien 67 Treffer. Höhepunkt war das Spiel gegen Portugal, wo sie unglaubliche 22 Mal einnetzte. „Emily hat mit dem Länderpokalsieg, der B-Jugend-Meisterschaft und diesem Erlebnis hier ein unfassbar tolles Jahr hinter sich. Mit welcher Coolness sie die Siebenmeter verwandelt hat, ist aller Ehren wert (32/33). Sie stand in fast allen Statistiken zu Abwehr und Angriff ganz oben und hat sich diese Auszeichnung verdient“, lobt Hamann seine Rückraumlinke. Und auch die Leistung seiner Torhüterin würdigte der Trainer: „Jessica hat sich in das Turnier reingebissen und in den K.o.-Spielen entscheidende Bälle gehalten. Mit ihren Emotionen und ihrem positiven Auftreten war sie ein wichtiger Rückhalt, und wir hoffen, dass sie die Möglichkeiten nutzt und den nächsten Schritt in die Bundesliga geht. Das Potenzial dazu hat sie.“

In der K.o.-Runde wuchs die Mannschaft über sich hinaus und warf mit Siegen über Südkorea und Dänemark Titelfavoriten aus dem Rennen. Doch ausgerechnet im Finale gegen Rumänien konnte das Team nicht an die zuvor gezeigten Leistungen anknüpfen und verlor deutlich mit 21:35. Doch am Ende bleibt der Stolz über die Silbermedaille. „Die enge Zusammenarbeit während des Turniers war unsere große Stärke. Das Heine Jensen und Maik Nowak anwesend waren, war darüber hinaus ein wichtiges Zeichen für die Spielerinnen. Abschließend geht ein großes Dankeschön an das Team um das Team! Co-Trainer Nico Kiener hat fantastische Arbeit geleistet, Delegationsleiterin Doris Birkenbach hat jeden Wunsch von den Lippen abgelesen, und die medizinische Abteilung um Steffi Klausing und Kristin Schuknecht hat sich ein Bein ausgerissen für die Mädels“, sagte Frank Hamann. Und werden die talentierten Vize-Weltmeisterinnen eines Tages das Bild der A-Nationalmannschaft prägen? Darauf antwortet Frauenbundestrainer Heine Jensen: „Es ist schwer, jetzt schon zu sagen, welche von diesen Spielerinnen wir beim  A-Team wiedersehen werden. Nun ist zunächst wichtig, den nächsten Schritt zu gehen und in der Bundesliga weitere Erfahrungen zu sammeln. Wir werden den Spielerinnen Zeit geben und keinen zusätzlichen Druck aufbauen. Diese erfolgreichen Erfahrungen während der WM sind der erste Schritt auf dem Weg zur Bundesligaspielerin. Um es bis ganz nach oben zu schaffen, muss man tagtäglich hart arbeiten.“