Packendes Derby – NHV und Korschenbroich trennen sich 27:27
10.10.2015 3. Liga

Packendes Derby – NHV und Korschenbroich trennen sich 27:27

10.10.2015 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel West · Von: pm verein

Packendes Derby – NHV und Korschenbroich trennen sich 27:27

War es nun ein Punktgewinn oder ein Punktverlust? Die Frage, die nach einem Remis wie dem 27:27 (8:12) im Derby zwischen dem Neusser HV und dem TV Korschenbroich immer wieder gerne gestellt wird, wusste wenige Augenblicke nach dem Schlusspfiff am vergangenen Freitagabend niemand so recht zu beantworten. Weder der neue NHV-Trainer Jens Sieberger, noch sein Gegenüber, TVK-Coach Ronny Rogawska, mit dem er seit Jahren freundschaftlich verbunden ist.

„Ich werde erstmal ein, zwei Nächte drüber schlafen müssen, um das Ergebnis abschließend einordnen zu können. Wahrscheinlich geht die Punkteteilung aber insgesamt in Ordnung“, befand Sieberger, der erst am vergangenen Montag beim Handball-Drittligisten das Traineramt von René Witte übernommen hatte. Witte hatte nach dem missglückten 4:8-Punkte-Saisonauftakt sein Amt zur Verfügung gestellt und war als Manager und Geschäftsführer Sport und Marketing komplett in die Funktionärsebene des NHV1 aufgerückt.

Und Witte sah – ebenso wie die übrigen 750 Zuschauer in der sehr gut gefüllten und stimmungsvollen Hammfeldhalle – in seinem ersten Spiel in der Beobachterrolle über lange Zeit spielbestimmende Gäste. „Man hat doch über weite Strecken gemerkt, dass Korschenbroich einen gelungen Saisonstart hatte und entsprechend sicher auftreten konnte. Bei uns war das leider vor allem in der ersten Hälfte nicht der Fall“, erklärte Sieberger, dessen Schützlinge sich lange Zeit mit der 6:0-Abwehr des TVK schwer taten. „Wir wollten die guten und cleveren Neusser Spieler mit unseren offensiven Halben immer wieder in schwierige Abschlusssituationen bringen – das haben wir lange gut gemacht“, befand Gästetrainer Rogawska treffend. Dieser Umstand war nicht zuletzt daran abzulesen, dass der NHV erst in der 9. Minute in Person von Heider Thomas seinen ersten Treffer erzielen konnte (1:2) und wie auch bei den vergangenen Ein-Tor-Auswärtsniederlagen in Minden und bei Schalksmühle-Halver insgesamt erneut eine schwache Chancenausbeute zu verzeichnen hatte. 21 Fehlwürfe sprechen eine deutliche Sprache. „Da hat man vor allem in Halbzeit eins wieder unsere Verunsicherung gespürt“, befand Sieberger.

Dessen Mannschaft ließ sich jedoch weder vom fehlenden Wurfglück, noch vom durchgängigen Rückstand, der beim 12:17 (38.) seinen Höhepunkt erreicht hatte, beirren. Und auch das überwiegend schwache Überzahlspiel sollte am Ende keinen bleibenden Knacks hinterlassen. Im Gegenteil: Wie schon in den Vorwochen, stimmten Moral und Einstellung bei den Gastgebern bis zum Schlusspfiff. „Das ist eine super Basis, auf der wir in den nächsten Wochen aufbauen können“, sagte Sieberger. Und so kämpften sich die Neusser in der zweiten Spielhälfte dank einer Umstellung in der Abwehr von 6:0 auf 5+1 und zeitweise 4+2, aber auch dank taktischen Veränderungen in der Offensive Tor um Tor heran. Hier sorgten vor allem die nun treffsicheren Außen Viktor Fütterer und Markus Breuer für die nötigen Treffer.

Die Hammfeldhalle mit dem ersten Ausgleich zum 24:24 in ein Tollhaus zu verwandeln, war allerdings dem bis dato glücklosen NHV-Torjäger Christopher Klasmann vorbehalten. Und als dann Fütterer und Felix Handschke die Gastgeber per Doppelschlag dann auch noch erstmals in Führung brachten (26:25), hielt es niemanden mehr auf den Sitzen. Nach dem Ausgleich durch Michel Mantsch hätte dann Klasmann endgültig noch zum Neusser Matchwinner werden können. Schließlich legte der Rückraumshooter sechs Sekunden vor Schluss noch zum (scheinbar vorentscheidenden) 27:26 nach. Den direkten Korschenbroicher Gegenangriff unterbrach Felix Handschke dann regelwidrig und musste mit „Rot“ vom Feld. Die restlichen vier Sekunden der Partie nutzten die Gäste allerdings noch, um in Überzahl Matthias Deppisch auf Rechtsaußen freizuspielen. Der Routinier ließ dem ansonsten guten Mikkel Moldrup im NHV-Tor keine Chance und traf praktisch mit der Schlusssirene noch zum alles in allem gerechten Ausgleich. „Ich weiß nicht genau, was da in der Situation am Ende los war. Aber insgesamt habe ich trotz des Rückstands immer an meine Jungs geglaubt. Wir sind eine starke Mannschaft, haben eine gute Reaktion gezeigt. Jetzt müssen wir weiter arbeiten und unsere Form finden“, lautete Moldrups Fazit.

„Natürlich ist es ärgerlich, kurz vor dem Schlusspfiff noch den Ausgleich zu kassieren und das Gegentor darf so auch nicht passieren – auch wenn wir in Unterzahl sind. Aber wenn man den Spielverlauf betrachtet, müssen wir wohl mit dem Punkt zufrieden sein“, sagte NHV-Trainer Jens Sieberger, der dennoch „optimistisch in die nächsten Wochen“ blickt. Dass „der NHV bald in die Spur finden wird“, davon ist übrigens auch Siebergers Freund und Trainerkollege überzeugt. „Neuss hat eine richtig starke Mannschaft. Deshalb sind wir auch glücklich, hier einen Punkt geholt zu haben – das wird nicht vielen Mannschaften gelingen. Sobald Neuss in den Rhythmus kommt und sich Selbstvertrauen zurückgeholt hat, wird es hier sicher gut laufen. Jens wird gute Arbeit machen, da bin ich sicher.“

Worte, die nach den nicht unbedingt einfachen zurückliegenden Wochen sicher guttun – auch wenn, oder gerade weil sie ausgerechnet aus dem Lager des Lokalrivalen kommen.

NHV: Moldrup, Reckzeh (Tor) – Murawski, Aust (5), Klasmann (2), Cosic (n.e.), Thomas (1), Breuer, Weis (je 4), Johnen (3), Fütterer (4), Handschke, Bahn (1), Schneider.

Siebenmeter: NHV 0/1, TVK 3/3

Zeitstrafen: NHV 1, TVK 7

Bes. Vorkommnisse: – Markus Neukirchen (TVK) sieht in der 32. Minute nach der 3. Zeitstrafe die Rote Karte. – Felix Handschke sieht 3 Sekunden vor dem Schlusspfiff wegen „Unsportlichkeit“ die Rote Karte mit Bericht.

Spielverlauf aus NHV-Sicht: 0:2, 2:4, 3:5, 4:6, 5:8, 7:8, 8:9, 8:12 – PAUSE – 8:13, 10:13, 11:15, 12:17, 13:18, 16:19, 19:21, 19:23, 21:23, 21:24, 24:24, 24:25, 25:25, 26:25, 27:26, 27:27.