„Wer guten Handball will, braucht gute Schiedsrichter“ - DHB-Schiedsrichterwart Peter Rauchfuß zum 70. Geburtstag
25.10.2014 Der DHB

„Wer guten Handball will, braucht gute Schiedsrichter“ - DHB-Schiedsrichterwart Peter Rauchfuß zum 70. Geburtstag

25.10.2014 · Home, Verband, Schiedsrichter · Von: BP

„Wer guten Handball will, braucht gute Schiedsrichter“ - DHB-Schiedsrichterwart Peter Rauchfuß zum 70. Geburtstag

Vier Olympische Spiele in Folge von 1976 bis 1988, wo er in Seoul das Frauenfinale pfiff, neun Weltmeisterschaften, fast 100 Europapokalspiele inklusive neun Finals, 350 Länderspiele und unzählige Partien auf deutschem Boden: Das ist die Bilanz von Peter Rauchfuß als aktiver Schiedsrichter. Der Chemnitzer war schon zu DDR-Zeiten einer der profiliertesten Referees im Schiedsrichterwesen. Am heutigen Samstag, 25. Oktober, feiert der seit 2002 amtierende DHB-Schiedsrichterwart seinen 70. Geburtstag.

„Ich habe als Kind Handball gespielt - und wir hatten keinen Schiedsrichter. Und dann haben meine Mitspieler mir die Pfeife in die Hand gedrückt und gesagt: ‚Mach du‘“, beschreibt Rauchfuß die Anfänge seiner Karriere. Dank der Förderung der älteren Kollegen wurde Rauchfuß der jüngste Schiedsrichter in der DDR-Oberliga, später war er der jüngste IHF-Schiedsrichter.

Mit seinen Partnern Herbert Hensel und Rudolf Buchda pfiff er in der Folge unzählige internationale Partien, wovon im zwei besonders in Erinnerung geblieben sind: ein Qualifikationsspiel zwischen Argentinien und Brasilien in der damals größten Halle Südamerikas in Buenos Aires. „Stell‘ dir das mal im Fußball vor“, habe ich mir damals gedacht.“ 

Die zweite Partie war eher trauriger Natur: Rauchfuß pfiff das erste Europapokalspiel im ungarischen Tatabanya nach der fatalen Verletzung von Joachim Deckarm. „Die ganze Halle war immer noch unter Schock“, erinnert sich Rauchfuß, der sich übrigens viel für seine Tätigkeit an der Pfeife im Fußball abgeschaut hatte: „Ich ging als Jugendlicher zu Fußballspielen, um die Schiedsrichter zu sehen. Das waren schon damals für mich faszinierende Persönlichkeiten.“

Als internationaler Schiedsrichter war er damals schon in der DDR verpflichtet gewesen, Schulungen und Fortbildungen für junge Schiedsrichter abzuhalten - und so war er später zuständig für das gesamte Lehrwesen und war vom Schiedsrichter zum Funktionär geworden. 

Zwischenzeitlich hatte Rauchfuß der Schiedsrichterei aber für neun Jahre Adieu gesagt, gleich nach der Wende baute der PR-Experte und Eventmanager einer Brauerei den Profihandball in Aue auf. „Das war auch eine sehr spannende Zeit“, blickt er zurück. So landete er im damaligen Liga-Ausschuss - und war wieder für Schiedsrichter zuständig.

Zum DHB-Schiedsrichterwart als Nachfolger von Willi Hackl wurde er dann per nächtlichem Anruf Ende 2002. „Eigentlich hatte ich mich bereit erklärt, das Amt übergangsweise für drei Monate zu übernehmen - und daraus sind bis heute zwölf Jahre geworden“, sagt Rauchfuß.

Das Wichtigste für ihn ist die Persönlichkeitsbildung. „Etwas Besseres, als Schiedsrichter zu werden, kann es für die Struktur einer Persönlichkeit und den weiteren Lebensweg nicht geben - und dies kann man sich auch außerhalb des Sports zu Nutze machen. Viele unserer heutigen Topschiedsrichter haben auch Toppositionen im Beruf, sicherlich auch durch ihre Erfahrungen als Unparteiische“, sagt Rauchfuß.

Jungen Schiedsrichtern vermittelt er auch heute, dass „jedes Spiel Freude machen muss“. Sein Credo lautet: „Wer guten Handball will, braucht auch gute Schiedsrichter.“ Mit der Entwicklung der aktuellen Elitegespanne im DHB-Kader ist Rauchfuß sehr zufrieden, er wünscht sich allerdings mehr nachrückende Quantität und Qualität. Und: „In einigen Landesverbänden sucht man Topschiedsrichter noch vergeblich, da gibt es zu viele weiße Flecken.“ Zudem wünscht er sich bei talentierten Nachwuchsgespannen manchmal mehr Geduld: „Sie wollen zu schnell nach oben. Wichtig ist aber, dass die Sprossen auf der Leiter nicht zu weit auseinander sind.“

Bis zum Ende der aktuellen Wahlperiode, das hat Rauchfuß DHB-Präsident Bernhard Bauer versprochen, übt er seinen Posten noch aus, „aber für die Zeit danach gibt es andere, die meine Aufgaben dann übernehmen können. Momentan macht mir die Arbeit mit jungen Leuten aber noch einen Riesenspaß.“

Seinen 70. Geburtstag wird Rauchfuß im engsten Familienkreise feiern - fernab aller Handballhallen. „Aber am ersten Novemberwochenende geht es schon wieder weiter. Ohne geht eben nicht.“