Champions League: Kiel gegen Löwen unter Druck
29.03.2017 A-Nationalmannschaft Männer

Champions League: Kiel gegen Löwen unter Druck

29.03.2017 · Home, Männer Nationalteam, HBL · Von: SID

Champions League: Kiel gegen Löwen unter Druck

Selbst an einem sonst tiefenentspannten Isländer wie Alfred Gislason scheint die Kritik am strauchelnden Handball-Rekordmeister THW Kiel nicht spurlos vorüberzugehen. Das verrät allein die deftige Wortwahl beim Versuch eines Dementis. „Das alles geht mir dermaßen am Arsch vorbei”, sagte der genervte Kieler Coach im NDR Sportclub: „Ich mache meine Arbeit für den THW und bin ganz sicher, dass die Arbeit Früchte tragen wird.”

Doch viel Zeit bleibt nicht mehr. Und Gislason weiß um den Druck, der im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League bei den Rhein-Neckar Löwen am Donnerstag (19 Uhr/Sky) auf seiner Mannschaft lastet. Nach der 24:25-Niederlage in der heimischen Arena droht dem Abonnementsieger von einst eine weitere Titelchance wegzubrechen.

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Bereits in der vergangenen Spielzeit war Kiel erstmals seit 13 Jahren ohne großen Titel geblieben. Gislason aber gibt sich vor einem der Schlüsselspiele der Saison optimistisch. „Die Hoffnung lebt, dass wir am Donnerstag etwas reißen können”, sagte der 57-Jährige und verwies auf das Hinspiel als Mutmacher: „Da waren wir der moralische Sieger.”

Nach einem zwischenzeitlichen Sechs-Tore-Rückstand war den zuletzt arg gebeutelten Zebras ein starker Schlussspurt gelungen. Selbst Löwen-Kreisläufer und Europameister Hendrik Pekeler musste zugeben: „Ein Treffer Vorsprung bedeutet im Handball gar nichts. Gerade in K.o.-Spielen kann alles passieren.”

Aus der Personalnot will der 20-malige deutsche Meister von der Kieler Förde, der zuletzt 2012 in den Königsklasse triumphiert hatte, eine Tugend machen. „Wir sind durch die Verletzungen im Team noch enger zusammengerückt. Unsere Chancen in Mannheim stehen bei 50:50”, meinte THW-Rückraumspieler Marko Vujin. Ein Champions-League-Viertelfinale ohne Kieler Beteiligung hatte es zuletzt in der Saison 2003/04 gegeben.

Die Norddeutschen müssen im deutschen Achtelfinal-Duell mit dem amtierenden Meister auf Kapitän und Spielmacher Domagoj Duvnjak (entzündete Patellasehne) sowie Nationalspieler Steffen Weinhold (Entzündung in der Nackenmuskulatur) verzichten. Der ebenfalls angeschlagene Rene Toft Hansen (Adduktorenprobleme) will auf die Zähne beißen und spielen, solange es geht. ”Kleinigkeiten werden am Ende den Ausschlag geben, welche Mannschaft es schafft”, sagt Thorsten Storm.

Der THW-Manager ist trotz der Rückschläge überzeugt vom Weg des Umbruchs bei den Zebras, die in der Bundesliga-Tabelle bei einem Spiel mehr vier Minuspunkte hinter Branchenführer SG Flensburg-Handewitt liegen. Man werde „nicht umkehren und sagen: Jetzt machen wir es doch wieder anders und holen die Topstars”, sagte Storm: „Wir entwickeln jetzt diese Spieler.” Gislason sei den Weg der Verjüngung bewusst gegangen, der Isländer „wusste, dass es steinig wird”.

Allerdings plagen auch die Löwen, die nur eins der letzten sechs Duelle mit Kiel verloren haben, Verletzungssorgen. Spielmacher und Kapitän Andy Schmid macht seit dem Wochenende eine Hüftprellung zu schaffen. „Wir wissen, dass es noch nicht vorbei ist und wir noch einmal eine richtige starke Leistung brauchen”, sagt Oliver Roggisch, der Sportliche Leiter der Löwen.