DHB-Präsident Michelmann: „Permanenter Umbauprozess”
06.12.2016 Der DHB

DHB-Präsident Michelmann: „Permanenter Umbauprozess”

06.12.2016 · Slider, Home, Verband · Von: tok

DHB-Präsident Michelmann: „Permanenter Umbauprozess”

Umgestaltung des Verbandes, die gerade laufende Europameisterschaft der Frauen, das kommende Jahr 2017 mit Männer-WM in Frankeich sowie weiteren Höhepunkten wie 100 Jahre Handball, Tag des Handballs und die WM der Frauen unter dem Motto „simply wunderbar!“: Was den Deutschen Handballbund bewegt und wie dieser Zukunft gestaltet, sagt Präsident Andreas Michelmann im Interview mit dhb.de.

Herr Michelmann, wer beschäftigt Sie im Moment mehr - Bad Boys oder die Ladies?
Michelmann: Im Moment schwingt der überraschende, aber am Ende eindeutige und verdiente 30:27-Auftakterfolg der Ladies gegen die Vizeweltmeisterinnen aus den Niederlanden noch angenehm nach. Bei dieser Einstellung und diesem Teamgeist hoffe ich, dass die Mannschaft sich selbst bei der EHF EURO 2016 mit dem Erreichen der Hauptrunde belohnt und damit weitere wertvolle Erfahrungen mit Blick auf die Heim-WM im kommenden Jahr in Deutschland sammeln kann.

Und die Bad Boys?
Michelmann: Die Bad Boys sind mit 4:0 Punkten souverän in die Qualifikation für die EHF EURO 2018 gestartet. Mit Blick auf die kommende Weltmeisterschaft in Frankreich ist – bis auf die noch ungeklärten TV-Rechte – alles im Lot. Ich hoffe, dass alle Spieler das Jahresende unverletzt erreichen. Ende Dezember geht es dann mit der gewohnten Fokussierung in die Vorbereitung und dann in Richtung Rouen zur Weltmeisterschaft.

Zu den sportlichen Aktivitäten kommen viele weitere Themen, welche die Tagesordnung füllen.
Michelmann: Der Deutsche Handballbund  befindet sich seit 2013 auf nahezu allen Ebenen in einem permanenten Umbauprozess. Der Bundesrat, in dem die Landes- und Ligaverbände und das Präsidium vertreten sind, hat Ende November in Dortmund die entscheidenden Weichen für den weiteren Umbau unter dem Titel „Perspektive 2020+“ gestellt. Herausragend ist aus meiner Sicht die ab dem 1. Januar 2018 vorgesehene Übertragung von Kompetenzen vom Präsidium auf den Vorstand, ein klarer Schritt in Richtung Stärkung des Hauptamtes. Bundesweit wird es für Aufmerksamkeit sorgen, dass der Deutsche Handballbund sich zum Ziel gesetzt hat, die Anzahl der Landesverbände von derzeit 22 auf freiwilliger Basis bis 2024 auf 12 zu reduzieren. Im Leistungssport kommt zu dem Ziel, 2020 bei den Olympischen Spielen in Tokio mit den Männern Gold und den Frauen eine Medaille zu gewinnen, mit Blick auf 2024 die Erweiterung um den Beachhandball. Für Weiteres empfehle ich den Blick in unseren für jedermann einsehbaren Umgestaltungsplan.

Und wie sehen Sie in diesem Prozess den aktuellen Stand des Deutschen Handballbundes?
Michelmann: Genau wie für das Gewinnen von Spielen und Titeln brauchen wir dazu das Vertrauen in eine starke Mannschaft. Unsere Geschäftsstelle hat sich unter der Führung unseres Generalsekretärs Mark Schober in den vergangenen beiden Jahren enorm professionalisiert und nach vorn entwickelt. Neben der von der Öffentlichkeit wahrgenommenen sportlichen Entwicklung, für die in jüngster Zeit Trainer und Mannschaften gleichermaßen verantwortlich sind, ist inzwischen auch ein wirtschaftlicher Fortschritt zu erkennen. So hat der Deutsche Handballbund seinen Umsatz und die Sponsoringeinnahmen deutlich erhöhen und Rücklagen bilden können. Ich danke allen, die dafür gesorgt haben, herzlich.

