HCOB siegt in einem wahren Handball-Krimi
09.10.2018 3. Liga

HCOB siegt in einem wahren Handball-Krimi

09.10.2018 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel Süd · Von: pm verein

HCOB siegt in einem wahren Handball-Krimi

Was für eine epische Handball-Schlacht. Am Ende gab es Jubelarien um die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang. In einem wahren Handballkrimi gewann der Drittligist das längst zum Klassiker gewordene württembergische Duell gegen den VfL Pfullingen mit 33:32. Der HCOB kämpfte mit heißem Herz und kühlen Kopf. Der Sieg war schon deshalb verdient, weil die Murrtaler den VfL im letzten Angriff über eineinhalb Minuten vom eigenen Tor fernhielten.

Die Gastgeber erwischten den besseren Start. Sie verteidigten gut, spielten schnell nach vorn. Nach zehn Minuten stand es 8:4. Das war ein erstes Indiz, dass mit den HCOB-Handballern zu rechnen war, auch wenn die VfL-Handballer die Favoritenrolle für sich reklamierten. Dass sie zu guten Leistungen imstande sind, zeigten sie in der Folgezeit, als sie einige Ballverluste der Hausherren konsequent ausnutzten und beim 12:11 durch Niklas Roth in Führung gingen. Wer sich Sorgen machte, dass die HCOB-Handballer ob des Pfullinger Zwischenspurts aus dem Takt sein würden, sah sich aber getäuscht, in den Minuten bis zum Seitenwechsel bestimmten wieder die Hausherren die Partie. Sie nutzten eine doppelte Überzahl zu zwei Toren von Marcel Lenz und führten mit 17:15. Auch zur Pause lagen sie vorn, 19:18, knapp zwar, aber immerhin. Der Zwischenstand machte Mut, die Leistung sowieso. Die Pfullinger Abwehr, die in der Vorwoche in 60 Minuten nur 15 Gegentreffer von Saarlouis zugelassen hatte, tat sich mit dem HCOB-Angriffsspiel erkennbar schwer, auch Trainer Frederik Griesbach war sichtlich unzufrieden. Sein Reklamieren am Spielfeldrand brachte seinem Team schon in der ersten Hälfte eine Strafzeit ein, ein Bärendienst des Übungsleiters. Hernach hielt er sich aber an die Spielregeln, weitere Sanktionierungen waren nicht notwendig.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs taten sich die Gastgeber schwer. Pfullingen wirkte nun stabiler, erzielte die ersten vier Treffer des Spielabschnittes, führte 22:19. Das sah verdächtig nach Wende aus. HCOB-Trainer Matthias Heineke reagierte schnell, nahm eine Auszeit, die wirkte, sein Team kämpfte sich in die Begegnung zurück. Einigen Glanztaten von Torwart Magnus Becker hatten es die Gäste zu verdanken, dass sie die Führung bis zur 40. Minute verteidigten, dann sorgte Tom Kuhnle fürs 25:25. Der HCOB-Rückraumspieler war jetzt „on fire“, nach 47 Minuten sorgte er für die Rückeroberung der Führung. Die Halle kochte, die Zuschauer ahnten: Die Überraschung war zum Greifen nah. Die Begegnung stand auf des Messers Schneide, die Spieler beider Mannschaften zeigten großen Kampfgeist. Der HCOB legte mehrmals vor, 29:28, 30:29, doch der VfL glich jeweils wieder aus. Und die Uhr tickte erbarmungslos in Richtung Ende. Wie praktisch jeder Vergleich dieser Mannschaften in der jüngeren Vergangenheit lief es auch dieses Mal auf ein Foto-Finish hinaus.

Als der VfL in Überzahl spielte, der HCOB den Ball verlor und Keeper Becker aus 40 Metern ins verwaiste Tor einwarf, lag Pfullingen sieben Minuten vor dem Ende wieder vorn. Die Gäste hatten die Chance zur Zwei-Tore-Führung, doch HCOB-Keeper Stefan Koppmeier war zur Stelle, hielt seine Farben im Spiel und sorgte für Stimmung auf den Rängen. Marcel Lenz trat zum Siebenmeter an, eiskalt, 31:31. Roth brachte den Ex-Bundesligisten ein letztes Mal in Führung, doch sein Team spielte in Unterzahl, und Evgeni Prasolov fand die Lücke, warf zum 32:32 ein. Sekunden später gabs Aufregung: Die Schiedsrichter hatten die Medizinfrau aufs Feld gewunken, als Prasolov einen Schlag ins Gesicht bekommen hatte. Weil es aber keine Bestrafung für den Verteidiger gab, musste Prasolov für drei Angriffe vom Feld – die Regel, die eigentlich Schauspielerei vermeiden soll, war für solche Fälle mit hundertprozentiger Sicherheit nicht gedacht. HCOB-Coach Matthias Heineke schickte Ruben Sigle aufs Feld, und der nutzte die Chance. Sein 33:32 war der Siegtreffer, und das schon 100 Sekunden vor dem Ende. Auch wenn die es noch einmal in sich hatten. Denn Pfullingen versuchte alles, um noch zum Ausgleich zu kommen. Die HCOB-Handballer wiederum rackerten in der Abwehr wie die Wilden, hatten zweimal schier den Ball, zwangen den VfL ins Zeitspiel, dann landete ein allerletzter Freiwurf von Micha Thiemann im Block. Der Sieg in einem epischen Match war eingefahren, der Jubel auf dem Feld und auf den Rängen hielt minutenlang an.

HCOB-Trainer Matthias Heineke: „Ich muss meiner Mannschaft ein Wahnsinns-Kompliment aussprechen, und den Zuschauern auch. Wir haben heute über 60 Minuten unheimlich diszipliniert gespielt. Was dann im letzten Angriff passiert ist, das macht diese Halle einfach aus. Wir haben Pfullingen gemeinsam über eineinhalb Minuten von unserem Tor ferngehalten.“

VfL-Trainer Frederick Griesbach: „Wir hatten heute Probleme und kamen nie richtig in das Spiel rein. Mit 98 oder 99 Prozent gewinnen wir kein Spiel. Wir brauchen mehr taktische Disziplin, auch von mir, dafür habe ich mich auch bei der Mannschaft entschuldigt.“

HC Oppenweiler/Backnang: Thomas Fink, Stefan Koppmeier (Tor), Marcel Lenz (10/5), Ruben Sigle (3), David Szilagyi (n.e.), Kevin Wolf (8), Philipp Schöbinger (1), Evgeni Prasolov (4), Tom Kuhnle (3), Philipp Maurer (2), Niklas Hug (n.e.), Felix Raff, Dominik Koch (2), Lukas Köder. – Trainer: Matthias Heineke.

VfL Pfullingen: Thomas Fink, Stefan Koppmeier (Tor), Marcel Lenz (10/5), Ruben Sigle (3), David Szilagyi (n.e.), Kevin Wolf (8), Philipp Schöbinger (1), Evgeni Prasolov (4), Tom Kuhnle (3), Philipp Maurer (2), Niklas Hug (n.e.), Felix Raff, Dominik Koch (2), Lukas Köder. – Trainer: Matthias Heineke.

Schiedsrichter: David Homa (Fürth) und Oliver Mehl (Fürth).

Zuschauer: 600.

Siebenmeter: 5/5 : 5/6 (Thiemann scheitert an Koppmeier).

Zeitstrafen: 5/5 : 5/6 (Thiemann scheitert an Koppmeier).

Disqualifikationen: List (57./dritte Hinausstellung).

Spielverlauf: 8:4, 11:12, 19:17 – 22:24, 28:28, 33:32.