Drittliga Preview #Spieltag15
09.12.2017 3. Liga

Drittliga Preview #Spieltag15

09.12.2017 · 3. Liga, Männer 3. Liga · Von: cb/pm vereine

Drittliga Preview #Spieltag15

Endspurt in der 3. Liga. Viele Teams wollen vor der Winterpause noch einmal abliefern, um mit einem guten Gefühl in die spätestens nach den Feiertagen wieder schweißtreibenden Wochen zu gehen. Die Enttäuschten können noch einmal überraschen, die Spitzenteams müssen auf der Hut sein. Und zudem liefert der Spieltag zwei hoch interessante Trainerkonstellationen. Und natürlich Derbies am laufenden Band.

Staffel Nord: Das Streben nach einem kleinen bisschen Winterspeck

Acht, sieben, sechs… So viele Pluspunkte weist das Trio am Tabellenende auf. Allen steht das Wasser inzwischen bis zum Hals. Für Handball Hannover Burgwedel (6:20), die HG Hamburg-Barmbeck (7:17) und für Empor Rostock (8:14) gilt es, vor der Winterpause noch einige Brotkrumen in Form von Punkten einzusammeln. Winterspeck hat sich keiner von den Dreien angefressen. Demensprechend kommen den Begegnungen im Tabellenkeller eine nochmals erhöhte Bedeutung zu.

Der große Vorteil des Aufsteigers aus Hamburg könnte sein, dass man sich schon vor dem Rundenbeginn voll auf den Abstiegskampf eingestellt hat. Beim Zweitliga-Absteiger von der Ostsee durfte es vor Rundenstart gerne ein bisschen mehr sein, als der Kampf gegen den Fall in Viertklassigkeit. Ebenso bei den in den vergangenen Jahren solide auftretenden Männern aus der Region Hannover.

Auf denen lastet inzwischen, auch durch die durch die Neuverpflichtungen gestiegenen Erwartungen ein immenser Druck. Nun kommt der sich in den letzten Wochen stabilisierte 1. VfL Potsdam in der Sporthalle Auf der Ramhorst. Und so ein wenig schaut man zum kommenden Gegner auf. Denn der hat sich nach sechs Pleiten zu Saisonbeginn mit 11:3 Punkten in Folge ins sichere Mittelfeld hochgearbeitet. Dass Burgwedel leistungsmäßig nicht allzu weit davon entfernt sich, hat die Bätjer-Sieben schon oftmals beweisen, ging aber fast genauso oft leer aus. Weiterhin fehlen wird Maurice Herbold (Bandscheibenvorfall). Artjom Antonevitch brummt noch eine Rot-Sperre ab. Den Klub verlassen hat unterdessen Marcel Otto. Der junge Kreisläufer war vor Saisonbeginn aus Cottbus gekommen und geht zurück in seine Heimat.

Die HG Hamburg-Barmbeck blickt auf einen negativ-Lauf von 1:9 Zählern zurück. In der Heimbilanz belegt das Team von Trainer Holger Bockelmann mit 2:8-Punkten den letzten Platz im Norden. Höchste Zeit, die Heimbilanz aufzubessern. In der Fremde läuft es durchaus besser. Nun kommt die TSV Burgdorf II, die auswärts bereits vier und aus den letzten drei Spielen fünf Punkte eingesammelt hat. Die jungen Recken dürften also mit breiter Brust in die Hansestadt reisen. Das Ziel der HGHB lautet: Den wurfgewaltigen Rückraum mit Hannes Feise (RM/54 Tore) und Maurice Dräger (RL/46) sowie Niklas Diebel (RL/39) zu stoppen. Dafür braucht es eine Menge Kraft. Ob die Gastgeber diese haben werden, scheint indes fraglich. Es grassiert eine Grippewelle.

