„Ganz trauriger Moment“: Hauchdünne Niederlage für U21 im Spiel um Platz drei
Der Medaillentraum der deutschen Junioren bei der U21-Weltmeisterschaft in Algerien ist geplatzt: Gegen den 2015er U19-Weltmeister Frankreich gab es im Spiel um Platz drei am Sonntag in Algier eine unglückliche 22:23 (12:10)-Niederlage. Frankreichs überragender Torwart Julien Meyer rettete dem EM-Dritten des Vorjahr mit zwei Paraden in der letzten Sekunde den Sieg. Damit gelang den Franzosen die Revanche für die EM-Halbfinal-Niederlage im Vorjahr (33:35 nach Verlängerung) sowie zwei Testspiel-Niederlagen gegen die DHB-Auswahl im Mai und im Juni.
„Die Jungs sind ausgelaugt, platt und total enttäuscht“, berichtete DHB-Trainer Erik Wudtke über die Stimmung in der Kabine: „Für die Spieler tut es mir total leid, sie haben ein tolles Turnier gespielt und reisen jetzt leider ohne Medaillen nach Hause. Wir hatten bis zum letzten Wurf die Chance auf die Verlängerung. Mit etwas Abstand werden jetzt aber alle begreifen, dass wir hier ein tolles Turnier gespielt haben. Wir können stolz auf das Abschneiden sein, aber leider fehlt das Edelmetall. Das ist ein ganz trauriger Moment.“
Nur 17 Stunden nach der 21:26-Halbfinal-Niederlage gegen Spanien und im neunten Spiel binnen 14 Tage fehlten den deutschen Spieler die Kräfte, auch wenn sie bis zum Schlusspfiff alles gaben. Entscheidend für die Niederlage war eine Schwächeperiode anfangs der zweiten Hälfte, als es den Franzosen gelang, die Partie zu drehen. Nach sieben WM-Siegen in Folge verließen die deutschen Spieler nach der zweiten Niederlage das Feld ausgelaugt und mit hängenden Köpfen.
Dabei hatten sie die Franzosen vor der Pause komplett unter Kontrolle - der Halbzeitstand von „nur“ 12:10 schmeichelte dem Gegner noch. Die deutsche Abwehr stand gegen Starspieler wie Dika Mem (FC Barcelona) oder Melvyn Richardsson (Montpellier) hervorragend, ließ in 28 Minuten nur acht Gegentore zu. Daher war die zwischenzeitliche Vier-Tore-Führung beim 12:8 mehr als verdient.
Aber dann: Die Deutschen gaben nach der Pause im Angriff viele Bälle aus der Hand, griffen in der Defensive nicht mehr richtig zu, die Franzosen setzten sich dank fünf Treffern in Folge auf 18:14 (40.) ab, ehe Johannes Golla die deutsche Torflaute beendete. Und dieses Tor setzte wieder Kräfte frei: Angeführt von Lars Weissgerber war die DHB-Auswahl ab dem 17:18 wieder dran. Auch als die Franzosen wieder auf 21:18 davongezogen waren, gab sich das Team von Erik Wudtke und Klaus-Dieter Petersen nicht auf.
Beim 23:21 (58.) nahm Wudtke seine letzte Auszeit, und als Jerome Müller zum 22:23 getroffen hatte, keimte wieder Hoffnung auf. Frankreich verlor den Ball, letzter Angriff der Partie, doch zweimal scheitern deutsche Spieler an Meyer.
Ohne WM-Medaille (nach dem 17. Platz bei der U19-Weltmeisterschaft vor zwei Jahren) verlässt dieser Jahrgang, der 2016 noch EM-Zweiter geworden war, den Nachwuchsbereich. Aber die WM hat auch gezeigt, welches Potenzial in Spielern wie dem WM-All-Star Lukas Mertens (SC Magdeburg), Marian Michalczik (GWD Minden) oder Johannes Golla (MT Melsungen) steckt. Auch Sebastian Heymann (Frisch Auf Göppingen) - eigentlich noch Jugend-Nationalspieler - setzte bei der WM viele Akzente.
„Wir hatten während des gesamten Turniers viel Unterstützung aus der Heimat erhalten“, sagte Wudtke, und ergänzte: „Wie sich diese Mannschaft schon unter Marks Baur entwickelt hat, ist richtig toll. Im Vorjahr Silber, jetzt WM-Vierter. Das war richtig gut - umso enttäuschender, dass es nichts mit der Medaille wurde.
Statistik Spiel um Platz 3:
Deutschland – Frankreich in Algier 22:23 (12:10)
Deutschland: Joel Birlehm (TuS N-Lübbecke), Stefan Hanemann (HSG Konstanz); Björn Zintel (ASV Hamm), Stefan Salger (TVB 1898 Stuttgart), Franz Semper (SC DHfK Leipzig/3), Tim Nothdurft (HBW Balingen-Weilstetten), Sebastian Heymann (Frisch Auf Göppingen), Kevin Struck (Füchse Berlin), Valentin Spohn (HBW Balingen-Weilstetten/4), Johannes Golla (MT Melsungen/4), Lars Weissgerber (HG Saarlouis/4), Marian Michalczik (TSV GWD Minden/2), Patrick Gempp (DJK Rimpar), Lukas Mertens (SC Magdeburg/1), Moritz Schade (TuS N-Lübbecke/2), Jerome Müller (HG Saarlouis/2)
Bester Torschütze Frankreich: Tom Pelayo (6)
Schiedsrichter: Kurtagic/Wetterwik (Schweden)