Die Bilanz des Europameisters: „Elf Tage lang herausragende Arbeit von allen“
26.08.2017 U17 weiblich

Die Bilanz des Europameisters: „Elf Tage lang herausragende Arbeit von allen“

26.08.2017 · Slider, Home, Nationalteams, Jugend weiblich Nationalteam · Von: BP

Die Bilanz des Europameisters: „Elf Tage lang herausragende Arbeit von allen“

Die Heldinnen sind wieder zuhause, da ist auch für den Trainer die Zeit für eine intensive Bilanz gekommen: Sechs Tage nach dem Europameistertitel der weiblichen U17 des Deutschen Handballbunds äußert sich Maik Nowak zur EURO, den Erfolgsfaktoren, aber auch der Zukunft des Teams, das direkt für die U18-WM 2018 in Polen qualifiziert ist.

Konnten Sie den Erfolg schon richtig realisieren?
Maik Nowak: Es ist schon beeindruckend, wie viele Glückwünsche und Freude man erfährt, und dadurch wird es einem auch immer bewusster – ja, wir haben es geschafft – wir sind Europameister! Mein Dank gilt jeder Einzelnen der 16 jungen Spielerinnen und dem Team hinter dem Team. Jeder hat seinen Beitrag zu diesem Titel geleistet. Dieses sehr, sehr überzeugende Turnier resultiert genau aus diesem Teamspirit. Alle Beteiligten haben über elf Tage herausragende Arbeit abgeliefert. Ob die Physios, Kristin Seeber und Alex Forstbauer, die Tag und Nacht an der Liege standen, ob die Videoanalystin Nele Förster, die sich auch die Nächte am Laptop um die Ohren geschlagen hat, die Psychologin Claudia Reidick oder Ärztin Helen Barghan, die immer mit einem guten Rat bereit standen, und natürlich meine Co-Trainerin Zuzana Porvaznikova, die sich sowieso in ihrer Heimat für alles zuständig fühlte. Jede und jeder hat individuell seinen großen Anteil und daraus wuchs eine tolle Qualität.

Hatten Sie im Vorfeld mit einem solchen Erfolg gerechnet?
Maik Nowak: Intern hatten wir uns das Halbfinale als Ziel gesetzt, aber diese Erwartungshaltung ist im Laufe des Turniers gewachsen. Ganz wichtig war der Auftaktsieg nach dem umkämpften Spiel über Russland. Der hatte nicht nur zwei Punkte für die Hauptrunde zur Konsequenz, sondern hat uns insgesamt für weitere Aufgaben sehr gestärkt.

Was waren die weiteren Knackpunkte?
Maik Nowak: Nach dem Remis gegen Ungarn waren wir zwar noch ungeschlagen, aber hatten dennoch schon in der Hauptrunde gegen Dänemark ein echtes K.o.-Spiel, das wir gewinnen mussten, um ins Halbfinale einzuziehen. Spätestens da waren die Spielerinnen mental sehr weit. Diese Aufgabe wurde sehr gut gelöst, genau wie das Halbfinale gegen Frankreich. Da war - wie im gesamten Turnier - die Abwehr überragend. 19 Gegentore im Schnitt sprechen eine deutliche Sprache. Einen wichtigen Punkt hatten wir uns übrigens bei den Bad Boys und ihrer Erfolgs-EM 2016 abgeschaut: das Blockverhalten. Das hat die Abwehr dann richtig gut aussehen lassen. Und der Auftritt im Finale war dann gerade in der zweiten Halbzeit schon sehr reif und abgeklärt für die Altersklasse. Das war Geduld plus Abgeklärtheit plus Struktur plus Qualität.

Zur Pause sah es aber noch nicht nach dem Finalsieg aus.
Maik Nowak: In der Halbzeit haben wir den Spielerinnen gesagt: Wir sind das nicht – wir können das viel besser, als das, was ihr bis jetzt gezeigt habt. Und das drei Tore Rückstand überhaupt keine Hypothek sind. Nach den inhaltlichen Hinweisen hatten wir besseren Zugriff in der Abwehr und vorne haben wir geduldig auf die Chancen gewartet. Daneben hatten wir in der Gesamtstatistik auch eine extrem niedrige Zahl von Technik- und Regelfehlern - und das bei den vielen personellen Wechseln innerhalb der Spiele. Das war ebenfalls beeindruckend für 15 - bis 17-Jährige. Auch die, die von der Bank kamen, haben immer sofort ihre Leistung gebracht – waren auf den Punkt bereit, wenn sie auf der Platte standen - sie haben alle Herausforderungen toll gelöst.

Werden Sie mit der Mannschaft die erfolgreiche EM noch einmal intensiv aufarbeiten?
Maik Nowak: Ende September haben wir den nächsten Lehrgang, dort werden wir alles gemeinsam analysieren. Dann bekommt auch jede Spielerin ihre Einzelauswertung und die nächsten individuellen Entwicklungsaufgaben - diese gehen auch an ihre Vereinstrainer.

Heißt das auch, die aktuelle U17 ist jetzt schon die Mannschaft, die 2018 bei der Jugend-WM in Polen so an den Start gehen wird?
Maik Nowak: Wir haben allen 16 Spielerinnen schon in der letzten Phase der EM-Vorbereitung gesagt, wie stolz sie sein können, bei dieser EM anzutreten. Denn vor der Tür stehen noch einige andere, die berechtigte Hoffnungen haben, in dieses Team zu kommen. Schon für die EM gab es einige knappe Personalentscheidungen. Das ist ein Beleg für die Breite, die wir schon in der Jugend haben, daher gilt ganz besonders der Dank an alle Landes- und Vereinstrainer, die diese Spielerinnen so weit gebracht haben, wie sie jetzt schon sind. Zuzana Porvaznikova und ich durften sie dann für das internationale Parkett weiter entwickeln. Nun geht quasi auch schon die Vorbereitung auf die WM 2018 los, für die wir nicht nur direkt qualifiziert sind - sondern auch erstmals die Gejagten sein werden. Das ist eine neue Konstellation, die zeigt, dass die Ansprüche an die Spielerinnen höher werden.

Die Juniorinnen haben bei der EM den fünften Platz belegt, die U17 ist Europameister - was bedeutet das für die Zukunft im weiblichen Bereich?
Maik Nowak: Wenn man nur die Zahlen und Statistiken betrachtet, haben wir in den vergangenen Jahren einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Die Entwicklung ist sehr positiv. Vor fünf Jahren habe ich als Nachwuchs-Koordinator weiblich begonnen, und ich freue mich über den Weg, den wir alle gemeinsam bestritten haben. Das macht mich stolz, und auch hier geht mein Dank an das für den weiblichen Bereich zuständige Team für die geleistete Arbeit. Dieser EM-Titel kommt auch vor der Frauen-WM in Deutschland genau zum richtigen Zeitpunkt. So ist der Mädchen – und Frauenhandball schon im Vorfeld positiv sichtbar. Für mich persönlich war die Arbeit mit diesem Team eine neue tolle Herausforderung, die riesig Spaß gemacht hat. Nach einigen Titeln im Bundesligabereich bedeutet mir der Gewinn dieser Europameisterschaft sehr viel und ich freue mich sehr über das Erreichte.