Was kann die Handball-Familie im Jahr 2017 vom Deutschen Handballbund erwarten?
Michelmann: Das Jahr 2017 steht ganz im Zeichen von 100 Jahre Handball in Deutschland. Dies wollen wir das ganze Jahr über gebührend feiern. Ich hoffe, die erste Gelegenheit bietet sich im Januar bei der Weltmeisterschaft der Männer in Frankreich.
Am 19. März veranstaltet der Deutsche Handballbund in Hamburg den Tag des Handballs als ein großes Fest für die Handball-Familie – unter anderem mit einem Länderkampf der Frauen- und Männer-Nationalmannschaften gegen Schweden. Gleichzeitig wollen wir an diesem Tag für die Weltmeisterschaft der Frauen werben, denn deren Finalwochenende findet am 15. und 17. Dezember 2017 ebenfalls in der Barclaycard Arena statt.

Und darüber hinaus?
Michelmann: Ende Oktober 2017 tagt dann in Berlin der Bundestag, und am 29. Oktober feiern wir an historischer Stelle 100 Jahre Handball in Deutschland.
Den Abschluss bildet die Handball-Weltmeisterschaft der Frauen mit der Eröffnung am 1. Dezember 2017 in Leipzig und dem Abschluss am 17. Dezember 2017 in Hamburg. Sportliches Ziel für die Ladies ist dabei das Erreichen des Finalwochenendes in der Barclaycard Arena.

Ein weiteres aktuelles Thema ist der Abschied von Bundestrainer Dagur Sigurdsson.
Michelmann: Der Deutsche Handballbund hat gemeinsam mit den Vereinen der DKB Handball-Bundesliga mit der Eliteförderung die Basis für eine große Auswahl von für die Nationalmannschaft geeigneten Spielern geschaffen. Diese zu einer erfolgreichen Mannschaft zu formen, ihnen den Glauben an sich selbst einzuimpfen, ist das große Verdienst unseres Bundestrainers Dagur Sigurdsson. Dafür und für seinen konsequent vorgelebten Siegeswillen sind wir ihm dankbar, und so schade sein Abschied ist, sind wir froh darüber, dass er unsere Nationalmannschaft bis zum Ende der WM 2017 in Frankreich betreuen wird. Wer ihn kennt, weiß, dass Dagur das mit vollem Einsatz und aller Konsequenz tun wird. So sehr ich seinen Wechsel nach Japan bedauere, wünsche ich ihm und seiner Familie viel Erfolg und Glück für den kommenden Lebensabschnitt. Aber zunächst geht der Fokus von Mannschaft und Trainer voll in Richtung WM. Dass wir sehr zuversichtlich nach Frankreich reisen, ist angesichts des EM-Titels und der olympischen Bronzemedaille verständlich.

Und wie ist der Stand bei der Suche eines Nachfolgers?
Michelmann: Es bleibt bei unserem Ziel, 2020 in Tokio den Olympiasieg mit den Männern zu erringen. Folglich suchen wir einen Bundestrainer, mit dem wir dieses Ziel erreichen können. Letztlich haben sich mit Christian Prokop und Markus Baur zwei hervorragende Kandidaten herauskristallisiert.
Ich habe großen Respekt vor dem, was in den Klubs an Nachwuchsarbeit und damit letzten Endes auch für die Nationalmannschaft geleistet wird. Ich habe auch großes Verständnis für selbstverständliche Eigeninteressen. Aber jetzt ist der Punkt, an dem wir die Emotionen runterfahren und zu sachlichen Gesprächen zur Lösung der Frage „Bundestrainer der deutschen Handball-Nationalmannschaft ab dem 1. Februar 2017“ kommen müssen. Der Deutsche Handballbund ist zu diesen Gesprächen bereit.