Loerper vor dem EM-Start: Weg mit dem Wundertüten-Image!
04.12.2016 A-Nationalmannschaft Frauen

Loerper vor dem EM-Start: Weg mit dem Wundertüten-Image!

04.12.2016 · Slider, Home, Nationalteams, Frauen Nationalteam · Von: bp

Loerper vor dem EM-Start: Weg mit dem Wundertüten-Image!

Mit 221 Länderspielen ist Anna Loerper die erfahrenste Spielerin im deutschen EM-Kader von Schweden – und neben ihrer langjährigen Leverkusener Teamkameradin Clara Woltering (203 Länderspiele) auch diejenige, die die magische 200er-Marke geknackt hat.

Der heutige EM-Auftakt gegen die Niederlande in Kristianstad (18.30 Uhr, Livestream auf tv.sport1.de) wird eine ganz besondere Partie für die 32-Jährige, nicht nur, weil es Partie Nummer 222 ist. Erstmals bei einem großen Turnier führt Loerper die deutsche Mannschaft als Kapitänin aufs Feld; ein Amt, das ihr Bundestrainer Michael Biegler im Oktober übertragen hatte.

Im Interview mit dhb.de analysiert die aktuelle Handballerin des Jahres vom TuS Metzingen die deutschen Gegner und blickt auf über den Tellerrand auf das Fernziel Heim-WM 2017 hinaus.

 

Heute startet die EURO in Schweden, wie verlief Ihrer Meinung nach die Vorbereitung?
Anna Loerper: „Wir sind auf einem sehr guten Weg und wir haben die WM 2017 als unser großes Ziel verinnerlicht. Nun folgt eine sehr wichtige Zwischenetappe in Schweden."

Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit mit Michael Biegler?
Anna Loerper: „Ich denke, seit Michael Biegler das Bundestraineramt übernommen hat, ist vieles in Bewegung geraten. Jede Spielerin ist begeistert von den Trainingsinhalten. In vielen Bereichen haben wir uns extrem gesteigert, jede freut sich wirklich auf jedes Training, denn alle wissen, dass uns das weiterbringt. Dank einiger zusätzlicher Tage gehen wir, denke ich, besser vorbereitet in das Turnier als in früheren Jahren. Obwohl wir solange permanent zusammenwaren, gab es keinen Lagerkoller."

Mit welchem persönlichen Ziel gehen Sie in Ihre sechste EM?
Anna Loerper: „Ich mache das nicht an Ergebnissen fest, sondern daran, dass wir stabiler spielen und mehr Struktur in unser Spiel bekommen. Es geht darum, die Schwächen zu minimieren und die Konzentration zu erhöhen. Manchmal waren wir eine Wundertüte, zum Beispiel im letzten Test gegen Schweden, da gibt es dann auch keine Begründung für. Also ist ein weiteres Ziel, dieses Wundertüten-Image abzulegen. Und ich denke, da sind wir auf einem guten Weg."

Aufs Sportliche übertragen heißt dies: Einzug in die Hauptrunde, oder?
Anna Loerper: „Natürlich, das ist unser Ziel, um mit drei weiteren Partien unsere Wettkampfhärte im Hinblick auf die WM 2017 zu erhöhen. Aber über eine wünschenswerte Abschlussplatzierung kann man vor dem Start überhaupt nichts sagen."

Kommen wir zu den Vorrundengegnern. Heute geht es gegen den WM-Silbermedaillengewinner Niederlande. Ihre Einschätzung?
Anna Loerper: „Die meisten Spielerinnen kennen wir aus der Bundesliga, das macht die Sache einerseits einfacher, andererseits kennen sie uns natürlich genauso gut. Bei einem großen Turnier haben wir zuletzt 2014 gegen sie gespielt, bevor sie zu ihrem Höhenflug ansetzten. Sie spielen einen schnellen Ball, haben gleichzeitig ein tolles Rückzugsverhalten und verfügen über bewegliche Werferinnen aus dem Rückraum."

Im zweiten Spiel haben Sie und die DHB-Auswahl dann die Chance, sich gegen Frankreich für die beiden EM-Qualifikationsniederlagen zu revanchieren. Ist das möglich?
Anna Loerper: „Frankreich hat seine Stärken in der Physis und der Athletik. Und nach der Silbermedaille von Rio werden sie hier in Schweden unglaublich selbstbewusst auftreten. Aber nach einem solchen Turnier wie Olympia sind die Spielerinnen natürlich auch müde, daher ist eine EM in Olympiajahren immer so schwer vorherzusagen. Frankreich ist dennoch die stärkste Mannschaft in unserer Gruppe."

Und gegen Polen kommt es zu einem Duell mit einem bestens bekannten und informierten Trainer…
Anna Loerper: „Ja natürlich, Leszek Krowicki kennen wir alles aus der Bundesliga und wir wissen, mit welcher Philosophie er antreten wird. Die polnische Mannschaft steckt im Umbruch, viele Routiniers haben aufgehört, viele junge Spielerinnen werden jetzt integriert. Dieses Team kennen wir am wenigsten, aber wir haben ja jetzt zwei Spiele Zeit, die Polinnen zu studieren."