„Wollen Chance nutzen, wenn es alle wollen“: HSG-Präsident Otto Eblen über die 2. Bundesliga
27.11.2015 3. Liga

„Wollen Chance nutzen, wenn es alle wollen“: HSG-Präsident Otto Eblen über die 2. Bundesliga

27.11.2015 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel Süd · Von: pm verein

„Wollen Chance nutzen, wenn es alle wollen“: HSG-Präsident Otto Eblen über die 2. Bundesliga

Otto Eblen engagiert sich seit mehr als 30 Jahren in verschiedenen Funktionen wie der Jugendarbeit, als Trainer und im Management bei der HSG Konstanz. Seit 1991 ist der 68-Jährige Präsident der HSG. Otto Eblen hat zwei Söhne, zwei Töchter und vier Enkel, sein Sohn Daniel trainiert die erste Mannschaft, sein Sohn Tobias ist Talenttrainer der HSG Konstanz und Trainer der zweiten Mannschaft in der Oberliga.

Im Gespräch mit HSG-Pressesprecher Andreas Joas erläutert Otto Eblen die Ziele der HSG Konstanz, spricht über einen möglichen Aufstieg, was dazu benötigt wird und wagt einen Blick auf das absolute Drittliga-Topspiel zwischen Spitzenreiter HSG Konstanz und dem Tabellenzweiten SG Leutershausen am Samstag um 20 Uhr in der Schänzle-Sporthalle.

Als weiteres Highlight erhält jeder Besucher des Schlagerspiels am Samstag nach dem Duell um die Tabellenspitze in einer Konstanzer Diskothek gegen Vorlage der Eintritts- oder HSG-Dauerkarte einen Verzehrgutschein in Höhe von fünf Euro.

Herr Eblen, die Fragen angesichts der Tabellenführung und sieben Siegen in Folge werden immer zahlreicher und lauter. Was sind die Ziele der HSG Konstanz?

Unser erstes Ziel ist es, auch nach dem Superball am 30. Januar und dem Spiel gegen die SG Nußloch Tabellenführer zu sein. Die Saison ist noch sehr lang, da kann jede Menge passieren, wie etwa Verletzungen. Insofern liegt dieses Ziel in absehbarer Zeit.

Gerade die Frage nach einem möglichen Aufstieg bewegt die Region…

Es müssen alle wollen. Mannschaft, Umfeld, Zuschauer und Sponsoren. Dass die Mannschaft will, ist deutlich zu sehen. Sie tut alles, um an der Spitze zu bleiben. Wir alle sind froh, vorne mit dabei zu sein und uns nicht mit dem in diesem Jahr besonders unberechenbaren Abstiegskampf beschäftigen zu müssen. Man sieht jede Woche, wie schnell man unten reinrutschen kann. Von den Sponsoren haben wir Zeichen bekommen, dass sie einen möglichen Aufstieg mittragen. Die Zuschauer können und werden mit ihrem Besuch der Heimspiele abstimmen und können ihren Willen für Handball auf großer Bühne bekunden.

Wie bewerten Sie die erhaltenen Signale?

Es tut sich gerade vieles in Konstanz. Es sind sehr erfreuliche Zeichen zu erkennen, siehe die überragende Unterstützung von an die 70 Fans in Pfullingen. Welche Reaktionen im Umfeld die Leistungen der Mannschaft freisetzen, dazu nur zwei Beispiele. Ein treuer Unterstützer überraschte uns mit der Zusage eines größeren fünfstelligen Betrages im Falle des Aufstieges. Nach dem Auswärtssieg in Pfullingen meldete sich bereits am Sonntagmorgen ein alter Anhänger aus dem Hegau mit der Nachricht: „Ihr bekommt 15.000 Euro, wenn ihr aufsteigt“. Wir befinden uns darüber hinaus in guten Gesprächen mit den bestehenden und neuen Sponsoren. Man kann den Aufstieg nicht nur von uns verlangen, sondern muss uns dabei auch unterstützen, wenn man diesen Weg für sinnvoll erachtet. Wenn jemand Leistung bringt, muss er gefördert werden. Keiner kann uns vorwerfen, dass wir nicht unseren Teil zum Erreichen eines großen Zieles leisten.

