„Olympia-Einladung ist das absolute Highlight“ - Patrick Wiencek im Interview
Seit vergangenem Donnerstag steht der Kader der Handballer für die Olympischen Spiele in Rio fest. Einer der Spieler, die ein begehrtes Ticket für das Endturnier bekommen haben, ist Patrick Wiencek vom THW Kiel. Der 27-jährige hat sich nach einem Kreuzbandriss im Oktober 2015 zu alter Stärke zurückgekämpft. Im Interview mit dhb.de spricht der Kreisläufer über seine letzten Monate, die Ziele für Olympia und das Vier-Länder-Turnier in Straßburg.
Eine ereignisreiche Zeit liegt hinter Ihnen: Anfang Oktober der Kreuzbandriss, eine mehrmonatige Pause und Reha, wodurch Sie leider die EM in Polen verpasst haben. Nach dem Klub-Comeback Ende April beim THW Kiel dann die Rückkehr in die Nationalmannschaft im Juni gegen Russland. Und jetzt stehen Sie vor Ihrer ersten Olympia-Teilnahme. Wie haben Sie die letzten Monate erlebt?
Patrick Wiencek: „Es war natürlich eine sehr emotionale Zeit für mich, die nicht einfach war. Erst die Verletzung ziemlich früh in der Saison, daran anschließend eine lange Reha, die natürlich auch viel Wille und Arbeit erfordert hat. Das Comeback in Kiel, verbunden mit dem Einzug ins Final Four der Champions League, war nach der Verletzung schon eine tolle Sache.
Für das Länderspiel gegen Russland Anfang Juni wurde ich dann wieder in die Nationalmannschaft eingeladen. Während meiner sechs- bis siebenmonatigen Reha habe ich mich jeden Tag auf diesen Moment riesig gefreut, wenn ich wieder das Nationaltrikot anziehen darf. Es macht einfach großen Spaß.
Die Olympia-Einladung ist natürlich das absolute Highlight. Wenn mir das einer vor ein paar Monaten gesagt hätte, dann hätte ich ihn wahrscheinlich ausgelacht. Von daher bin ich einfach nur glücklich, dass ich dabei sein darf.“
Wie verlief die Integration in die Mannschaft nach Ihrer verletzungsbedingten Absenz?
Patrick Wiencek: „Das war überhaupt kein Problem. Alle Spieler und auch das Trainerteam haben mich ganz normal und nett aufgenommen, so wie es auch vor der Verletzung der Fall war. Durch den EM-Titel hat sich keiner verändert, aber natürlich ist das Selbstbewusstsein gestiegen.“
Sie haben Olympia bereits angesprochen. Was haben Sie bisher über dieses Großereignis gehört?
Patrick Wiencek: „Dass es ein einmaliges Erlebnis ist. Das hat mir jeder, der schon einmal dabei gewesen ist, bestätigt. Es gibt in einem Sportlerleben auch nichts Größeres als die Olympischen Spiele. Von daher freuen wir uns alle riesig auf Olympia.“
Sie waren bei der EM im Januar nicht dabei. Spüren Sie daher für sich selber mehr Druck, in Rio unbedingt auch eine Medaille holen zu müssen?
Patrick Wiencek: „Ich bekomme von niemandem Druck. Der Druck, den ich mir selbst mache, ist natürlich hoch. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass ich irgendwem etwas beweisen muss. Ich fahre nach Rio, möchte gut spielen und natürlich gewinnen – als Sportler will man immer gewinnen.“
Wie lauten die Mannschaftsziele für Rio?
Patrick Wiencek: „Als Europameister kann man jetzt schlecht sagen, wir fahren nach Rio, um Spaß zu haben. Wir haben den Anspruch an uns, alle Spiele gewinnen zu wollen, und werden dafür alles tun – mit dieser Einstellung gehen wir in das Turnier. Klar ist auch: Wenn man alle Spiele für sich entscheidet, dann gewinnt man am Ende auch eine Medaille. Uns ist aber auch bewusst, dass es schwierig werden wird. Wir reisen als Europameister an, und daher geben die anderen Mannschaften vielleicht noch ein paar Prozent mehr gegen uns.“
An diesem Wochenende steht mit dem Vier-Länder-Turnier in Straßburg ein wichtiger Härtetest vor den Olympischen Spielen auf dem Programm. Wie wichtig sind für die Mannschaft Spiele mit Wettkampfcharakter vor einem solchen Turnier?
Patrick Wiencek: „Für uns als Mannschaft sind solche Wettkämpfe von hoher Bedeutung, gerade vor einem großen Turnier wie Olympia. Durch den Urlaub nach der Saison und den daran anschließenden Lehrgängen haben wir - bis auf das Länderspiel gegen Tunesien - wenig Spielpraxis sammeln können und dafür aber umso mehr trainiert. Daher ist es ein Vorteil, wenn wir in Spielen gegen Gegner von internationalem Topniveau Dinge, die wir im Training automatisiert haben, austesten können.“