In Rostock lassen die Verantwortlichen nichts unversucht, die acht Spielrunden andauernde Durstrecke zu beenden. Vor einigen Wochen bereits stattete man Kreisläufer Ole Prüter nach dessen elfmonatiger Verletzungspause mit einem Vertrag aus. Bei der 21:23-Niederlage gegen Potsdam, als man einen Vier-Tore-Vorsprung zu Hause verspielte, stand Prüter sogar in der Start-Sieben. Nun fixierte man auch den lange schon bekannten Wechsel von Felix Mehrkens. Der kommt vom HSV Hamburg und soll gegen die Handballfreunde Springe sein Debüt feiern und vor allem für Entlastung von Robin Breitenfeldt sorgen. Mehrkens könnte seinem Ex-Klub einen wertvollen Dienst erweisen. Denn die Handballfreunde sind einer der ärgsten Verfolger des HSV und somit in Rostock Favorit. Vor allem, weil sich die Truppe von Oleg Kuleshow nach der Niederlage beim HSV vor einer Woche keinen weiteren Fehltritt erlauben darf.

Staffel Ost: Hanau das Zünglein an der Waage und ein Trainer-Quartett in Gelnhausen

Überragend zu Hause, mau in der Fremde. Die HSG Hanau hat zwei Gesichter. Das gute will man als Tabellendritter nun beim Klassenprimus TV Großwallstadt. Ob man den beeindruckenden Lauf des Altmeisters (16:0) stoppen kann, scheint aber fraglich. Denn HSG-Coach Patrick Beer hat Personalsorgen: Marc Strohl hat ebenso Schulterprobleme wie Lucas Lorenz, bei Yaron Pillmann zwickt die Wade. „Hinter diesem Trio steht noch ein Fragezeichen“, so Beer. „Wir werden aber auf jeden Fall trotzdem alles geben und hoffen auf einen Sieg.“ Denn schließlich sei es für die HSG Hanau das „erste echte Spitzenspiel“ und die Halle wird getreu dem neuen TVG-Motto „Tragt uns in die 2. Liga“ richtig voll werden. Außerdem werden reichlich Hanauer Anhänger die lediglich halbstündige Fahrt auf sich nehmen und in der Untermainhalle einen lautstarken „Blauen Block“ bilden.

Ein Auswärtssieg, es wäre Hanaus zweiter in dieser Saison, würde der SG Leutershausen natürlich gut in den Kram passen. Denn die SGL, die sich zur neuen Saison einen aufgrund des Rücktritts von Marc Nagel einen neuen Coach suchen muss, tritt am 15. Dezember bei den Grimmstädtern an. Die HSG ist also in den kommenden Tagen das Zünglein an der Waage. Wird die Liga spannend? Oder zieht der Altmeister etwas einsamer seine Kreise am der der Tabellenspitze?

Ein Team, dass auch immer dafür gut ist, den Spitzenteams ein Bein zu stellen, ist die HSG Rodgau Nieder-Roden. Die Baggerseepiraten teilen sich mit Hanau derzeit den Titel „Best oft he Rest“, haben aber nach dem Punktverlust im Derby gegen Bruchköbel (25:25) das nächste Derby vor der Brust und „reisen“ zum TV Gelnhausen. Von der räumlichen Entfernung trennen die beiden Teams gerade einmal vierzig Minuten Fahrzeit, im Tableau Welten. Der TVG dümpelt am Tabellenende und weist vier Zähler Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsrang auf. Ende November wurde gehandelt. Trainer Andreas Kalmann trat zurück. Ein Vierer-Gespann übernahm. An der Spitze Sergej Budanow, ehemaliger Weltklasse-Handballer und TVG-Legende. Dazu die beiden A-Jugendtrainer Philip Deinet und Peter Jambor, die die Gelnhäuser A-Jugend in der Bundesliga auf Platz drei gehievt haben sowie Matthias Geiger, Kopf der Gelnhäuser Reserve. „Es geht uns nicht um Nieder-Roden, nicht um das Ergebnis. Es geht uns um die restliche Saison und die Entwicklung innerhalb der Mannschaft“, sagte Jambor der Gelnhäuser Neue Zeitung beim Dienstantritt.

