Freude bei Bullacher - Witte komplett bedient
20.10.2014 3. Liga

Freude bei Bullacher - Witte komplett bedient

20.10.2014 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel West · Von: aha

Freude bei Bullacher - Witte komplett bedient

Es herrschte reichlich Skepsis vor dem Anwurf. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir die Abwehr stabil bekommen“, hatte Stefan Bullacher gesagt, weil er gleich fünf verletzte Spieler ersetzen musste: Jakub Balaz, Björn Zintel, Nils Wöschler sowie Benjamin Zellmer und Torwart Yannic Klöckner. Und dann? „Es ist unglaublich, was meine Mannschaft heute gezeigt hat“, erklärte der glückliche Trainer des Tabellendritten SV 64 Zweibrücken nach dem 31:26 (13:13)-Erfolg über den Neusser HV. Dessen Coach René Witte war nach dem Sturz auf den letzten Rang der 3. Liga West restlos bedient. „17 technische Fehler und 17 Fehlwürfe sind zu viel“, sagte er der Neuss-Grevenbroicher Zeitung. „Über die zweite Hälfte wird noch zu reden sein. Ich bin sehr enttäuscht.“

Es war in den ersten 30 Minuten eine packende Partie. Zumal die Zweibrücker Löwen, bei denen der 17-jährige Robin Egelhof zu seinem zweiten Drittliga-Einsatz kam und der gerade erst 17 gewordene Patrick Bach erstmals im Kader stand, sich gerade in der neu formierten Deckung erst einmal finden mussten. Erst recht, weil die Neusser in Bestbesetzung nach Rheinland-Pfalz gekommen waren, also auch mit ihren Sprunggelenk-Patienten Thomas Bahn und Milos Filic. So war die Rückraum-Reihe des NHV komplett und das junge Team der 64er – Durchschnittsalter 20,6 Jahre – in der ersten Hälfte kaum in der Lage, dieses Duo sowie Christopher Klasmann zu kontrollieren.

Trainer Stefan Bullacher sah schnell, dass seine Mannschaft deutlich mehr Aufwand betreiben musste als zuletzt und ohne den überragenden Ladislav Kovacin zwischen den Pfosten wahrscheinlich nach 30 Minuten zurückgelegen hätte. So aber hatten die Zweibrücker Löwen kurz vor der Pause sogar mit 13:11 die Nase vorne, ehe Linkshänder Dennis Aust und Christopher Klasmann per Siebenmeter zum 13:13-Halbzeitstand trafen. „Eigentlich“, sagte NHV-Trainer René Witte, „hätten wir mit drei, vier Toren führen müssen.“

In der Pause widmete Löwen-Coach Stefan Bullacher seinen Spielern noch einmal ein paar Extratakte zum Defensiv-Verhalten, mit dem er dann im zweiten Abschnitt sehr zufrieden sein konnte. „In dieser Besetzung hätte ich meiner Mannschaft diese Abwehrleistung vorher einfach nicht zugetraut“, sagte er. „Und Ladi war einmal mehr überragend.“ Klasse war nun auch, wie sich Robin Egelhof gegen Thomas Bahn präsentierte, so dass der Neusser eine fast 14-minütige Torflaute erlebte – zwischen dem 15:15 in der 33. und dem 20:25 in der 47. Minute. Neben Robin Egelhof verdiente sich auch Jugend-Nationalspieler Jerome Müller, die Nummer eins der Torjäger-Liste (74/10), ein Sonderlob in der Deckung.

In dieser Phase war es den Zweibrücker Löwen gelungen, sich erstmals etwas abzusetzen, und zwar dank der Treffer von Robin Egelhof und zweimal Jerome Müller von 18:17 auf 21:17. Dabei gelang dem 18-Jährigen der 21. Treffer per Gegenstoß gar in Unterzahl, nachdem er den Ball geklaut hatte. „Die Neusser“, sagte Christian Gauf, der Handball-Chef des SV 64, „haben in der zweiten Halbzeit etwas kopflos agiert.“ Dennoch: Dank eines Doppelschlages von Ivan Cosic waren sie wieder dran, sie wurden aber nicht mehr gefährlich – unter anderem, weil Kreisläufer Jonas Denk in seinem bisher besten Saisonspiel auf 22:19 erhöhte und Ladislav Kovacin das Siebenmeter-Duell gegen Neuss' Markus Breuer für sich entschied.

„Wir haben noch nie eine solch emotionale Truppe gehabt“, sagte 64-Trainer Stefan Bullacher und freute sich darüber, dass auch alle guten Aktionen von der Bank aus entsprechend bejubelt wurden. Schließlich setzten sich die Gastgeber in der Folge vor 420 Zuschauern in der Westpfalzhalle schon vorentscheidend ab. Jerome Müller sowie zweimal Spielmacher Florian Enders, der in der zweiten Halbzeit klasse drauf war und fünf seiner sechs Treffer nach dem Wechsel erzielte, warfen die Zweibrücker mit 25:19 nach vorne. „Auch die sicher nicht unerfahrene Neusser Truppe machte an diesem Abend die neue Erfahrung, dass man ein Handball-Spiel nicht einfach so herunterspielen kann, wenn man zuvor über sieben Stunden Anreisezeit in den Knochen hat“, meinte Christian Gauf. „In dieser Hinsicht sind wir etwas besser in der Übung, weil wir eben diese Strapazen quasi alle 14 Tage haben.“

SV 64 Zweibrücken: Kovacin, Berz – Hammann (2), Vallet, Mathieu (2), Bach, Pohland, Enders (6), Denk (3), A. Wöschler (5), Müller (10/3), Egelhof (3), D. Schneider.

Neusser HV: Møldrup (1.-41.), Schmidt (41.-60.) – Filic, Aust (4), Klasmann (2/2), Cosic (7), Bahn (8), Klatt, Breuer (1), Fütterer (2), Bezerra, Bauer, P. Schneider (2).