Fehlstart für den NHV - 27:30 zum Auftakt in Longerich
30.08.2015 3. Liga

Fehlstart für den NHV - 27:30 zum Auftakt in Longerich

30.08.2015 · 3. Liga, Staffel West · Von: pm verein

Fehlstart für den NHV - 27:30 zum Auftakt in Longerich

Es war eine Mischung aus Frust, Ärger, Enttäuschung, aber auch irgendwie Unglaube, die am späten Freitagabend nach dem Schlusspfiff von den Gesichtern der Spieler und Verantwortlichen des Neusser HV abzulesen war.

Soeben hatte der NHV das erste Drittliga-Saisonspiel bei Aufsteiger Longericher SC mit 27:30 (16:12) verloren - obwohl es lang Zeit nicht danach ausgesehen hatte. Und während die Gastgeber mit ihrem Anhang lautstark feierten, musste der NHV ernüchtert einen Fehlstart akzeptieren. „Wir haben lange ein ordentliches Spiel gemacht und hatten die Begegnung auch lange im Griff. Leider haben wir in der zweiten Hälfte nicht mehr konsequent genug gespielt und Longerich zurück ins Spiel kommen lassen“, erklärte NHV-Kapitän Bennet Johnen, der zehn Minuten vor Schluss nach der dritten Zeitstrafe „Rot“ gesehen hatte.

Bis dahin hatten die Neusser das Derby gerade wieder unter Kontrolle bekommen. Nach einer über weite Strecken ansehnlichen ersten Hälfte inklusive guter Defensivarbeit, einem soliden Matthias Reckzeh im Tor sowie Klarheit und Konsequenz im Angriffsspiel, gingen die Schützlinge von NHV-Trainer René Witte vor dem zahlreich mitgereisten und lautstarken Neusser Anhang mit einem verdienten 16:12-Vorsprung in die Kabine. Den gefürchteten Longericher „Hexenkessel“ hatten sie dank ihrer abgeklärten Vorstellung bis dato zu einer träge vor sich hin blubbernden Suppenschüssel und die NHV-Fans die Partie zu einem gefühlten Heimspiel gemacht.

„Den Start in die zweite Spielhälfte haben wir dann völlig hergeschenkt“, erklärte Witte, dessen Team in den ersten Minuten nach dem Wiederanpfiff mit den Köpfen noch gar nicht zurück auf dem Spielfeld zu sein schien. Die Folge: Der LSC übernahm innerhalb von nur acht Minuten und einem 6:0-Lauf mit 17:16 die Führung - daneben war nun auch das berüchtigte Heimpublikum auf Betriebstemperatur. „Und trotzdem haben wir uns wieder gefangen“, befand Witte. So glich der NHV zunächst zum 17:17 aus und übernahm in dem hart umkämpften, emotionalen und packenden Nachbarschaftsderby dann auch wieder das Kommando. Doch die folgenden Zwei-Tore-Führungen wie das 21:19 (43.) und das 25:23 (50.) konnten die Gäste nicht entscheidend ausbauen. „Dafür haben wir uns in entscheidenden Situationen einfach zu viele Fehler erlaubt - hinten wie vorne. Uns hat die Durchschlagskraft gefehlt, wir haben in der Schlussphase nur noch zwei Tore per Siebenmeter erzielen können - das sagt einiges aus“, sagte Witte zu den Problemen, die der NHV fortan gegen die LSC-Deckung hatte, die auf eine 5:1-Variante umgestellt worden war.

Nahezu jeder der Neusser Ballverluste und Fehlwürfe wurde von den Longerichern nun mit einfachen Gegenstoßtreffern - insgesamt deren neun - bestraft. „Wir haben in der Schlussphase auch ein wenig den Kopf verloren und Klarheit und Ruhe im Spiel vermissen lassen“, befand Bennet Johnen. Und so war das 26:25 durch Christopher Klasmann in der 56. Minute folgerichtig auch die letzte Neusser Führung.

Die Gründe für den durchaus vermeidbaren Fehlstart mochten dabei allerdings weder der Kapitän noch der Trainer in den teils durchaus strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen oder den Verletzungsproblemen - zahlreiche Spieler angeschlagen, Niklas Weis und Marcus Bouali fehlten komplett - suchen. Im Gegenteil: "Den Schuh müssen wir uns schon selbst anziehen", lautete das einhellige Fazit. Beide Verantwortungsträger blickten bereits kämpferisch in Richtung der nächsten Spiele. „Wir haben über weite Strecken gezeigt, was wir leisten können. Wir haben aber auch gesehen, dass wir viele Neuzugänge haben und noch nicht über 60 Minuten stabil sind“, erklärte Johnen, der in der vergangenen Meister-Saison mit dem TuS Ferndorf sogar die ersten beiden Liga-Partien zum Auftakt verloren hatte. Aus dieser Erfahrung weiß der Kreisläufer: „Wir müssen das Spiel abhaken und einfach ruhig weiterarbeiten.“ Witte sah es ähnlich: „Wir haben gesehen, was wir zu verbessern haben - und daran werden wir arbeiten.“

Am Sonntag tritt der Neusser HV zu einem Freundschaftsspiel bei der Saisoneröffnung von Oberligist Unitas Haan an. Am kommenden Freitag, 4. September, empfangen die Schützlinge von René Witte dann um 20 Uhr die SG Ratingen zum ersten Heimspiel.

NHV: Reckzeh, Moldrup (Tor) - C. Klasmann (10/4), Cosic (n.e.), Thomas (4), Breuer (n.e.), Klatt, Johnen (4), Fütterer (2), Handschke (2), Bahn (2), Schneider (n.e.), Murawski (3), Aust (n.e.).