Viermal Weltmeister, einmal Olympiasieger - aber noch nie Europameister: DHB-Gegner Russland im Portrait
21.09.2018 A-Nationalmannschaft Frauen

Viermal Weltmeister, einmal Olympiasieger - aber noch nie Europameister: DHB-Gegner Russland im Portrait

21.09.2018 · Slider, Home, Nationalteams, Frauen Nationalteam · Von: BP

Viermal Weltmeister, einmal Olympiasieger - aber noch nie Europameister: DHB-Gegner Russland im Portrait

Die Partie Deutschland gegen Russland ist ein echter Klassiker im Frauen-Handball. Bislang standen sich beide Nationen 75 Mal gegenüber, 23 Siege feierte die deutsche Mannschaft und in sechs Partien trennten sich beide Seiten Unentschieden. Zuletzt kreuzten sich die Wege in den WM-Playoffs 2015, in denen die russische Auswahl mit zwei knappen Erfolgen die WM-Qualifikation für die Endrunde in Dänemark perfekt machte.

Nun hat das neuformierte DHB-Team die Chance zur Revanche, unter anderem am gleichen Ort der 20:22-Hinspielniederlage von 2015: der Anhalt-Arena in Dessau. Dort treffen beide Teams am Samstag, 29. September, um 15 Uhr aufeinander, einen Tag später steht in der Wiedigsburghalle Nordhausen, ebenfalls um 15 Uhr, der zweite Vergleich an (live auf Sport 1). Für beide Teams sind die Tests der Startschuss der Vorbereitung auf die EURO in Frankreich (29. November bis 16. Dezember).

Viermal Weltmeister, einmal Olympiasieger - aber noch nie Europameister. Irgendwie scheinen EURO-Turniere nicht die große Stärke der russischen Handballerinnen zu sein. Nur ein einziges Mal stand das Team in einem EM-Finale, 2006 in Schweden, nachdem man sich im Halbfinale gegen Deutschland durchgesetzt hatte. Im Endspiel gab es dann allerdings eine 24:27-Niederlage gegen den Dauerrivalen und Rekord-Europameister Norwegen. Zweimal gab es noch EM-Bronze für Russland, zuletzt 2008 in Mazedonien, erneut durch einen Sieg gegen Deutschland im Spiel um Platz drei. Seither gehen die Russinnen konstant als einer der Topfavoriten in EM-Turniere, verpassten dann aber das Halbfinale.

So etwas wurmt niemanden mehr als die russische Trainerlegende Jewgeny Trefilow. Mit einigen kurzen - und für den Verband wenig erfolgreichen - Unterbrechungen ist der gerade 63 Jahre alt gewordene „Brummbär“ seit 1999 im Amt. Viermal - 2001, 2005, 2007 und 2009 - führte er Russland zum Weltmeistertitel, 2016 zu Olympiagold. Dazu kamen unzählige weitere Medaillen wie zum Beispiel Olympiasilber 2008, und, und, und. Nicht zu vergessen, dass Trefilow parallel immer noch einen Verein trainiert - aktuell Kuban aus seiner Heimatstadt Krasnodar. Und die Klubs wurden unter Trefilow Champions-League-Sieger (Zvezda Zvenigorod 2008), EHF-Pokal-Sieger (Zvezda 2007) oder gewannen den Pokalsiegerwettbewerb (Lada Togliati 2002). Ach ja, und einen WM-Titel mit den Männern durfte Trefilow auch feiern, 1997, als Assistenztrainer seines Freundes Wladimir Maximov.

Der Vulkan Trefilow stand mehrfach zur Disposition, aber aufgrund seiner Erfolge der Vergangenheit hielt der russische Verband immer an ihm fest. Und die Mannschaft zahlte 2016 zurück: Bei Olympia in Rio wurde zunächst im Halbfinale Titelverteidiger Norwegen mit einem 38:37 nach Verlängerung entthront, und in einer wahren Abwehrschlacht im Finale hieß es am Ende 22:19 gegen Frankreich, erstmals hatte sich Russland die olympischen Goldmedaillen im Frauenhandball gesichert, einen späteren Empfang bei Präsident Wladimir Putin inklusive.