Bis wann wird eine Entscheidung über einen möglichen Aufstieg fallen?

Sowohl mit Spielern als auch Sponsoren sind wir schon jetzt in aussichtsreichen Gesprächen. Ebenso sind wir dabei, uns mit den Anforderungen für die 2. Bundesliga, wie etwa mit den Voraussetzungen für das Jugendzertifikat, zu beschäftigen. Diese Anforderungen für einen erfolgreichen und sinnvollen Unterbau umzusetzen ist in jedem Fall wichtig, dies streben wir unabhängig von der Frage eines möglichen Aufstieges an. Außerdem muss der Lizenzantrag schon bis 1. März gestellt werden. Bis Ende Januar ist deshalb die Entscheidung fällig. Bis dahin müssen alle ihren Teil zur Verwirklichung des großen Zieles beitragen und ihr Votum abgeben. Es muss aber jedem klar sein, dass die 2. Bundesliga auch nötige Änderungen und Anpassungen mit sich bringen wird, wie etwa die Angleichung der Eintrittspreise, und es ist sicher, dass wir in der Zweiten Liga nicht mehr so oft gewinnen werden wie in der 3. Liga. Die Treue unserer Zuschauer setzen wir voraus. Wir werden unseren eingeschlagenen Weg weitergehen und sehen gerade am Beispiel Neuhausen, die wir in der Vorbereitung geschlagen haben und jetzt fünfmal in Folge gewonnen haben, dass mit Motivation und einer guten Einstellung auch in der 2. Bundesliga viel zu erreichen ist. Warum sollten wir es nicht auch eine Liga höher schaffen?

Stellt der Aufstieg nicht auch ein Risiko dar?

Wir wollen am Ende der Saison ganz vorne sein und die Chance auf den Aufstieg nutzen, wenn die Rahmenbedingungen es erlauben. Man hat an mehreren Beispielen gesehen, was passieren kann, wenn man die Chance nicht nutzt. Wenn man sich die Tabelle der Zweiten Liga ansieht, kann es aufgrund der Absteiger in den nächsten Jahren sehr schwer werden, aufzusteigen. Man muss auch eine Perspektive bieten können. Wir werden keine weiteren Jugend- und Junioren-Nationalspieler bekommen, nur um die 3. Liga zu erhalten. Die Mannschaft in der aktuellen Besetzung begeistert uns alle. Zwar muss man sich bei einem Aufstieg punktuell verstärken, aber die Aufstellung des Teams wird sich dann nicht wesentlich verändern, die Gehaltsstruktur auch nicht.

Bergen die neue Situation und der mögliche Aufstieg nicht die Gefahr, dass sie Auswirkungen auf die mentale Verfassung der Mannschaft haben?

Die Formulierung unserer Ziele bedeutet keinen Druck für unser Team, ich habe den Eindruck, dass es daraus sogar sehr viel Selbstvertrauen ableitet und spürt, was wir ihm zutrauen. Das setzt zusätzliche Kräfte frei, weil jeder die Chance sieht, sein sportliches Lebensziel erreichen zu können. Vor dem Spiel in Pforzheim haben wir uns mit der Mannschaft unterhalten und gesagt, dass wir, um vorne mitspielen zu können, gewinnen müssen. Die Reaktion der Spieler ist bekannt. Der Verein braucht indessen selbst das Vertrauen und die Unterstützung von allen Seiten.

Haben Sie selbst mit dieser schnellen, unglaublich positiven Entwicklung gerechnet?

Vor der Saison wurde von machen schon die Totenglocke für uns geläutet, weil einige Leistungsträger nicht mehr mit dabei sind. Wir haben unseren hochtalentierten Neuzugängen aber immer zugetraut, die Lücken zu füllen. Man vergisst immer, dass auch neue Gesichter gute Leistungen bringen können. Sie müssen sich wohlfühlen und sich hier auch mit einem Studium persönlich weiterentwickeln können. Ihre Leistungen zeigen uns, dass sie dies tun.

Was ist das Erfolgsrezept für den aktuellen Höhenflug?

