Torwart Carsten Lichtlein: „Unbekümmertheit bewahren”
27.01.2015 A-Nationalmannschaft Männer

Torwart Carsten Lichtlein: „Unbekümmertheit bewahren”

27.01.2015 · Home, Nationalteams, Männer Nationalteam · Von: cb

Torwart Carsten Lichtlein: „Unbekümmertheit bewahren”

Den Zettel mit den Wurfbildern hatte Carsten Lichtlein bereits beim DHB-Medientermin bei sich. „Ich war 2007 im Kader. Also fühle ich mich auch als Weltmeister, obwohl ich keine Minute gespielt habe.“ Bei der laufenden WM spielt der 34-jährige Torwart des VfL Gummersbach eine ganz wichtige Rolle und bewies nicht nur im Achtelfinale gegen Ägypten mit 57 Prozent gehaltener Bälle seine starke Form.

Herr Lichtlein, Sie bilden zusammen mit Silvio Heinevetter das deutsche Torwart-Gespann bei dieser WM. Was macht ausgerechnet die Kombination so stark?

Lichtlein: Silvio und ich sind unterschiedliche Typen mit einem unterschiedlichen Torwartspiel. So kann der Trainer den Gegner immer vor neue Aufgaben stellen. Deutschland hatte ja immer gute und vor allem verschiedene Torhüter-Typen. Egal ob beim EM-Sieg 2004 mit Henning Fritz und Christian Ramota, beim WM-Sieg 2007 mit Fritz und Johannes Bitter.

Was ist für Sie das Besondere an der Torwart-Position?

Lichtlein: Es ist schon eine spezielle Position. Es stellt sich ja eigentlich keiner freiwillig ins Tor und lässt sich die Bälle mit manchmal 120 Kilometern pro Stunde um die Ohren werfen. Man muss ein bisschen verrückt sein. Das bin ich. Das gebe ich zu. Der Torwart Lichtlein und der Privatmensch Lichtlein sind aber ganz unterschiedliche Typen. Außerdem ist man als Torwart 60 Minuten voll konzentriert. Jeder Muskel ist angespannt, der Körper ist von Adrenalin durchflutet. Deshalb tut es auch nicht so weh, wenn man einen Ball abbekommt. Und es ist wichtig, das im Vorfeld Erarbeite - wie zum Beispiel Wurfbilder der Schützen - zu verarbeiten, im Spiel abzurufen und richtig zu reagieren.

Wie würden Sie sich selbst als Torwart charakterisieren?

Lichtlein: Schon ziemlich impulsiv. Aber sicher nicht in dem Maße wie Silvio Heinevetter.

Unter Fußball-Torhütern gibt es oftmals Reibereien wegen der Spielanteile. Ist das unter Handball-Torhütern auch so?

Lichtlein: Nein. Wir haben hier ein Ziel, und dafür geben wir alles. Wenn einer von uns nicht so gut spielt, dann kommt eben der andere. Wichtig ist, dass wir als Gespann funktionieren. Für mich ist es kein Problem, wenn Silvio spielt. Wer die Bälle hält, wer uns zum Sieg führt, ist mir letztlich egal. Der Erfolg zählt.

Sie sind als aktiver Spieler neben Michael Kraus sozusagen „der letzte Mohikaner“ aus der Weltmeistermannschaft von 2007. Gibt es Parallelen zwischen dem Team heute und von dem damaligen?

Lichtlein: Die einzige Parallele ist, dass wir gegenwärtig einen genauso großen Zusammenhalt haben wie die Truppe vor acht Jahren. Aber sonst ist das hier eine ganz andere Mannschaft und eine ganz andere Ausgangslage. Das Team ist jung und unerfahren und niemand hatte große Erwartungen an uns. Kein Spieler hat sich große Gedanken gemacht, wenn er einen Fehler gemacht hat. Diese jugendliche Unbekümmertheit müssen wir uns bewahren. Das sage ausgerechnet ich als 34jähriger.“ (lacht)