Sigurdsson entscheidet sich für Japan
Dagur Sigurdsson hat den Deutschen Handballbund am Montag über seine Zukunft informiert. Der 43-jährige Isländer nutzt sein vertragliches Kündigungsrecht und wird seine Zeit als Bundestrainer der deutschen Handball-Nationalmannschaft nach der WM 2017 in Frankreich beenden. „Das habe ich aus persönlichen Gründen so entschieden. Jetzt wissen alle Bescheid, und wir können uns mit aller Energie auf die kommende Weltmeisterschaft konzentrieren“, sagt Sigurdsson, der sich in Gesprächen mit dem japanischen Handballverband befindet.
„Wir bedauern, dass wir Dagur nicht überzeugen konnten, seinen Weg mit unserer Nationalmannschaft fortzusetzen, respektieren jedoch seine persönliche Entscheidung. Für seine Arbeit, die über die sportlichen Ergebnisse hinausreicht, sind wir sehr dankbar“, sagt Andreas Michelmann, Präsident des Deutschen Handballbundes.
Sigurdsson übernahm zum 1. September 2014 die Aufgabe des Bundestrainers der deutschen Nationalmannschaft. Bei der WM 2015 in Katar führte er das nur dank einer Wildcard teilnehmende DHB-Team auf Platz sieben, im Januar dieses Jahres gewann er mit den Bad Boys sensationell die Europameisterschaft, und im August folgte bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro die Bronzemedaille.
„Dagur hat das Denken im deutschen Handball nachhaltig geändert – das wird über seine Zeit hinaus wirken. Neben dem EM-Titel und Olympiabronze ist dies schon jetzt sein größtes Verdienst“, sagt Bob Hanning, Vizepräsident Leistungssport des Deutschen Handballbundes. „Seit 2014 sind Strukturen entstanden, die halten und Erfolg auch in den kommenden Jahren wahrscheinlicher machen. Dazu gehört das gemeinsame Handeln mit der DKB Handball-Bundesliga, das in seiner Zeit gewachsen ist und ein völlig neues Niveau erreicht hat.“
Die WM 2017 in Frankreich, die am 13. Januar in Rouen mit dem Spiel gegen Ungarn beginnt, wird das vierte und letzte gemeinsame Turnier von Sigurdsson mit der deutschen Nationalmannschaft. Hanning: „Alle Beteiligten wissen jetzt, woran sie sind. Nun geht es darum, gemeinsam alles für eine erfolgreiche Weltmeisterschaft zu investieren, Dagur einen bestmöglichen Abschied zu bereiten und den positiven Weg des deutschen Handballs fortzusetzen.“
Bereits 2013 hat sich der Deutsche Handballbund im Arbeitsprogramm „Perspektive 2020“ den Olympiasieg 2020 in Tokio zum Ziel gesetzt. „Das war noch vor Dagurs Zeit, und daran werden wir auch in einer Zeit nach Dagur festhalten. Allerdings haben wir inzwischen eine weitaus bessere und stabilere Basis“, sagt Hanning.
Wann und wie die Stelle des Bundestrainers neubesetzt wird, „entscheiden wir mit Ruhe und Bedacht“, betont Hanning. „Wir wollen eine optimal zur konzeptionellen Ausrichtung des Deutschen Handballbundes passende Person engagieren – dabei geht Qualität vor Tempo. Der mit zwei Siegen gegen Portugal und die Schweiz gelungene Start in die Qualifikation zur EHF EURO 2018 gibt uns zusätzliche Zeit.“ Erst im Mai 2017 stehen gegen Slowenien die nächsten Pflichtspiele in der Qualifikation auf dem Programm.