Die Neuzugänge haben viel an Ehrgeiz und positivem Input mitgebracht. Da kann auch das Trainerteam auf einem ganz anderen Level arbeiten. Außerdem haben wir das Trainerteam sukzessive erweitert, haben einen Mentaltrainer, einen Talenttrainer für die Perspektivspieler und auch einen Athletiktrainer hinzugewonnen, unsere Struktur und das Umfeld vergrößert, ausgebaut und verbessert. Zudem bieten wir unseren Torhütern die Möglichkeit, bei den Kadetten Schaffhausen am Torwarttraining teilzunehmen. Gerade von außen bekommen wir immer wieder die Bestätigung, dass wir gute Arbeit leisten. Auch im Management arbeiten wir jeden Tag, um etwas zu erreichen und betreiben einen großen Aufwand – und zwar mit den eigenen Leuten, die wir selbst ausgebildet haben, die bei uns bleiben und sich mit dem Verein identifizieren. Das ist ganz wichtig und schafft Kontinuität, um etwas Dauerhaftes aufzubauen.

Am Samstag kommt es um 20 Uhr in der Schänzle-Sporthalle gegen den Tabellenzweiten und direkten Verfolger Leutershausen zum absoluten Spitzenspiel. Ein richtungsweisendes Duell?

Dieses Spiel ist kein Endspiel. Es ist lediglich ein weiterer Schritt. Die Mannschaft schafft es immer wieder, sich selbst aus Schwächephasen zu befreien und hat damit die Möglichkeit, jeden in der Liga zu schlagen. So gehen wir in jedes Spiel. Bei jeder guten Aktion steht die Bank mit den Auswechselspielern – das zeigt unseren Teamgeist. So haben wir in verschiedenen Spielen auch die Ausfälle von Mathias Riedel, Paul Kaletsch und Simon Flockerzie kompensiert. Alle haben verstanden, dass das große Ganze, der gemeinsame Erfolg zählt. Diesem ist alles untergeordnet. Warum sollten wir jetzt die Chance nicht nutzen? Die 2. Bundesliga in Konstanz ist für alle erstrebenswert. Wir haben bereits viel geschaffen, was dafür nötig ist.

Was macht diese gewachsene Struktur aus und wo will und muss sich die HSG Konstanz in Zukunft noch weiterentwickeln?

Wir haben für unsere Ballschule für Kinder von drei bis sechs Jahren, den Handball-Sport-Garten, einen Sportwissenschaftler eingestellt. Die Förderung des Nachwuchses und der Kinder ist ein ganz entscheidender Faktor. Das ist die Basis und gibt die Struktur, die auch bei Misserfolg hält. Dazu unsere Kooperationen mit den beiden Konstanzer Hochschulen Exzellenzuniversität und HTWG, mit denen wir beste Voraussetzungen für unsere Spieler schaffen können. Dazu trägt auch die zweite Mannschaft in der Oberliga bei, mit der wir Spielern, die den Sprung in die 3. Liga nicht auf Anhieb schaffen, eine Perspektive und die Möglichkeit zur Weiterentwicklung auf hohem Niveau bieten. Wir werden weiter mit viel Einsatz und Kreativität die eingeschlagenen Wege weitergehen, die uns vorangebracht haben. Auf dieser Basis wollen wir uns weiterentwickeln und die Jugendarbeit in der Breite und Spitze weiter intensivieren und noch früher damit beginnen. Wir ermuntern unsere Trainer, den A-Schein zu erlangen. Das zahlt sich aus, wir müssen in größeren Zeiträumen denken.

Wie nehmen Sie selbst die Euphorie in Konstanz und der Region rund um die HSG Konstanz wahr, steckt das an?

Davon darf man sich als Entscheidungsträger nicht beeinflussen lassen, denn sie ist für die tägliche Arbeit kein guter Ratgeber. Unsere Aufgabe ist es, den Alltag zu bewältigen, aber auch neue Visionen vorzugeben. Man muss immer realistisch bleiben. Es bietet sich jetzt die Chance, etwas Schönes zu erreichen. Wir freuen uns alle, wenn alle mit uns mitgehen, sich mit uns freuen und vor allem unsere Ziele mittragen. Dieses tolle Gemeinschaftsgefühl gilt es jetzt einfach mitzunehmen. Mit Fleiß wollen wir zusammen das Maximale herausholen – und die Chance auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga nutzen.

Fragen: Andreas Joas