Staffel West: Derbyzeit auch im Westen

Insgesamt drei Derbys stehen im Westen an diesem Wochenende auf dem Programm. In Ostwestfalen kämpfen die Platzhirsche in puncto Nachwuchsausbildung GWD Minden II und Handball Lemgo II um die Vormachtstellung in der Region. Auch der VfL Gummersbach und Bayer Dormagen stellen am Mittelrhein das Nonplusultra der Ausbildung dar. Die VfL-Reserve empfängt den Mittelrhein-Rivalen, der möglichst schnell wieder an die Pforte zum professionellen Handball anklopfen möchte. Das spannendste Duell steigt ganz sicher aber in Halver, wenn die nach vielen Jahren nun endlich aufstrebende SG Schalksmühle-Halver und der Tabellenführer die Klingen kreuzen.

Beide Teams aus Südwestfalen sind Immer wieder in Partien aufeinandergetroffen. Immer wieder waren diese Spiele umkämpft, spannend, prestigegeladen und für die Zuschauer ein echter Magnet. Meist hatten sie das bessere Ende für die Ferndorfer parat, die letzte Siegerländer Niederlage datiert aus 2014, als die SGSH mit 30:27 gewann. Dass das Spiel in der 3. Liga West am Samstag zusätzlich zu diesem Derbycharakter auch noch den Anstrich eines Spitzenspiels hat, macht es noch interessanter. Schalksmühle steht mit 19:9 Punkten auf dem fünften Tabellenplatz, der TuS will seine verlustpunktfreie Serie (28:0) verteidigen. Doch genau die Tatsache, dass es sich um ein Derby handelt, nötigt den Ferndorfern zusätzlichen Respekt ab: „Das wird ein besonderes Spiel“, glaubt Trainer Michael Lerscht, „das liegt unter anderem an der Geschichte und natürlich ist gegen den Tabellenführer bzw. uns als TuS Ferndorf wohl jede Mannschaft zusätzlich motiviert, das erleben wir ja bereits die gesamte Hinrunde. Aber noch dazu ist die SGSH eben eine sehr gut strukturierte, durchgehend gut besetzte Mannschaft, da wird starke Arbeit geliefert.“

Vor dem Mittelrhein-Derby sagt Dormagens Trainer Ulli Kriebel: „Wir fahren nicht nach Gummersbach um zu verlieren." Für einen Trainer, dessen Team deutlich favorisiert in der Schwalbe-Arena antritt, eine selbstverständliche Aussage. Doch Obacht: In der vergangenen Saison ließ Bayer in der Schwalbe-Arena beim 27:28 beide Punkte liegen. Und: Die Arena, die bei Spielen der 2. Mannschaft einen speziellen Charme versprüht. Dann wird die Trennwand hinter dem Tor heruntergefahren und man "spielt wie in einem Tunnel", weiß Kriebel aus Erfahrung auch mit der A-Jugend. Doch von den Bedingungen will man sich nicht beeindrucken lassen.

Im nordöstlichen Zipfel Nordrhein-Westfalens, dort wo den Menschen eine gewisse Gelassenheit nachgesagt wird, wird es an diesem Spieltag ziemlich heiß werden. Der Grund ist das Derby zwischen den beiden Bundesliga-Reserven von Minden und Lemgo. Seit jeher liefern sich die beiden Vereine vor allem im Nachwuchsbereich ein Wettrennen um die größten Talente der Region. Und viele Spieler kennen sich von Auswahlmaßnahmen oder vielen vorangegangenen heißen Duellen im Jugendbereich. Bei den Verantwortlichen bedeuten diese Spiele auch immer weitaus mehr, als die gegen den dritten ostwestfälischen Ausbildungsverein, die JSG NSM-Nettelstedt.

