Bürgermeisterin drückt die Daumen
08.09.2016 Jugend-Bundesligen

Bürgermeisterin drückt die Daumen

08.09.2016 · JBLH männlich, Jugend-Bundesliga · Von: pm verein/andree hagel

Bürgermeisterin drückt die Daumen

Das ist doch schon mal was: Wenn die A-Jugendhandballer der HSG Herdecke-Ende am kommenden Samstag (10. September, 16.30 Uhr) in der Sporthalle der Hauptschule Dankersen an der Olafstraße beim TSV GWD Minden in ihre erste Bundesliga-Saison starten werden, können sie sich sicher sein, dass zu Hause jemand ganz fest beide Daumen drücken wird – und zwar die Bürgermeisterin, Katja Strauss-Köster, die seit 2009 Chefin der 23.500-Einwohner-Stadt ist. „Dieser Aufstieg“, sagt sie, „ist eine super Geschichte für unsere Stadt.“

Ein Gespräch mit der Bürgermeisterin also. Und da denkt man sich, das Stadtoberhaupt doch erst einmal ein bisschen aufklären zu müssen: dass 2016/17 in Herdecke Bundesliga-Handball gespielt wird, dass die Nachwuchs-Teams so renommierter Handball-Vereine wie des TBV Lemgo oder des VfL Gummersbach, um nur zwei zu nennen, in die Bleichstein-Halle kommen werden. Das ist aber überhaupt nicht nötig. „Ich bin immer sehr gut informiert“, sagt Katja Strauss-Köster. „Ich habe das in den vergangen Jahren verfolgt, was da für eine tolle Mannschaft heranwächst. Ich kenne viele der Beteiligten doch auch persönlich.“ Zudem ist ihr der Handball-Sport alles andere als fremd. Sie hat selbst früher das Trikot des TuS Ende getragen, der 2006 mit der TSG Herdecke die Spielgemeinschaft gegründet hat, eben die HSG Herdecke-Ende. War sie denn eine gute Handballerin? Katja Strauss-Köster schmunzelt. „Talentfrei hobbymäßig“, sagt sie dann.

Ob all dieser Kenntnisse der Bürgermeisterin erübrigt sich fast auch schon die Frage, ob sie den Weg der HSG-A-Jugend in der Bundesliga-Staffel West verfolgen wird. Und sie hat auch eine Hoffnung, dass es ein bisschen so wird wie während der glorreichen Zeiten der TSG Herdecke in der 2. Bundesliga. „Handball war früher immer ein Event für Herdecke. Ganz toll“, erzählt die 46-Jährige. „An den Wochenenden ist man zu den Spielen gegangen, die Bleichstein-Halle war voll, es herrschte eine super Stimmung. Das war hervorragend. Die Menschen hatten Spaß, sich zu treffen.“ Beim Handball.

Klar: Katja Strauss-Köster wird sich in der kommenden Saison das eine oder andere Heimspiel der HSG-A-Jugend auch live anschauen. „Immer, wenn ich Zeit habe und ich nicht arbeiten muss oder mein Sohn Louis gerade Fußball spielt“, sagt sie. Unterstützung, zumindest gelegentlich, also von oberster Stelle also für Noah Seuthe, Dominik Spannekrebs und Co. Und wenn sie könnte, würde sie dieser Bundesliga-Mannschaft auch gerne mit dem einen oder anderen Euro helfen. Aber? „Finanziell können wir die Mannschaft leider nicht unterstützen, weil die Stadt kein Geld für freiwillige Leistungen hat“, sagt Katja Strauss-Köster, die seit 1999 promovierte Diplom-Ingenieurin für Raumplanung ist. „Aber wir helfen natürlich, den einen oder anderen Sponsoren zu finden.“

Dabei verweist die Bürgermeisterin darauf, dass es trotz der herausragenden Leistung der A-Jugend der HSG Herdecke-Ende in der Stadt nicht nur Handball gibt. „Wir sind auch in anderen Sportarten ziemlich stark“, sagt sie und nennt vor allem an die starken Kanuten und Ruderer Herdeckes. Deren Glück sind zwei Stauseen, der Hengstey- und der Harkortsee. „Die bieten perfekte Trainingsbedingungen“, sagt Katja Strauss-Köster. Und in Herdecke sind sie stolz, dass zum Beispiel der erste deutsche Nachkriegs-Olympiasieger – 1956 in Melbourne – einer von ihnen war: Meinrad Miltenberger (1924 in Herdecke geboren und 1993 in Herdecke gestorben) gewann gemeinsam mit Michel Scheuer im Zweier-Kajak Gold. Oder der in Iserlohn geborene und in Herdecke aufgewachsene Matthias Mellinghaus (51), der 1988 im Deutschland-Achter saß und bei den Olympischen Spielen in Seoul die Gold-Medaille holte.

Bevor wir zurück zum Handball und zur A-Jugend-Bundesliga kommen, werfen wir noch einen Blick auf die Stadt, die für fast alle elf Konkurrenten eine Unbekannte auf der Landkarte ist – mindestens eine kleine, für die meisten aber eine ziemlich große. „Herdecke hat eine Menge zu bieten“, sagt Katja Strauss-Köster. In unmittelbarer Nähe zu Dortmund, Hagen und Witten liegt Herdecke sozusagen als ruhender Pol inmitten des Ruhrtals. „Bei einem Bummel durch unsere Altstadt oder durch die einzelnen Ortsteile kann man neben zahlreichen historischen Fachwerkhäusern auch einige tolle Bauwerke aus Ruhrsandstein entdecken“, erzählt die parteilose Bürgermeisterin, die 2009 und dann auch bei ihrer Wiederwahl 2015 von der CDU, den Grünen und der FDP nominiert worden ist. „Der Viadukt, eines der geschichtsträchtigsten Denkmäler“, sagt sie, „bietet eine schöne Kulisse und lädt zu einem ausgiebigen Spaziergang oder zu einer Fahrradtour entlang der Ruhr ein.“

Nun wieder zum Handball: Was traut die Bürgermeisterin ihren jungen Bundesliga-Handballern denn zu? „Ich sage mal: oberes Drittel“, antwortet Katja Strauss-Köster. Huch! Trotz der Ausfälle zweier Leistungsträger, trotz des wohl langfristigen Fehlens von Rückraum-Mitte-Mann Luca Dannemann und Rechtsaußen Till Miekus? „Ja. Das trifft uns“, sagt Katja Strauss-Köster. Uns, wohlgemerkt. „Das ist sehr ärgerlich, das ist ein herber Schlag. Aber erst einmal muss man sich Ziele setzen.“

Dabei bauen die A-Jugendhandballer der HSG auch auf die Unterstützung aus dem Umfeld, auf möglichst volle Ränge in der Bleichstein-Halle. Aber werden die Herdeckerinnen und Herdecker dieses Bundesliga-Abenteuer auch annehmen? „Ich will’s schwer hoffen“, sagt Katja Strauss-Köster. Einen ersten Eindruck wird es am 18. September (Sonntag) geben, wenn nach einer gefühlten Ewigkeit erstmals wieder ein Handball-Bundesliga-Spiel in der Bleichstein-Halle angepfiffen wird. Zu Gast sein bei der HSG Herdecke-Ende wird dann der Nachwuchs des Zweitligisten TuS Ferndorf. Anwurf wird um 17 Uhr sein.

Katja Strauss-Köster im Internet: www.ksk-herdecke.de