Neuer Jugendtrainer beim NHV: Mark Dragunski im Interview
08.04.2016 Jugend-Bundesligen

Neuer Jugendtrainer beim NHV: Mark Dragunski im Interview

08.04.2016 · Jugend-Bundesliga, JBLH männlich · Von: pm verein

Neuer Jugendtrainer beim NHV: Mark Dragunski im Interview

Seit dem 1. Februar hat Mark Dragunski beim Neusser HV die Verantwortung als hauptamtlicher Trainer der A- und B-Jugend übernommen. Der 45 Jahre alte Ex-Nationalspieler und Europameister von 2004 war zuvor bei seinem langjährigen Stammverein TuSEM Essen als Coach des Oberliga-Teams und der C-Jugend tätig. Nun, nach gut zwei Monaten beim NHV, sprach der ehemalige Deutsche Meister und DHB-Pokalsieger sowie Inhaber der A- und B-Trainerlizenz des DHB über seine ersten Eindrücke, seine neuen Schützlinge und wagt einen Ausblick in die Zukunft.

Mark, du bist viel in der Handballwelt herumgekommen und jetzt schon seit einigen Wochen beim NHV – wie gefällt dir deine neue sportliche Heimat bislang?

Mark Dragunski: Ich bin hier sehr herzlich aufgenommen worden und habe in allen Bereichen freundliche und engagierte Menschen kennengelernt, die mich super unterstützen. Zudem habe ich mit der A-Jugend eine ganz tolle, ambitionierte Mannschaft vorgefunden. Besser geht es kaum. Das alles hilft natürlich sehr, immer mehr in Neuss anzukommen und mich hier nach der langen Zeit in Essen zurecht zu finden.

Was hast du bislang für einen Eindruck von der A-Jugend des NHV?

Dragunski: Wir haben in den vergangenen Wochen wöchentlich jeweils vier Trainingseinheiten abgehalten. Zuletzt haben wir mit vier Siegen und einer Niederlage unser erstes Ziel erreicht und die Qualifikation für die Nordrhein-Liga geschafft. Das war schon mal sehr wichtig. Dabei hatten die Jungs mit dem Trainerwechsel sicher kein einfaches Jahr. Umso höher ist diese Leistung und die am Ende erfolgreiche Saison einzuschätzen. Mit mir hat die Mannschaft nun wieder einen festen Ansprechpartner – das ist wichtig. Alles in allem machen die Jungs auf mich einen super Eindruck.

Die Mannschaft wird nun ein etwas anderes Gesicht bekommen. Wie wird das in etwa aussehen? 

Wir haben nach jetzigem Stand sieben neue Spieler – darunter auch einige Rückkehrer – dazubekommen und somit sicherlich auch noch mehr Qualität. Das wird uns dabei helfen, unser nächstes Ziel, die Qualifikation für die Jugend-Bundesliga, erreichen zu können. Das wird allerdings eine schwierige Aufgabe. Wir haben hier am Niederrhein mit dem BHC Solingen und dem ART Düsseldorf starke Konkurrenz. Aber die Mannschaft hat genug Qualität und wir werden die Quali schaffen,da bin ich mir ziemlich sicher. Aber: Es liegt auch noch einiges an Arbeit vor uns.

Wie sind die Gegner einzuschätzen? 

Der BHC und der ART sind richtig stark. Die Bergischen Panther sind auf den ersten Blick eher der Außenseiter. Aber gerade im Jugendbereich darfst du niemanden unterschätzen, da ist ganz viel abhängig von der Tagesform, weil oft noch Souveränität und Erfahrung fehlen. Das wird ein ganz schwieriges Turnier, aber ich bin zuversichtlich.

Wie würdest du selbst allgemein deine neue Aufgabe beim Neusser HV beschreiben? 

Ich bin zunächst dazu da, die A- und B-Jugend im Leistungsbereich zu trainieren. Aber ich sehe den NHV als Gesamtprojekt, zu dem auch die anderen Jugend-Mannschaften zählen. Ich will dabei mithelfen, Neuss weiter als sehr gute Adresse im Jugendbereich zu etablieren. Hier sind in der Vergangenheit schon tolle Jugendspieler entwickelt worden. Das wollen wir künftig kontinuierlich weiterhin tun und diese dann auch hier halten und möglichst bis in die erste Mannschaft führen. Die zweite Herren-Mannschaft wollen wir in die Oberliga bringen. Dazu wollen wir es in den nächsten Jahren schaffen, alle Jahrgänge möglichst doppelt zu besetzen und jeweils den älteren Jahrgang in der höchstmöglichen Spielklasse zu haben. Der jüngere Jahrgang in der jeweiligen Jugend soll dann möglichst direkt eine Liga darunter angesiedelt sein. Das ist insgesamt schon ein ambitioniertes Projekt, aber wir haben hier so ein tolles Umfeld mit großen Möglichkeiten, dass wir das schaffen können.

