11.01.2017 A-Nationalmannschaft Männer

"Ich glaube, wir haben mit Ungarn zu Beginn eine schöne Aufgabe" - Bundestrainer Sigurdsson im Interview

11.01.2017 · Slider, Home, Nationalteams, Männer Nationalteam · Von: SID

"Ich glaube, wir haben mit Ungarn zu Beginn eine schöne Aufgabe" - Bundestrainer Sigurdsson im Interview

Am Freitag starten die deutschen Handballer in die WM - unter neuen Vorzeichen: Aus dem Underdog ist nach EM-Titel und Olympia-Bronze ein Turnierfavorit geworden. Bundestrainer Dagur Sigurdsson spricht im Interview über diese neue Rolle, seinen bevorstehenden Abschied und die deutschen Titelchancen.

Nur noch wenige Stunden sind es noch bis zum WM-Auftakt gegen Ungarn. Wie sieht es in Ihnen aus? Kribbelt es schon?
Dagur Sigurdsson: "Ja, auf jeden Fall. Langsam kribbelt es. Ich glaube, wir haben mit Ungarn zu Beginn eine schöne Aufgabe. Da gilt es, gleich die richtige Einstellung und die richtigen taktischen Maßnahmen zu finden. Das gehen wir positiv an. Wir sind gut drauf. Und es gibt keinen Grund, negativ zu sein. Wir sollten die Aufgabe mit dem Rückenwind der beiden vergangenen guten Turniere angehen."

Sie stehen vor Ihrem vierten Turnier als Bundestrainer. Ist es ein ganz besonderes, es ist immerhin ihr letztes?
Sigurdsson: "Nein. Alle hatten und haben ihren eigenen Charme. Das erste war auch etwas besonderes. Dann kam die Europameisterschaft mit dem Titel. Dann kamen die Olympischen Spiele."

Spielt der Abschied denn eine Rolle?
Sigurdsson: "Nein, ich glaube nicht. Natürlich denke ich ab und zu daran, aber ich gehe das Turnier an wie alle anderen zuvor. Meine Einstellung zur Mannschaft ist die gleiche. Ich habe immer ein ähnliches Bild, wie die Mannschaft spielt und die Einstellung sein soll."

Steffen Weinhold, Fabian Wiede, Hendrik Pekeler - Sie müssen in Frankreich mal wieder auf einige Leistungsträger verzichten. Wurmt Sie das?
Sigurdsson: "Das ist natürlich auf der einen Seite sehr bitter. Aber es heißt auch, dass man sich neu formieren muss. Man weiß nicht genau, wo man steht. Wir haben neue Leute auf Schlüsselpositionen. Wie wird das gehen? Schaffen die das? Und, und, und. Das macht es spannend. Aber ich bin mir absolut sicher, dass diese Mannschaft jeden schlagen kann. Wir müssen nur schauen, dass wir mit dem richtigen Fokus in das Turnier kommen."

Vor exakt einem Jahr fuhren Sie zur EM nach Polen. Kaum jemand erwartete etwas von der deutschen Mannschaft, sie waren nur Außenseiter. Diesmal gehören Sie zu den großen Favoriten. Wie geht die Mannschaft, wie gehen Sie damit um?
Sigurdsson: "Ich bin nicht der Meinung, dass wir ein Jahr lang nur der Underdog waren. Vielleicht waren wir in 20 Prozent aller Spiele der Außenseiter. Wir waren in den meisten Spielen auf Augenhöhe oder sogar Favorit. Wir müssen mit beiden Situationen klarkommen. Das machen wir in jedem Turnier, in jedem Spiel. Das kennen die Jungs aus der Bundesliga und aus der Champions League. Man muss mit beiden Rollen umgehen können, und das können wir."

Wie würden Sie die Stimmung in der Mannschaft beschreiben?
Sigurdsson: "Die Stimmung ist gut. Sehr konzentriert und fokussiert, aber auch locker. Man sieht, dass die Jungs die Situation kennen. Sie waren zwei Mal innerhalb von zwölf Monaten bei einem großen Turnier. Sie wissen, was auf sie zukommt. Solche Erfahrungen sind wertvoll."

Worauf kommt es in Frankreich an, um den Traum von einer Medaille zu verwirklichen?
Sigurdsson: "Unser Auftaktspiel gegen Ungarn wird eines der schwersten. Das weiß ich. In meinen Augen stehen die Chancen bei 40 zu 60. Dann müssen wir sehen, wie wir in das Turnier kommen. Das gilt es abzuwarten."

Wie lautet Ihre ganz persönliche Zielsetzung für das Turnier?
Sigurdsson: "Ich habe immer gesagt, dass ich eine bessere Platzierung erreichen möchte als bei der letzten Weltmeisterschaft. Da waren wir Siebter. Erreichen wir die Top 6, wäre es für mich ein gutes Turnier. Aber ich weiß auch, dass wir eine sehr gute Mannschaft haben. Wir können um die Medaillen spielen, gar keine Frage. Aber ich muss erstmal sehen, wie wir mit dem ersten richtigen Gegenwind umgehen. Solche Situationen zeichnen gute Mannschaften aus, nicht die, in denen alles gut läuft."