Drei echte Härtetests: Die Gruppengegner der
30.11.2016 A-Nationalmannschaft Frauen

Drei echte Härtetests: Die Gruppengegner der "Ladies" im Portrait

30.11.2016 · Slider, Home, Nationalteams, Frauen Nationalteam · Von: bp

Drei echte Härtetests: Die Gruppengegner der "Ladies" im Portrait

Die Niederlande (WM-Zweiter 2015, Olympia-Vierter 2016), Frankreich (Olympia-Zweiter) und Polen (WM-Vierter 2015) sind ab Sonntag die Vorrundengegner der DHB-Frauen bei der Europameisterschaft in Schweden (4. bis 18. Dezember). Was Anna Loerper & Co. erwartet - hier die Gegnerportraits:

 

Niederlande (Sonntag, 4. Dezember, 18.30 Uhr - im Livestream auf Sport1.de)

Bilanz aus deutscher Sicht: 49 Siege - 4 Remis - 9 Niederlagen

Sieben aktuelle und fünf ehemalige Bundesligaspielerinnen stehen im Kader der Niederlande, kaum eine Mannschaft dürfte der DHB-Auswahl von den Namen her besser vertraut sein. Seit Oktober haben die Oranjes eine neue Trainerin: Die Dänin Helle Thomsen tritt in die großen Fußstapfen von Henk Groener, der die Niederlande 2015 zu WM-Silber und 2016 ins Halbfinale von Rio geführt hatte. Eigentlich hatte der frühere Bundesligaspieler und -Trainer Groener die Mannschaft noch bis zur EM coachen sollen, als sich aber kurzfristig die Gelegenheit ergab, Thomsen (früher schwedische Nationaltrainerin und bis Sommer Coach des mehrfachen dänischen Meister FC Midtjylland) zu verpflichten, schlug man zu.

In ihrem Kader stehen Weltstars von Topklubs wie Spielmacherin Nycke Groot (Györ) oder Estevana Polman (Esbjerg), die es zuletzt vor allem als neue Freundin von Fußballer Rafael van der Vaart in die Schlagzeilen brachte. Das frühere Oldenburger Duo Laura van der Heijden und Lois Abbingh hat ebenso eine tragende Rolle wie Bietigheims Torfrau Tess Wester, die bei der WM 2015 zur besten Torhüterin gewählt wurde. Wieder dabei ist ihre SSG-Teamkameradin Maura Visser, die unter Groener in den vergangenen fünf Jahren nicht mehr aufgelaufen war. Ziel in Schweden ist die erste EM-Medaille in der Verbandsgeschichte.

Die deutsche Mannschaft traf zuletzt in einem Testspiel im Oktober 2015 in Oldenburg auf die Niederlande und feierte einen 31:29-Erfolg, den 49. in der Geschichte. Was die letzte EM-Partie beider Teams betrifft, sah es anders aus: Im kroatischen Varazdin verlor die DHB-Auswahl 2014 mit 26:29. Den allerersten Vergleich beider Frauen-Nationalteams gab es bereits 1956, Deutschland setzte sich mit 11:5 durch. Durch einen 28:26-Sieg über Deutschland im Platzierungsspiel bei der WM 2005 in St. Petersburg feierten die Niederländerinnen ihren bis 2015 größten Erfolg, sie wurden WM-Fünfte - und feierten danach eine rauschende Ballnacht.

 

Frankreich (Dienstag, 6. Dezember, 20.45 Uhr - im Livestream auf Sport1.de)

Bilanz aus deutscher Sicht: 42 Siege - 7 Remis - 21 Niederlagen

Mit Olivier Krumbholz kam beim zweiten EM-Gegner der deutschen Mannschaft der Erfolg zurück. 1998 übernahm der Lothringer (58) die „Equipe tricolore“, führte die bis dato international eher zweitklassigen Französinnen nur ein Jahr später gleich ins WM-Finale von Oslo und gewann Silber. 2003 gewann Frankreich eines der denkwürdigsten WM-Finales aller Zeiten in Zagreb gegen Ungarn, als man einen Sechs-Tore-Rückstand kurz vor Schluss in einen Sieg nach Verlängerung wendete. Bis heute ist dies der einzige Titel für die französischen Frauen, die allerdings 2009 und 2011 jeweils Vize-Weltmeister wurden. Bei Europameisterschaften gab es 2002 und 2006 (nach einem Sieg über Deutschland im kleinen Finale) jeweils Bronze.