Wie schätzt du beim NHV die derzeitige Verzahnung zwischen erster Mannschaft und Jugendbereich ein?

Ich glaube, das Ganze wird hier schon ganz gut gelebt. Es wird viel gemeinsam gemacht, das ist ganz wichtig. Dazu gehört unter anderem, dass alle Mannschaften sich gegenseitig bei den Spielen besuchen und anfeuern, wenn es geht. Aber auch gemeinsame Trainingseinheiten, Teilnahmen an Turnieren oder anderen Veranstaltungen. Auch wenn es leistungsbezogener Sport ist, soll es familiär bleiben. Das ist hier alles gegeben.

Nun zu dir persönlich: Du warst viele Jahre für TuSEM Essen tätig. Warum hast du dich nun für Neuss entschieden? 

Ich war insgesamt 19 Jahre beim TuSEM und hatte dort praktisch alle Positionen durch – als Spieler und auch als Trainer. Da war mein Weg einfach zu Ende. Dann hat mich René Witte gefragt, ob ich nicht mithelfen wolle, dieses tolle und spannende Projekt beim NHV mit anzuschieben. In Essen ist praktisch die komplette aktuelle erste Mannschaft durch meine Hände gegangen und ich glaube, das kann ich auch beim NHV schaffen. Wir haben hier tolle Möglichkeiten und mir macht die Jugendarbeit viel Spaß – daher ist der NHV ist genau das richtige Ding für mich. Da mussten wir auch gar nicht lange reden und ich habe direkt zugesagt.

Was reizt dich besonders an der Arbeit im Jugendbereich?

Man kann den Jungs noch unheimlich viel mitgeben. Es ist ein Stück weit ehrlicher als im Seniorenbereich, weil es mehr um Motivation, Entwicklung und Spaß geht und weniger um Geld. Da wird der Sport noch anders gelebt, das ist quasi Handball in seine Urform. Wenn man merkt, es entwickelt sich etwas und ich kann die Spieler dann beispielsweise Ceven Klatt (Trainer der ersten Mannschaft des NHV, Anm. d. Red.) an die Hand geben, dann habe ich einen guten Job gemacht. Das ist für mich dann auch eine tolle Bestätigung.

Du hast in deiner langen Karriere praktisch schon jedes Turnier gespielt und viele Titel gewonnen. Was gibst du anhand dieser Erfahrungswerte den Jungs als erstes mit auf den Weg?

Dass es ohne den nötigen Willen, Einsatz, Trainingsfleiß und die Bereitschaft, auch mal auf andere Dinge zu verzichten, nicht geht. Dazu gehört auch, mit Rückschlägen umzugehen. Auch wenn man als Jugendspieler in der Entwicklung steckt, gibt es Phasen, wo es mal nicht so recht vorangeht. Und genau da muss man sich dann durchbeißen und weiter dranbleiben. Das ist wohl das Wichtigste. Fehler machen wir alle. Es kommt immer darauf an, wie wir mit ihnen umgehen. Grundsätzlich darf bei allem natürlich auch nie der Spaß auf der Strecke bleiben.

Spulen wie abschließend etwa ein Jahr vor: Was muss bis dahin passiert sein, damit du sagst: Meine ersten zwölf Monate beim NHV waren genauso, wie ich sie mir gewünscht habe?

Gute Frage. Rein sportlich wäre es natürlich super und wichtig, die A-Bundesliga-Qualifikation geschafft zu haben. Bei der B-Jugend wäre mein Wunsch, dann einfach eine gute Saison in der Oberliga absolviert zu haben. In beiden Teams sollten sich in diesem Zeitraum natürlich auch die Spieler entsprechend weiter entwickeln. Und im Optimalfall steht in einem Jahr sogar der eine oder andere Spieler mehr im erweiterten Kader der ersten Mannschaft. Das wäre natürlich das i-Tüpfelchen für uns alle.