Doch schon bei den nächsten beiden Turnieren setzte sich die Achterbahnfahrt fort, diesmal eher nach unten, denn beide Male wurde das Ziel Halbfinale deutlich verpasst: Bei der EM 2016 in Schweden landeten die Russinnen noch hinter der DHB-Auswahl auf Rang sieben. Bei der WM 2017 in Deutschland setzte es eine wahre Lehrstunde im Viertelfinale: In Magdeburg kassierten die russischen Frauen die höchste Niederlage aller Zeiten mit einem 17:34 gegen den späteren Vize-Weltmeister Norwegen.

Und auch in der EM-Qualifikation für Frankreich lief nicht alles rund - vor allem die sensationelle 25:27-Niederlage in Österreich schlug Trefilow aufs Gemüt. Auch beim 26:25-Zittersieg im Rückspiel bekleckerte sich der Olympiasieger nicht mit Ruhm, sicherte sich aber am Ende als Gruppenzweiter das Ticket für Frankreich. Und dort wartet gleich im EM-Eröffnungsspiel in Nancy die Neuauflage des Olympiafinales gegen den EM-Gastgeber. Die weiteren Gegner in Gruppe B sind Ex-Europameister Montenegro und Slowenien.

Während die Frauen mit Ausnahme des Olympiasiegs seit 2009 auf einen Titel warten, ist der „russische Riese“ im weiblichen Nachwuchsbereich weltweit führend: In Kielce sicherte man sich im August erneut den Titel bei der U18-Weltmeisterschaft, bei der U20-WM wurde man als amtierender U19-EM-Zweiter Vierter. Der Pool an Talenten ist riesig - und die alles überragende Spielerin im russischen Frauenteam ist gerade erst 23 Jahre alt: Anna Vyakhireva. Mit 21 Jahren wurde sie zur jüngsten MVP eines Olympischen Frauenhandballturniers gewählt, zuvor hatte sie diesen MVP-Titel innerhalb von wenigen Wochen gleich zweimal erreicht: 2014 bei der U18-WM (Gold) und der U20-WM (Silber). Auch ihre ältere Schwester Polina Kuznetsova ist aktuelle Nationalspielerin. Mittlerweile verfügt Russland auch wieder über einen absoluten Topklub: Rostow am Don qualifizierte sich im Mai erstmals fürs Finalturnier der Frauen-Champions-League, verpasste dort aber das Finale. Gleich sieben Olympiasiegerinnen von Rio stehen dort unter Vertrag - auch Vyakhireva.

Karten für die beiden Testspiele gegen Russland sind über dhb.de/tickets sowie über die Hotline 01806/997723 (0,20 Euro/Anruf inklusive MwSt. aus dem deutschen Festnetz, maximal 0,60 Euro/Anruf inklusive Mehrwertsteuer aus dem deutschen Mobilfunknetz) und an allen Eventim-Vorverkaufsstellen erhältlich. Zudem gibt es für die Partien Team-Ticket-Aktionen, die unter dhb.de/teamticket gebucht werden können.

Das Aufgebot  der Russinnen für die Länderspiele in Dessau-Roßlau und Norddhausen:

Spielerinnen: Alena Amelchenko (Zvezda), Daria Dmitrieva (Lada), Mariia Dudina (Kuban), Yaroslava Frolova (Kuban), Valeriya  Ganicheva (Zvezda), Iuliia Gariaeva (Kuban), Polina Kuznetsova (Rostov-Don), Kseniia Makeeva (Rostov-Don), Elizaveta Malashenko (Astrakhanochka), Iuliia Managarova (Rostov-Don), Yulia Markova (Dinamo), Ekaterina Matlashova (Kuban), Irina Nikitina (Zvezda), Anastasiia Riabtseva (Astrakhanochka), Daria Samokhina (Astrakhanochka), Anna Sen (Rostov-Don), Karina Sisenova (Astrakhanochka), Antonina Skorobogatchenko (Kuban), Irina Snopova (Astrakhanochka), Marina Sudakova (Rostov-Don),Kira Trusova (Astrakhanochka), Elena Utkina (Lada), Polina Vedekhina (Lada), Anna Vyakhireva (Rostov-Don), Evgeniya Zaitseva (Astrakhanochka)