Meisterliche Saison mit magischen Momenten: HSG Konstanz zurück in 2. Bundesliga
19.05.2016 3. Liga

Meisterliche Saison mit magischen Momenten: HSG Konstanz zurück in 2. Bundesliga

19.05.2016 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel Süd · Von: pm verein

Meisterliche Saison mit magischen Momenten: HSG Konstanz zurück in 2. Bundesliga

Mit letztlich 46:14 Punkten, 21 Siegen, vier Remis und nur fünf Niederlagen bei 843:771 Toren und der Süddeutschen Meisterschaft endete die bislang wohl erfolgreichste Saison der HSG Konstanz – mit einem riesengroßen Fest vor über 1700 Fans beim letzten Heimspiel und mehr als 500 bei der Meisterehrung auf einem Schiff im Konstanzer Hafen. Dem zuvor ging eine achtmonatige Achterbahnfahrt der Gefühle. Durch den Aufstieg in die eingleisige 2. Bundesliga gehört die HSG erstmals zu den besten 38 Handball-Mannschaften Deutschlands und zur stärksten zweiten Liga der Welt. Beim Zweitliga-Gastspiel von 2001 bis 2004 nach den Regionalliga-Meisterschaften 2000 und 2001 war das Bundesliga-Unterhaus noch in eine Nord- und Südstaffel unterteilt.

Im Moment großer Erfolge gibt es oft diesen einen magischen Moment, ein besonderes Bild, das lange in Erinnerung und sofort mit diesem Erfolg in Verbindung gebracht wird. Wie am 20. April im Kabinentrakt der Konstanzer Schänzle-Sporthalle. Doch während Bilder wie die von Franz Beckenbauer nach dem Gewinn der Fussball-WM 1990 oder Oliver Kahns Jubel mit der Eckfahne nach der Last-Minute-Meisterschaft 2001 um die Welt gingen, blieben die Bilder aus Konstanz im Verborgenen. Zwei Spieltage vor Schluss war Konstanz nach Leutershausens Niederlage an einem Mittwochabend vorzeitig Meister.

HSG-Präsident Otto Eblen zog sich vom wilden Jubel zurück und schlich einsam über das Spielfeld – bis sein Sohn Daniel, Cheftrainer der HSG, vom unruhigen Spaziergang um die Halle zurück war. Minutenlang lagen sich nun Vater und Sohn in den Armen und genossen den Moment ihres größten sportlichen Erfolges – und den bisherigen Höhepunkt ihres Lebenswerkes. Tränen flossen und die ganze Anspannung der letzten Wochen fiel von den Vätern des Erfolgs ab.

Anspannung, die ihren Ursprung in 28 nervenaufreibenden Spieltagen zuvor hatte. Und einen weiteren dieser magischen Momente, der im Nachhinein als Initialzündung für die Meisterschaft gelten könnte. Es war vor dem Match am 9. Spieltag beim großen Meisterschaftsfavoriten Pforzheim, als Otto Eblen seinen Spielern im Training auf den Weg gab: „Wer in Pforzheim gewinnt, wird Meister. Wir wollen aufsteigen.“ Zunächst überraschte Mienen in den Gesichtern der Spieler – wenige Tage später folgte die Antwort auf die Ansage des Präsidenten. 20:19 – für Konstanz. Nach zwei Niederlagen in der Anfangsphase der Saison war die HSG nun endgültig im Konzert der großen Teams mit dabei und sollte die Tabellenführung von Ende Oktober 2015 bis zum Saisonende nicht mehr abgeben.

Aufgrund namhafter Abgänge vor der Saison völlig überraschend für die Konkurrenz – und selbst das nähere Umfeld rieb sich immer wieder verwundert die Augen angesichts der ansteckenden Spielfreude und der teilweise unheimlich anmutenden Nervenstärke eines der jüngsten Teams der Liga. Wie etwa bei der eindrucksvollen Aufholjagd gegen Großsachsen beim 26:24-Heimsieg nach Sechs-Tore-Rückstand. Unvergessen auch der 24:23-Siegtreffer gegen den direkten Verfolger Leutershausen nach Ablauf der Spielzeit – mittels eines direkten Freiwurfs durch den Block von Matthias Stocker.

Der Wille der Konstanzer versetzte Berge. Eine wahre Energieleistung beim 24:24-Remis gegen Hochdorf mit drei Treffern in Unterzahl in den letzten drei Minuten brachte den Ausgleich durch einen Siebenmeter nach der Schlusssirene sowie einen hart erkämpften 24:23-Sieg in Backnang kurz vor der Winterpause. Nach dem wichtigen Punkt durch das 28:28-Remis in Leutershausen trotz Vier-Tore-Rückstand 20 Minuten vor dem Ende war Konstanz mit seinen sensationellen Fans – mehr als 1000 Fans pilgerten durchschnittlich zu den Heimspielen in die „Schänzle-Hölle“ – wenige Tage später am Ziel. 2. Bundesliga – da können auch schon mal Tränen bei gestandenen Männern fließen. Vater und Sohn, Arm in Arm. Ein Bild, das den Geist der HSG perfekt beschreibt.