„Wir wollen in Rio etwas Großes erreichen“ - Interview mit Kapitän Uwe Gensheimer
02.08.2016 A-Nationalmannschaft Männer

„Wir wollen in Rio etwas Großes erreichen“ - Interview mit Kapitän Uwe Gensheimer

02.08.2016 · Slider, Home, Nationalteams, Männer Nationalteam, Rio 2016 · Von: bp

„Wir wollen in Rio etwas Großes erreichen“ - Interview mit Kapitän Uwe Gensheimer

Am späten Montagabend startete der Flieger von Frankfurt nach Rio - an Bord die deutschen Handballer, die am Sonntag gegen Schweden ihr erstes Vorrundenspiel bestreiten (16.30 Uhr deutscher Zeit). Aufs Feld werden sie dann von Uwe Gensheimer geführt werden, der wie alle seine Mannschaftskameraden seine ersten Olympischen Spiele bestreiten wird.

Vor dem Abflug äußert sich Gensheimer (29), der ab der kommenden Saison für Paris Saint Germain spielt, zu seiner Vorfreude und den deutschen Chancen in Rio.

Mannheim, Rio, Paris - die nächsten Wochen und Monate bringen einige Herausforderungen. Sind Sie bereit?

Uwe Gensheimer: Mannheim, Rio, Paris hört sich wirklich gut an. Aber erst einmal liegt jetzt der ganze Fokus auf Olympia. Der Umzug nach Paris folgt dann erst Ende August, da ist meine Frau aber schon aktiv, was die Planungen betrifft.

Sie konnten wegen einer Verletzung nicht bei der erfolgreichen EURO dabei sein. Waren Sie sich dennoch sicher, für Olympia nominiert zu werden?

Uwe Gensheimer: Ich hatte es natürlich erhofft und war sehr glücklich, dass ich nun mit nach Rio fliege. Aber ich fühle - gerade als Kapitän - natürlich auch mit denen, die nicht dabei sind. Ich kann da mitfühlen, ich hatte solch‘ eine Erfahrung auch gemacht, war kurz davor, dann aber nicht dabei.

Also hätten Sie nicht in der Haut von Bundestrainer Dagur Sigurdsson stecken wollen, der aus über 20 potenziellen Kandidaten nur 14 auswählen durfte?

Uwe Gensheimer: Dagur hatte die Qual der Wahl, aber ich kann es persönlich nicht verstehen, warum die Kader so klein sind. Scheinbar ist das Olympische Dorf zu klein für Handball.

Als Sie nach Ihrer Verletzung wieder zur Mannschaft gestoßen waren, hatte sich im Team der Bad Boys etwas geändert, nachdem sie Europameister geworden waren?

Uwe Gensheimer: Grundsätzlich waren es natürlich dieselben Gesichter, aber man gemerkt, dass alle nun viel mehr Selbstvertrauen hatten, das war ganz klar die positive Wirkung des Titelgewinns. Ich hoffe, dass wir genau dieses Selbstvertrauen auch in Rio auf die Platte bringen können. Aber die letzten Testspiele haben gezeigt, dass es auch für einen Europameister nicht von alleine geht, wir müssen uns in jedem Spiel neu beweisen.

Hat der Mannschaft, die seit dem EM-Finale nur noch Testspiele bestritten hat, vielleicht auch der Wettkampfcharakter gefehlt?

Uwe Gensheimer: Nein, wir wissen alle, dass wir diese Testspiele dazu nutzen mussten, um uns einzuspielen, um genau auf dieses Level zu kommen, dass wir bei der EURO hatten.

Die Future-Arena, wo das Handballturnier stattfindet, das Olympische Dorf - mit was haben Sie sich vor dem Abflug in puncto Rio schon genauer befasst?

Uwe Gensheimer: Eigentlich noch mit gar nichts außer dem Spielplan, mein Fokus lag auf Handball. Nun bin ich gespannt.

Aber das Ziel Olympia hatten Sie doch sicher immer vor Augen?

Uwe Gensheimer: Wir reisen nach Rio, um etwas ganz Großes zu erreichen, schließlich ist es für uns alle die erste Olympiateilnahme überhaupt. Das ist schon spannend!

Wie lauten Ihre sportlichen Ziele?

Uwe Gensheimer: Wir wollen erst einmal die Vorrunde überstehen. Aber - genau wie bei der EURO - werden Kleinigkeiten Spiele entscheiden. Man kann mit einem Tor gewinnen oder mit einem Tor verlieren. Ein guter Start ist erst einmal wichtig, und ich denke wir haben genug Selbstvertrauen, um zu sagen, dass wir um eine Medaille spielen können. Aber in K.o.-Spielen kann alles passieren.

Nachdem es zum Abschied endlich mit dem Meistertitel bei den Rhein Neckar Löwen geklappt hat, dürfte Ihr Selbstvertrauen am Anschlag sein?

Uwe Gensheimer: Ja, ich habe diese Mission erfüllt, jetzt liegen neue Missionen vor mir. Olympia ist da natürlich nochmal eine Stufe höher, das wird der Höhepunkt meiner Karriere. Aber obwohl es überall viel zu sehen gibt, müssen wir den Fokus auf unser Spiel halten, dürfen uns nicht ablenken lassen. Ich habe jedenfalls eine Riesen-Vorfreude auf das Turnier.

Ist es nur dieser Vier-Jahres-Turnus, der Olympia für Sie so speziell macht?

Uwe Gensheimer: Auch das gehört dazu. Wenn man - egal in welcher Sportart -  eine EM- oder WM-Medaille gewinnt, ist das etwas Großes, aber eine Olympiamedaille steht doch über allem. Sportlich gesehen dürfte eine EM schwerer zu spielen sein, aber vom Stellenwert ist Olympia doch viel höher.

Sie haben Olympische Spiele bislang nur vorm Fernseher verfolgt. Was haben Sie sich neben Handball am meisten angeschaut?

Uwe Gensheimer: Basketball, Hockey oder Leichtathletik - aber im Endeffekt schaut man sich Als Sportbegeisterter doch alles an, man bleibt einfach den ganzen Tag vor dem Fernseher.