Julius Kühn: Vom Sofahelden zum Leistungsträger
19.01.2017 A-Nationalmannschaft Männer

Julius Kühn: Vom Sofahelden zum Leistungsträger

19.01.2017 · Slider, Home, Nationalteams, Männer Nationalteam · Von: SID

Julius Kühn: Vom Sofahelden zum Leistungsträger

Julius Kühn hat ein Problem. Der Rückraumspieler trifft nicht mehr. „Momentan liegt Silvio Heinevetter vor mir”, sagt Kühn. Und lacht. Normalerweise räumt er beim teaminternen Pfeilewerfen regelmäßig ab. Doch in den ersten WM-Tagen von Frankreich lief es beim „König”, wie Kühn aufgrund seiner Dartskünste von seinen Teamkollegen genannt wird, noch nicht richtig rund.

Anders ist das auf dem Spielfeld. Da kommt der kantige Torjäger bei der WM immer besser in Fahrt, ist mit 15 Treffern nach vier Spielen zweitbester deutscher Feldtorschütze. Nach verhaltenem Turnierstart traf Kühn gegen Weißrussland (31:25) fünfmal und wurde nach der Partie als Spieler des Spiels ausgezeichnet. „Das ist schön, aber vor allem ein Verdienst der Mannschaft”, sagte Kühn: „Bei uns kann jeder diese Auszeichnung erhalten.”

Doch kein deutscher Spieler hat zuletzt eine Entwicklung wie Senkrechtstarter Kühn durchlaufen. Beim sensationellen EM-Triumph vor einem Jahr stand er zunächst nicht mal im Kader, wurde dann im Turnierverlauf aufgrund von Verletzungen nachnominiert und gehörte später zu den entscheidenden Akteuren. Auch bei Olympia-Bronze in Rio glänzte er als einer der Besten.

Vom Sofahelden zum Hoffnungsträger - es gibt Momente, da weiß Kühn selbst nicht, wie ihm geschieht. „Wieso das alles so gut klappt, kann ich selbst gar nicht so genau sagen. Aber dafür bin ich sehr dankbar”, sagt der Rückraumlinke vom VfL Gummersbach. Inzwischen gehört er zu den Stars der Branche, zählt auch in der Liga zu den besten Schützen. „Die EM hat mir einen Riesenschub an Selbstvertrauen gegeben”, sagte Kühn: „Ich habe dann auch im Verein mehr die Führungsrolle übernommen.”

Kühn ist ein Kerl wie ein Baum, der redet, wie er spielt. Immer direkt. Immer gerade(her)aus. Mit seiner schnörkellosen Spielweise und den knallhart-konsequenten Abschlüssen gehört der 100-Kilo-Koloss längst zu den Stützen im DHB-Team. Das Vertrauen von Bundestrainer Dagur Sigurdsson zahlt Kühn mit jedem Spiel zurück, im Finale um den Gruppensieg gegen Kroatien am Freitag (17.45 Uhr/handball.dkb.de) will er wieder vorangehen.

Ein Sieg sei „wichtig für das Selbstvertrauen. Wir wollen auf unserer Welle bleiben und die Gruppenphase ohne Niederlage abschließen”, sagt Kühn. Im Turnierverlauf sei danach „alles möglich”. Auch dank Kühn.