Källmans Erben: Finnland Auftaktgegner in der EURO-Quali
28.10.2014 A-Nationalmannschaft Männer

Källmans Erben: Finnland Auftaktgegner in der EURO-Quali

28.10.2014 · Home, Nationalteams, Männer Nationalteam · Von: EE

Källmans Erben: Finnland Auftaktgegner in der EURO-Quali

Bereits der Einzug in die letzte Qualifikationsrunde war für die finnischen Männer eine Sensation. Jetzt träumen Trainer Mikael Källman und sein Team von einem Punktgewinn gegen die Großen. Der erste Versuch findet am morgigen Mittwoch gegen die deutsche Handball-Nationalmannschaft in der Gummersbacher SCHWALBE arena statt (ab 20 Uhr live bei Sport1).

Vielleicht, sagt Mikael Källman, „sind wir Finnen auch ein bisschen verrückt“. Es sei schließlich nicht normal, wie viele seiner Landsleute große Sprungschanzen runterstürzten. Und dass viele mit Inbrunst über die Straßen in der menschenleeren finnischen Landschaft rasten, weshalb es so viele finnische Formel 1-Piloten und Rallye-Fahrer gebe. Auch Fußball, Basketball und Volleyball sind populär. Handball hat es dagegen schwer, weiß Källman, der seit 2009 als Nationaltrainer verantwortlich ist. Nur rund 4000 Aktive verzeichnet das Land, das so groß ist wie die Bundesrepublik, aber nur von fünf Millionen Menschen bewohnt wird. Damit ist Finnland ein kleines Rätsel, das einzige Land Skandinaviens ohne breite Handballbasis. „Wir sind in der EURO-Qualifikation krasser Außenseiter“, sagt Källman. Aber er freute sich auch, als er im Internet die Auslosung verfolgte und die Namen der Gegner las: Spanien, Deutschland und Österreich.

Nicht zu denken sei an die Endrunde 2016 in Polen, sagt der Ex-Profi, der in den 1990er Jahren bei der SG Wallau-Massenheim und TUSEM Essen zu den besten Handballern der Welt zählte. „Hoffnungen, zu gewinnen, gibt es eigentlich nicht.“ Erst einmal hat Finnland ein Finalturnier erreicht, bei der WM 1958 in der DDR gelang dabei ein Remis gegen Polen. Eine Sensation, dass sie aktuell in dieser letzten Qualifikationsrunde stehen.

Dass sie die Vorqualifikation gegen Luxemburg und Zypern ungeschlagen überstanden, war keine Überraschung. Aber schon die knappe 30:32-Niederlage im Hinspiel in Rumänien hatte die euro­päische Fachwelt aufhorchen lassen. Als dann Regisseur Benny Broman im Rückspiel, als sie eine 30:22-Führung fast verspielt hatten, zum 32:28 traf, da brachen in der kleinen Halle von Karjaa alle Dämme. Der viermalige Weltmeister aus Südosteuropa war geschlagen, vom Nobody aus dem Norden. Karjaa ist übrigens der Geburtsort Källmans. 

Dass eine große Generation heranwächst, glauben aber die wenigsten in Finnland, sind die meisten Leistungsträger doch dem Juniorenalter lange entwachsen. Teemu Tamminen, der wichtigste Shooter, ist 1987 geboren, Ville Kangas 1986, Andreas Rönnberg schon 1983. Das bescheidene Ziel hat Källman jüngst im Handball-Magazin formuliert: „Gut mitgehen, das Tempo mitgehen und viel lernen. Motiviert sind meine Spieler in jedem Fall. Nach dieser Qualifikation werden die zum ersten Mal wissen, was ganz oben in der Welt gespielt wird.“ Die Mannschaft sei im Rückraum zu klein, es fehle die Physis, um mitzuhalten. Vor allem habe er keinen Rückraum-Linkshänder mit Durchschlagskraft zur Verfügung.

Källman wäre schon zufrieden, sollten sich einige seiner jüngeren Spieler bei den Qualifikationen bei Klubs aus Dänemark oder der 2. Bundesliga empfehlen – so wie der Halblinke Richard Sundberg, 22, der seit dem Sommer beim TV Bittenfeld spielt. Oder Kreisläufer Ben Weber, der knapp zwei Jahre bei der HSG Rodgau Nieder-Roden in der 3. Liga unterwegs war. 

Einen Punktgewinn würde Källman feiern. Weil dann womöglich auch Aufmerksamkeit in der Heimat erzeugt würde, bei den verrückten Finnen.