#RoadtoPoland: Melsunger Flügelzange - mehr als nur Ersatz

Vor der EHF EURO 2016 in Polen werden unter dem Motto "Road to Poland" alle Nationalspieler aus dem vorläufigen 17er Kader in den sozialen Medien näher vorgestellt. Mit dem Hashtag #RoadtoPoland können sich auch die Fans auf die Europameisterschaft einstimmen und online auf Facebook, Twitter oder Instagram Grußbotschaften für die Nationalmannschaft teilen. Der erste Halt auf der "Road to Poland" ist die MT Melsungen.

Die zurückliegenden Weihnachtstage waren turbulent in Melsungen – und dafür durften sich die Nordhessen vor allem im gerade einmal 250 Kilometer entfernten Mannheim bedanken. Doch während in Baden die Verletzungen der Leistungsträger Uwe Gensheimer (Muskelfaserriss und Achillessehnenreizung) und Patrick Groetzki (Wadenbeinbruch) - beide fallen für die EHF EURO im Januar in Polen und für die ersten Spiele der Rhein-Neckar Löwen im neuen Jahr aus - zwei Hiobsbotschaften innerhalb von einer Woche glichen, herrschte in Melsungen freudige Aufregung. Denn für die Löwen-Flügelzange rutschte die MT-Variante in den vorläufigen 17er Kader von Bundestrainer Dagur Sigurdsson für die EM. Michael Allendorf auf Linksaußen und Johannes Sellin auf Rechtsaußen sind indes keineswegs unbeschriebene Blätter in der Nationalmannschaft, und damit sicherlich auch mehr als bloßer Ersatz.

Der 29-jährige Allendorf trug den Adler bereits 17 Mal (26 Tore) auf der Brust, der vier Jahre jüngere Sellin lief sogar schon 39 Mal (91 Tore) im DHB-Dress auf und gehörte zuletzt auch bei der WM 2015 in Katar zum deutschen Aufgebot. Im Verein sind die beiden unangefochtene Führungsspieler und vor allem Torgaranten. Nach 20 Spielen in der DKB Handball-Bundesliga hat sich die MT Melsungen souverän in den Top 5 festgesetzt, das Doppel Allendorf/Sellin zeichnete allein für 137 Treffer verantwortlich - genau ein Viertel aller Melsunger Hinrunden-Tore. Mit 89 Toren gehört Sellin zu den besten 20 Torjägern der gesamten Liga, und das bereits die dritte Spielzeit in Folge.

Der 1,85 Meter große Linkshänder, der gebürtig von der Insel Usedom stammt, fand über die Füchse Berlin den Weg nach Melsungen. In der Hauptstadt reifte Sellin über die Jugend bis zum Final-Four-Teilnehmer in der Champions League 2011/12, warf für die Füchse in der Saison darauf zum ersten Mal in seiner Karriere 100 Saisontore. Eine Marke, die er anschließend in Melsungen Jahr für Jahr pulverisiert. Nur allzu verständlich, dass Sellin auch in den DHB-Auswahlen schnell zum Stammpersonal zählte: 2011 holte er mit der U21-Auswahl den WM-Titel in Griechenland, ein Jahr darauf debütierte der sichere Strafwurfschütze, der am Silvestertag seinen 25. Geburtstag feiert, in der A-Nationalmannschaft.

Mit Michael Allendorf hat Sellin in Melsungen einen kongenialen Partner auf dem linken Flügel. Der gebürtige Heppenheimer ging in diesem Jahr bereits in seine zehnte Erstliga-Saison, allesamt in den Trikots hessischer Spitzenclubs. Von der SG Wallau-Massenheim zog es Allendorf zur HSG Wetzlar, und nach vier erfolgreichen Spielzeiten für die Grün-Weißen, während derer er 2007 auch seine Premiere für die DHB-Auswahl feierte, weiter zur MT Melsungen. Seitdem ist der 1,90 Meter große Goalgetter, den zu Beginn der laufenden Saison ein Muskelfaserriss noch etwas zurückwarf, nicht mehr aus Nordhessen wegzudenken. Und auch in der Nationalmannschaft ist er immer wieder ein gern gesehener Gast. Schnelles Umschaltspiel, eine hohe Trefferquote von Außen und vom 7-Meter-Punkt: Das Comeback von Michael Allendorf verspricht ein Spektakuläres zu werden.