Mit Erfolgstrainerin und für die Ehre auf Medaillenkurs
15.11.2017 A-Nationalmannschaft Frauen

Mit Erfolgstrainerin und für die Ehre auf Medaillenkurs

15.11.2017 · Slider, Home, Nationalteams, Frauen Nationalteam, WM 2017 Frauen · Von: GJ

Mit Erfolgstrainerin und für die Ehre auf Medaillenkurs

In Holland gibt es nur etwa 50.000 Handballerinnen. Dennoch gewann die Damen-Nationalmannschaft bei den letzten beiden Meisterschaften (WM 2015, EM 2016) die Silbermedaille. Seit Anfang letzten Jahres leitet Helle Thomsen die Geschicke der Mannschaft. Die Dänin freut sich über die wachsende Popularität des Frauenhandballs im Land. "Die Mädels werden immer bekannter. Ihre Beliebtheit ist in den letzten Jahren förmlich explodiert. Die holländische Liga steckt aber noch in den Kinderschuhen, weswegen viele Spielerinnen nach Deutschland wechseln. Dort spielen sie nicht nur in der ersten, sondern auch in der zweiten und dritten Liga. Mir wäre es lieber, wenn Spieler aus der zweiten Reihe länger in der Heimat spielen würden, damit die Liga stärker wird", sagt Thomsen. Die besten holländischen Spielerinnen spielen in europäischen Top-Clubs wie Győri Audi ETO KC oder Team Esbjerg und können sich so mit den besten Europas messen. Denn viele Tage mit ihrem Team hat Thomsen nicht. "Ich  glaube, Deutschland hat doppelt so viele Lehrgangstage wie wir. Uns bleibt nicht wirklich viel Zeit vor der WM. Aber die kurze Zeit werden wir versuchen so intensiv wie möglich zu nutzen, denn unsere Gruppe ist sehr schwer", sagt sie. Ihrer Meinung nach gehört Deutschland zu den Favoriten in Gruppe D, auch die Serbinnen schätzt sie sehr stark ein. "Für uns wird es sehr wichtig sein, dass wir in der Vorrunde den ersten oder zweiten Platz belegen, denn in Gruppe C, auf die wir im Achtelfinale treffen, sind sehr starke Mannschaften. „Wir dürfen unseren ersten Gegner Korea keinesfalls unterschätzen. Wir haben im Vorhinein wenig Videomaterial und sie spielen ganz anderen Handball als die europäischen Mannschaften“, so die 46-Jährige.

Wenn sie nicht auf der Bank der Holländerinnen sitzt, coacht sie den rumänischen Champions League-Teilnehmer CSM Bucuresti. Auf viele ihrer Vereinsspielerinnen wird sie im Verlauf der WM treffen. Denn im Kader stehen neben Rumäninnen auch Spielerinnen aus Schweden, Frankreich, Norwegen, Dänemark und Kroatien. Gerade die Spiele gegen ihre Heimat Dänemark sind für Thomsen nicht leicht. "Die 60 Minuten Handball sind kein Problem. Aber davor und danach ist es gefühlsmäßig wirklich schwer. Am liebsten würde ich nicht auf Mannschaften mit meinen Spielerinnen treffen, aber das wird sich nicht vermeiden lassen", erklärt die Trainerin und führt weiter aus: "Am liebsten will man dann alle in den Arm nehmen." 

Das ist vielleicht auch das Erfolgsrezept der Trainerin, die sich nicht verbiegen will. "Ich bin, wie ich bin und versuche niemanden zu kopieren. Manchmal bin ich sicher auch anstrengend und hart. Aber die Spielerinnen wissen immer, wie ich es meine und dass ich nur das Beste für jede will. Vielleicht hatte ich bis jetzt einfach nur Glück mit den Mannschaften, die ich trainiert habe und sie haben zu mir gepasst" sinniert die gebürtige Frederikshavnerin, die als Trainerin unter anderem zweimal dänischer Meister wurde und mit Schweden 2014 die EM-Bronzemedaille gewann. Nun will sie die Holländerinnen in der Weltspitze etablieren. Dafür hat sie einen Vertrag bis 2018 unterschrieben. "Ich hätte auch einen längeren Vertrag bekommen können, habe aber gesagt, dass man nach zwei Jahren evaluieren kann. Wenn sie zufrieden mit mir sind, verlängern wir, wenn nicht, dann nicht. So gibt es kein böses Blut", erklärt sie.

Bemerkenswert findet die Dänin übrigens, dass ihre Nationalspielerinnen keinen Cent für ihr Engagement bekommen: "Hier spielen alle nur für die Ehre. Das gibt es sonst in keinem anderen Land." Vielleicht ist das ja ein kleiner Teil der Antwort auf die Frage, warum Holland in jedem Spiel an ihre Grenzen geht. Das wollen sie auch in jedem Spiel während der WM, denn der Traum der Mannschaft ist es, wieder ein Finale zu spielen, diesmal eben in Hamburg.