Die Ausgangslage ist zumindest auf Mindener Seite bescheiden. „Wir werden am Samstag eine Bestandsaufnahme machen und schauen, mit welchem Kader wir ins Spiel gehen“, sagt GWD-II-Trainer Moritz Schäpsmeier, der als Ur-Dankerser sowohl im Jugend-, Amateur- und Profibereich unzählige OWL-Kämpfe ausgefochten hat. Und beim Blick auf den Gegner sagt der Ex-Profi: „Seitdem sich Strucki das Trikot überstreift, performen sie deutlich stabiler. Mit Strucki ist Matthias Struck gemeint. Der verfügt über reichlich Erfahrung im Profibereich und coacht seit dieses Spielzeit die Lemgoer Reserve. „GWD Minden spielt eine gut funktionierende 3:2:1-Deckung und sie spielen nach Ballgewinnen schnell nach vorne. Für uns wird es wichtig sein, dass wir dann ein gutes Rückzugsverhalten an den Tag legen und die Gegenstöße verhindern“, so Struck. „Dann haben wir gute Chancen, in Minden etwas Zählbares zu holen.“

Staffel Süd: Freier Charakter

Es ist an diesem Wochenende das einzige Live-Spiel in der 3. Liga, dass bei sportdeutschland.tv gestraemt wird. Alleine deswegen nimmt es eine kleine Sonderstellung ein, wenn der TuS Fürstenfeldbruck den TSV Neuhausen/Filder empfängt. Die Panther haben momentan richtig Spaß: Nach schadloser 6:0 Bilanz im November wollen die Panther ihre gute Form noch einmal unter Beweis stellen und auch das vierte Spiel in Folge gewinnen. Außerdem ähneln “Maddogs” aus Neuhausen in ihrer Spielweise durchaus der der Fürstenfeldbrucker Panther. Sie setzen ebenso auf eine offensive 3:2:1 Abwehr und auf viel Tempo. Besonderes Augenmerk des TuS gilt der flinken und wurfgewaltigen Rückraumreihe um den aktuell zweiten der ligaweiten Torschützenliste Hannes Grundler (120 Tore), Timo Durst, Lucca Holder und Timo Flechsenhar. „Das war die schwierigste Spielvorbereitung bisher, denn sie sind ein sehr unangenehmes Team mit verschiedenen Strategien in Abwehr und Angriff“, hat TSV-Trainer Ralf Bader analysiert, „das Spiel bekommt einen sehr freien Charakter, denn die Spieler müssen auf dem Feld Entscheidungen treffen, deshalb werden wir im Training einiges ausprobieren und ansprechen.“ Die Fans in der Halle und am Stream dürfen sich also auf eine wilde Fahrt im Panther-Käfig einstellen.

Gelang dem TV 1893 Neuhausen mit dem knappen Derbysieg gegen Pfullingen vor einer Woche unter dem Interimstrainer Markus Bühner der Befreiungsschlag. Die Antwort liefert vielleicht dieser Spieltag, wenn in der Hofbühlhalle der aktuelle Rangdritte und Vorjahresmeister SG Nußloch gastiert. Vor der Serie hatten viele darauf gewettet, dass dieses Duell vielleicht das absolute Top-Spiel kurz vor der Winterpause sein könnte. Doch die SG reist von der Tabellensituation favorisiert nach Neuhausen, wie Neuhausens Geschäftsstellenleiter Nico Held betont. Beim TVN war das nach einem dramatischen Spielverlauf erzielte 19:17 gegen den Nachbarn Pfullingen ein echter Gute-Laune-Bringer. Hauptaufgabe für Spieler und Trainerteam für das kommende Match: Das gute Gefühl aus dem Derby mit ins letzte Punktspiel des Jahres nehmen. Der TVN hat aktuell 12:16-Zähler. Ein Aufstocken um ein oder besser zwei Pluspunkte wäre so etwas wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk und ein schöner Abschluss eines aufregenden Handball-Jahres 2017.

Ein Debüt gibt es in Hochdorf. Die gastgebenden Pfalzbiber mussten in dieser Woche den Rücktritt von Trainer Stefan Bullacher verdauen. Auf der Kommandobrücke hält vorerst der erst 24-jährige Steffen Christmann das Steuer in der Hand. Für den Gast, den VfL Pfullingen eine unangenehme Situation. Denn dass Trainerwechsel manchmal eine ganz besondere Wirkung entfachen können, mussten die Echazkrokodile bereits bei der jüngsten 17:19-Derbyniederlge beim TV 1863 Neuhausen erkennen.