Der Traum von der Medaille in Rio - Linkshänder Fabian Wiede im Interview
30.07.2016 A-Nationalmannschaft Männer

Der Traum von der Medaille in Rio - Linkshänder Fabian Wiede im Interview

30.07.2016 · Slider, Home, Nationalteams, Männer Nationalteam, Rio 2016 · Von: BP

Der Traum von der Medaille in Rio - Linkshänder Fabian Wiede im Interview

Genau eine Woche vor seinem 22. Geburtstag wurde Fabian Wiede am 31. Januar dieses Jahres in Krakau Europameister, nun fährt der Linkshänder der Füchse Berlin zu den Olympischen Spielen. Trotz seines jungen Alters hat der gebürtige Brandenburger schon einige Trophäen in seinem Schrank: Dreimal Deutscher A-Jugendmeister, U20-Europameister, DHB-Pokalsieger, EHF-Pokalsieger, Vereinsweltmeister - und nun eben auch Europameister. Abzuheben ist vor dem Abflug nach Rio aber nicht seine Art - wie dieses Interview beweist.

Sie waren im Januar im Europameisterteam. Waren Sie aus diesem Grund für Olympia gesetzt?
Fabian Wiede: Niemand war gesetzt, denke ich. Aber ich hatte gegen Tunesien - gleich vor der Nominierung - ein ganz gutes Spiel hingelegt. Dennoch hätte immer noch alles passieren können. Deswegen war die Freude riesengroß, als ich auf Dagurs Liste stand.

Wurde die Freude dadurch noch größer, dass Ihr Kumpel und Vereinskamerad Paul Drux auch dabei ist?
Fabian Wiede: Natürlich freue ich mich auch für ihn, nachdem er die EM wegen seiner Verletzung verpasst hatte. Es ist aber auch hart für die, die jetzt nicht dabei sind, alle haben sich mit ihrer Leistung eingebracht. Paul hat es eben geschafft, sich durch seine Leistung wieder zurückzukämpfen. 

Was verbinden Sie persönlich mit den Olympischen Spielen?
Fabian Wiede: Das ist das größte Sportereignis überhaupt, davon träumt jeder Sportler, aber viele schaffen es nicht, dabei zu sein. Für mich reicht es in Rio aber nicht, nur dabei zu sein, sondern ich will auch etwas gewinnen.

Was wissen Sie denn schon vom Olympischen Dorf oder der Future-Arena in Rio?
Fabian Wiede: Dazu kam ich noch gar nicht, mich damit zu befassen. Unser Physiotherapeut war schon mal da, der hat mir ein bisschen was erzählt. Aber außer dem Spielplan weiß ich eigentlich noch nichts, was mich erwartet.

Sehen Sie Ihre Mannschaft als Favorit in der Vorrundengruppe?
Fabian Wiede: Das ist schwer zu sagen, ob wir Favorit sind oder ob es überhaupt einen Favoriten gibt. Schweden, Slowenien und Polen sind auf einem Level wie wir. Wir sollten das von Spiel zu Spiel sehen. Als wir zur EM angereist sind, waren wir auch nicht der Favorit. Damit sind wir eigentlich gut gefahren.

Waren Sie mit den letzten Testspielen zufrieden?
Fabian Wiede: Gegen Dänemark hatten wir eine Angriffseffektivität von 40 Prozent, so kann man kein Spiel gewinnen, gegen niemanden in Rio. Aber wie auch gegen Ägypten danach stand die Abwehr gut. Was aber jeder gesehen hat: Wir waren voll motiviert, wobei wir den Schwung aus Polen noch nicht so richtig aufgenommen haben.

Das heißt, in Rio müssen Sie erst noch in den EM-Modus umschalten?
Fabian Wiede: In einigen unserer Testspielen seit dem EM-Titel haben wir unseren Kopf verloren. Bei der EM hatten wir zum Beispiel eine knallharte Abwehr, die hatten wir jetzt nicht mehr. Aber bis zum ersten Spiel werden wir diese Aggressivität wieder aufbauen.

Ist durch den EM-Titel im Januar die Erwartungshaltung gestiegen?
Fabian Wiede: Ich denke schon, sowohl in der Mannschaft als auch von außen. Wir wollen etwas erreichen, wir wollen weit kommen, so wie in Polen. Wir haben einige starke Konkurrenten in der Vorrundengruppe und definitiv einen Hammergegner im Viertelfinale. Aber seit der EM wissen wir auch, wie stark wir in K.o.-Spielen auftrumpfen können.

Sehen Sie sich als Nummer 1 im rechten Rückraum?
Fabian Wiede: Ich denke, das hängt vom Gegner ab, gegen den wir spielen, sowie, wie die letzte Phase der Vorbereitung läuft. Aber der Vorteil von Kai Häfner und mir ist: Es läuft, egal, wer auf der Platte steht. Wir wissen aber auch, dass Steffen Weinhold eine Klasse besser ist - daher ist seine Verletzung ein schwerer Schlag für uns alle. Kai und ich werden versuchen, ihn so gut, wie es geht, zu ersetzen. Mir persönlich ist es egal, ob ich die ersten 15 Minuten oder die letzten 15 Minuten auf dem Feld stehe.

Haben Sie sich den 21. August, den Finaltag von Rio, schon in Ihren Kalender eingetragen?
Fabian Wiede: Eingetragen noch nicht, aber das ist der Traum jedes Sportlers, eine olympische Medaille zu gewinnen. Wir fahren nicht dahin, um Rio zu erleben, sondern um etwas zu reißen. Um am 21. August noch um die Medaillen zu spielen, muss alles passen, das ist ein weiter Weg. Ich bin gespannt, wie weit wir ihn gehen.