2013 wurde Krumbholz verabschiedet, sein Nachfolger wurde Alain Portes - doch der verpasste dreimal das Traumziel Halbfinale bei großen Turnieren (unter anderem durch ein 24:24 gegen die DHB-Auswahl in der EM-Hauptrunde 2014) und musste im Januar 2016 gehen. Krumbholz übernahm wieder, führte „Les Bleus“ nach Rio und sicherte sich dort - nach einem Halbfinalsieg über den EM-Vorrundengegner Niederlande - am Ende eine weitere Silbermedaille. Krumbholz‘ Mission, die eigentlich nach Rio enden sollte, wurde verlängert.

Mit dem Rückenwind von Olympiasilber hoffen die Franzosen in Schweden nun auf weiteres Edelmetall. Was die Mannschaft kann, zeigte sie nicht nur in Rio, sondern auch schon in der EM-Qualifikation, als die DHB-Auswahl zweimal deutlich besiegt wurde (24:21, 25:19). Bei der WM 2015 im dänischen Kolding gab es zum Vorrundenstart eine 20:30-Packung für die deutsche Mannschaft.

Im Kader stehen in Spielmacherin Allison Pineau eine der aktuell besten Handballerinnen der Welt, die wurfgewaltige Linkshänderin Alexandra Lacrabere und in Amandine Leynaud eine der besten Torhüterinnen. Viele französische Spielerinnen laufen für Topklubs wie Skopje, Rostow oder Bukarest auf. Aus der Bundesliga bekannt ist Linksaußen Manon Houette vom Thüringer HC. Aus Isabell Kleins Klub Loire Atlantique Nantes wurde keine Spielerin für die EM nominiert.

 

Polen (Donnerstag, 8. Dezember, 18.30 Uhr - im Livestream auf Sport1.de)

Bilanz aus deutscher Sicht: 33 Siege - 6 Remis - 20 Niederlagen

Wie alle anderen Mannschaften in Gruppe B haben auch die Polen 2016 den Trainer gewechselt - und gerade das Duell mit der DHB-Auswahl ist für den Neuen etwas Besonderes: 2005 war Leszek Krowicki sogar Interimstrainer der deutschen Frauen, seit über 20 Jahren trainiert er deutsche Vereine (erst Walle Bremen, nun VfL Oldenburg). Nun hat der 59­-Jährige große Fußstapfen zu füllen: Krowicki folgt bei den Polinnen auf den Dänen Kim Rasmussen, der das Team um Kapitänin Karolina Kudlacz-Gloc 2013 und 2015 ins WM-Halbfinale führte - zudem war Rasmussen Coach von CSM Bukarest und führte die Rumäninnen zum CL-Sieg. Der Däne wird auch bei der EM in Schweden sein - allerdings als neuer Trainer der Ungarinnen, die er im Sommer übernahm.

Krowicki steht nun die Aufgabe des Umbruchs bevor, mit dem Fernziel Olympia 2020 wollen die Polinnen eine neue Mannschaft aufbauen, bis dahin läuft auch Krowickis Vertrag. Vor der EM in Schweden bangt man allerdings um den großen Star, HCL-Spielerin Kudlacz-Gloc, die an Rückenbeschwerden laboriert. Mit ihr steht und fällt die polnische Mannschaft, in der nur wenige Spielerinnen außerhalb der Heimat spielen: die neben Kuzdlacz-Gloc bekannteste ist Kinga Achruk vom zweifachen CL-Sieger Podgorica sowie Torfrau Anna Wysokinska, die früher in der Bundesliga auflief und heute in Ankara spielt.

Aus deutscher Sicht fällt auf, dass man die letzten drei Vergleiche - allesamt Testspiele - gegen Polen verloren hat: 25:28 in Berlin (2013), 24:33 in Umag/Kroatien (2014) und 30:31 im November 2015 in Leipzig. Bei großen Turnieren trafen die Nachbarn zuletzt dreimal in Folge bei den Weltmeisterschaften 2005 und 2007 sowie dazwischen bei der EM in Schweden aufeinander, und dreimal gewann die DHB-Auswahl deutlich (2005: 33:21, 2006: 30:20, 2007: 35:22).