Mehr Frauen in die Gremien – Wenn nicht jetzt, wann dann?
15.04.2016 Landesverbände

Mehr Frauen in die Gremien – Wenn nicht jetzt, wann dann?

15.04.2016 · Landesverbände, Engagement, Home, Frauenkommission · Von: oti

Mehr Frauen in die Gremien – Wenn nicht jetzt, wann dann?

Der Bundesrat des Deutschen Handballbundes (DHB) wird sich während seiner nächsten Zusammenkunft im Mai mit der „Chancengleicheit im Sport“ beschäftigen. Das kündigte Rolf Reincke, Vizepräsident Organisation des DHB, während einer gleichlautenden Arbeitstagung der Präsidenten der Landesverbände in Kassel an. Reincke, zugleich auch Vorsitzender der Frauenkommission des Spitzenverbandes, hatte gemeinsam mit der DHB-Frauenbeauftragten Dr. Verena Jung zu der Tagung eingeladen. Begleitet wurden das Treffen durch Dr. Petra Tzschoppe, Vizepräsidentin Frauen und Gleichstellung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Im Mittelpunkt der Beratungen stand die Festlegung der Geschlechterquote, die die Mitgliederversammlung des DOSB im Dezember 2014 per Satzung festgeschrieben hat. Rolf Reincke in Kassel mit Blick auf den derzeit in den Gremien des DHB in Beratung befindlichen Umgestaltungsplan: „Wenn wir die Geschlechterquote berücksichtigen wollen, müssen wir im Bundesrat im Mai die Impulse in die Beratungen geben.“

Die von der Mitgliederversammlung des DOSB einstimmig beschlossene Geschlechterquote sieht vor, dass in allen DOSB-Gremien künftig Frauen und Männer zu jeweils mindestens 30 Prozent vertreten sind. Im Präsidium gilt dies als Soll-Quote. In den Gremien ist die Quote ein Muss.

Petra Tzschoppe und Verena Jung ließen in Kassel Zahlen sprechen. Laut Bestandserhebung des DOSB aus dem Jahr 2015 sind 37 Prozent der Mitglieder des Deutschen Handballbundes Frauen, 40 Prozent der gemeldeten Mannschaften Frauen- oder Mädchenteams. Aktuell werden die Präsidien der Landesverbände des DHB zu elf Prozent mit Frauen besetzt, die Vorstände in den Gliederungen mit 13 Prozent.

Die elf Vertreter der 22 Landesverbände, die an der Sitzung in Kassel teilnahmen, sehen im Gros Handlungsbedarf, mehr Frauen für Lenkungspositionen im Sport zu gewinnen. Im Wesentlichen nicht aufgrund der vom Dachverband des organisierten Sports im Deutschland festgeschriebenen Quote. Verena Jung sprach schon zu Beginn der Tagung in Kassel von einer Chance, durch verstärkte Ansprache mehr qualifizierten Nachwuchs für das Ehrenamt zu gewinnen. Aber: „Wir werden nicht den Raum verlassen und eine Lösung in der Hand haben.“

Diskutiert wurden in Kassel verschiedenste Ansätze; angefangen bei der Schaffung von „Tandem-Lösungen“ bei der Besetzung von Spitzenpositionen über die Ansprache von ehemaligen Auswahlspielerinnen bis hin zur gezielten Suche von „Organisationstalenten“, die für die Präsidien und Gremien gewonnen werden sollten. Potential verberge sich auch im aktuellen Kreis der Jugendsprecher, in dem, zumindest im Bayerischen Handball-Verband, laut Präsident Gerd Tschochohei, die „jungen Damen“ derzeit „deutlich in der Überzahl“ wären.

Dr. Verena Jung forderte die Präsidenten in Kassel auf, Ehrenamt so zu gestalten, dass es mit Beruf und Familie zu vereinbaren ist; wovon nicht nur Frauen profitieren würden. Dass sich ein etwaiger Mehraufwand lohne, darüber sind sich die Veranstaltungsteilnehmer einig. Aus Sicht von Dr. Petra Tzschoppe sei die Zeit, Änderungen in den Strukturen des (Handball-)Sports herbeizuführen, günstiger denn je – vor allem mit Blick auf die Weltmeisterschaft der Frauen vom 1. bis 17. Dezember kommenden Jahres in Deutschland.