Handball in der Schule – ein Auslaufmodell?  Prof. Dr. Stefan König von der Pädagogischen Hochschule Weingarten provoziert. „Fakt ist, dass Handball aktuell nicht zu den Top Ten-Sportarten im Schulsport zählt, sowohl im Hinblick auf die Häufigkeit, als auch mit Blick auf die Wunschliste der Schüler. Sie kennen es nicht.“ Freitag und Sonnabend begleitet der Mitarbeiter der Arbeitsgruppe „Handball an Hochschulen“ im hessischen Baunatal den Workshop bezogenen Bundesjugendtag des Deutschen Handballbundes (DHB). Das Schwerpunktthema, das die Mitglieder der Jugendkommission um Vizepräsidenten Jugend, Schule und Bildung Georg Clarke festgelegt haben, lautet: Handball in der Schule. Prof. Dr. Stefan König, 1983 jüngster A-Lizenz-Inhaber in Deutschland und über 25 Jahre als Handball-Trainer tätig, hält das Impulsreferat.

Dass die Handballjugend einem Bundestag ein spezielles Thema widmet, ist neu. Doris Birkenbach, stellvertretende Vorsitzende der deutschen Handballjugend: „Zum einen ist ‚Handball in der Schule‘ wichtig genug, um intensiv behandelt zu werden, zum anderen so facettenreich, dass wir mindestens zwei Tage benötigen werden, um alle Bereiche abzudecken.“

Dr. Stefan König spricht von einer Gemeinschaftsaufgabe, will wachrütteln. „Wir müssen etwas tun.“ 

Handlungsbedarf will der ehemalige Landesauswahltrainer des Handball-Verbandes Württemberg, der Mannschaften bis zur zweiten Bundesliga trainiert hat, unter anderem in der universitären Lehrerausbildung ausgemacht haben. „35 Prozent derer, die ein Studium der Sportwissenschaft beginnen, haben keine Handballerfahrung. Eine gefährliche Spirale.“ Nein, über empiristische Zahlen verfüge er nicht, spricht von eigenen Beobachtungen: Ein Drittel der Studierenden habe mehr oder weniger Wettkampferfahrung im Handballsport, ein weiteres Drittel schon einmal ein Handballspiel gesehen. „Der Rest hat keinen Schimmer. Sie werden Handball im Studium nicht wählen.“ Bei anderen Sportarten, etwa im Fußball, Volleyball oder auch Basketball, sei das anders. Im Ergebnis setze sich der Kreislauf fort: Handball findet sich im Sportunterricht der Schulen nicht wieder. „Es ist fünf vor zwölf.“

Prof. Dr. Stefan König will während seines Impulsreferats zum Auftakt des Bundesjugendtages „den Leuten die Augen öffnen“, auf Basis von Schulsportprojekten Ansätze liefern, „Handball auf pädagogisch festere Füße zu stellen". 

Einen Ansatzpunkt sieht der Autor von Fachliteratur in der „dramatisch schlechter werdenden Fitness“ von Schülerinnen und Schülern. „Handball macht fit", sagt der Sportwissenschaftler. „Handball schafft Kraft- und Ausdaueranreize. Ein Impuls, den wir in die Schulen transportieren müssen.“