Bernhard Kempa gestorben - Trauer um Monsieur Handball
21.07.2017 A-Nationalmannschaft Männer

Bernhard Kempa gestorben - Trauer um Monsieur Handball

21.07.2017 · Slider, Home, Nationalteams, Männer Nationalteam · Von: BP / SID / tok

Bernhard Kempa gestorben - Trauer um Monsieur Handball

Monsieur Handball ist tot. Bernhard Kempa starb am Donnerstag im Alter von 96 Jahren. Kempa war zweimaliger Feldhandball-Weltmeister und Erfinder des nach ihm benannten „Kempa-Tricks”.

„Wir trauern um einen der größten Sportler, die Deutschland hervorgebracht hat. Was der deutsche Handball dem Spieler und Trainer Bernhard Kempa verdankt, ist kaum in Worte zu fassen. Bernhard Kempa hat Handballgeschichte geschrieben und bleibt mit dem nach ihm benannten Kempa-Trick Teil der DNA unseres Sports. Sein Name wird uns in den Hallen und Arenen weiter begleiten. Unsere Gedanken sind nun aber bei seiner Familie“, sagt Andreas Michelmann, Präsident des Deutschen Handballbundes.

Zu seiner aktiven Zeit galt Kempa als einer der Besten seiner Zunft, gewann als Spieler in den 50er Jahren mit Göppingen je zweimal die Deutsche Meisterschaft in der Halle und auf dem Feld. Als Trainer gelangen ihm fünf weitere Hallentitel, 1960 holte er mit Frisch Auf Göppingen den Europapokal der Landesmeister.

In 31 Länderspielen erzielte Kempa 131 Treffer, wurde mit Deutschland 1952 und 1955 Feldhandball-Weltmeister, zudem einmal Vize-Weltmeister in der Halle. 50.000 Fans feierten zum Beispiel Kempas sieben Tore im WM-Finale gegen die Schweiz (25:13) im Stadion Rote Erde in Dortmund - kurzum: der Diplom-Sportlehrer war zu seiner Zeit der weltbeste Handballer.

Kempa wurde am 19. November 1920 in Schlesien geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er zunächst in München, arbeitete für das Rote Kreuz und entdeckte seine Leidenschaft für Feldhandball bei 1860 München, wo er bis 1947 spielte. Dann zog es ihn mit seinen Brüdern Achim und Gerhard nach Göppingen, wo er bei Frisch Auf zur Legende wurde. Als Spieler, Spielertrainer (1947 bis 1957) und Trainer (1957 bis 1961, 1966 bis 1971) feierte er mit den „Kempa-Buben“ zwei deutsche Meisterschaften auf dem Großfeld und sieben Titel sowie den Europapokalsieg 1960 in der Halle.

Mit dem von ihm erfundenen und nach ihm benannten Trick schaffte er es in alle Lehrbücher des Handballs: Uraufführung hatte der Kempa-Trick am 24. März 1954 bei einem inoffiziellen Länderspiel Deutschland gegen Schweden (10:10) in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe. Seither gehört „der Kempa“ zum Standardrepertoire im Handball.

„Ich freue mich noch heute, wenn ich erzähle, wie der Trick zur Welt kam. Wir haben bei Frisch Auf in Göppingen im Training immer viel ausprobiert. Mal dies, mal das. Auch das Training sollte Spaß machen. Und bei solchen spaßigen Übungen erfand ich den Trick“, schrieb Kempa in seinem Buch „Ball ist Trumpf“.

Bob Hanning, Vizepräsident Leistungssport des Deutschen Handballbundes, sagte anlässlich Kempas 95. Geburtstages im vergangen Jahr: „Bernhard Kempa hätte Welthandballer und Welttrainer sein müssen, aber diese Auszeichnungen sind erst weit nach seiner aktiven Zeit geschaffen worden. Er ist ein Idol für Generationen. Mit seiner Raffinesse hat er den Handballsport wie nur wenige andere vor und nach ihm entwickelt.“

Sehr persönliche Erinnerungen an Kempa hat DHB-Generalsekretär Mark Schober: „Als Schwabe habe ich zu Bernhard Kempa eine besondere Verbindung. Wie viele andere Buben bin auch ich mit seinem Trick groß geworden. Und wir haben gelauscht, wenn die Erwachsenen die alten Geschichten von den legendären Kempa-Buben erzählt haben.“

Aber Kempa war nicht nur aktiver Handballer, Trainer und Beobachter „seines“ Sports, er startete im Alter von 47 Jahren seine zweite sportliche Karriere: Tennis. Hier wurde er drei Mal Weltmeister im Doppel und im Nationen-Cup, drei Mal WM-Zweiter im Doppel und feierte insgesamt 41 Europameister- sowie 50 deutsche Meistertitel in den jeweiligen Senioren-Altersklassen.

Für seine Erfolge, aber auch seinen tadellosen Sportsgeist wurde Kempa mehrfach ausgezeichnet: Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes, der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg, des Weltpionierordens für Verdienste im internationalen Handball auch hat auch zweimal das Silberne Lorbeerblatt erhalten, die höchste in Deutschland verliehene sportliche Auszeichnung. 2011 wurde er in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.

Und 2002 wurde Kempa eine ganz besondere Ehre zuteil: Nach ihm wurde die Handball-Linie des Balinger Sportartikel-Herstellers Uhlsport benannt. 2007 wurden die deutschen Männer in Kempa-Trikots Weltmeister. Nachdem der Deutsche Handballbund schon von 2002 bis 2007 von Kempa ausgestattet wurde, ist die nach der Handballlegende benannte Marke seit 2013 wieder Partner des DHB.