Avishay Smoler war der erste Israeli in der Bundesliga: „Die tollsten Jahre meines Lebens“
18.10.2018 A-Nationalmannschaft Männer

Avishay Smoler war der erste Israeli in der Bundesliga: „Die tollsten Jahre meines Lebens“

18.10.2018 · Slider, Home, Nationalteams, Männer Nationalteam · Von: bp

Avishay Smoler war der erste Israeli in der Bundesliga: „Die tollsten Jahre meines Lebens“

Avishay Smoler weiß bis heute nicht, wie Rainer Dotzauer an die Telefonnummer seines Vaters gekommen war. Der Sohnemann, zu diesem Zeitpunkt 21 Jahre alt, hatte 2007 viele europäische Vereine angeschrieben, Videomaterial zusammengestellt, träumte von einer Handballkarriere im Ausland. Und plötzlich wurde er von seinem Vater gerufen: „Avi, pack die Sachen. In drei Tagen fliegen wir nach Deutschland.“ Drei Tage später saßen die Smolers im Wohnzimmer von Rainer Dotzauer, dem damaligen Manager der HSG Wetzlar. „Ich dachte, ich absolviere erstmal ein Probetraining, deswegen hatte ich alle Sportsachen dabei“, erinnert sich der heute 32-Jährige zurück: „Aber nichts. Dotzauer machte mir gleich ein Angebot, ich hatte meinen Drei-Jahres-Vertrag in der Tasche. Ich hätte Geld dafür bezahlt, in der Wetzlar, in der Bundesliga, spielen zu dürfen, am Ende habe ich sogar Geld damit verdient.“

Im Frühsommer 2007 wechselte Smoler also von seinem Heimatverein Hapoel Rischon Le Zion nach Wetzlar - und war somit der erste Israeli in der Handball-Bundesliga. Es sollte fünf Spielzeiten werden, von 2007 bis 2010 in Wetzlar von 2010 bis 2012 beim TBV Lemgo. Zwischenzeitlich (2008/09) spielte der Linkshänder in Wetzlar sogar mit seinem Landsmann Chen Pomeranz zusammen, der danach in Hamm und Großwallstadt auflief.

Während Pomeranz immer noch in der israelischen Liga spielt, hat Smoler seine aktive Karriere nach der vergangenen Saison als Kapitän von Hapoel beendet: „Wir hatten alles gewonnen, was es zu gewinnen gab, das war der perfekte Zeitpunkt um aufzuhören“, sagt der Rechtsaußen, für den die Zeit in Deutschland „die schönsten Jahre meines Lebens“ war: „Es war eine Riesenehre für mich, in dieser Liga zu spielen.“ Der größte Moment für Smoler war, als er 2010 fürs All-Star-Spiel nominiert wurde: „In einer Kabine mit Leuten wie Igor Vori oder Lars Christiansen - einfach gigantisch.“

Seit einem Monat hat Smoler einen neuen Job, bei einem weltweiten IT-Unternehmen und Websiten-Provider: „Da kann ich nicht gleich Urlaub machen, sonst wäre ich natürlich liebend gerne nach Wetzlar zum Länderspiel gekommen.“ Seinen Nachfolgern im israelischen Team drückt er natürlich die Daumen, erwartet allerdings noch nicht so viel: „Das ist eine ganz junge Mannschaft mit Spielern zwischen 17 und 22 Jahren, unsere Generation hat mittlerweile komplett aufgehört. In vier, fünf Jahren ist mit der neuen Mannschaft sicher zu rechnen, aktuell noch nicht. Ich hoffe nur, dass der Auftritt in Wetzlar nicht allzu peinlich wird.“

 

Hintergrund

Israels Nachwuchs trainiert erneut in Deutschland

Bereits zum dritten Mal befindet sich eine israelische Jugendnationalmannschaft zu einem mehrmonatigen Trainingslager in Deutschland. Mitte September kamen 18 Spieler - wie schon 2016/17 nach Gummersbach, wo sie bis Mitte November trainieren wird. Nach einem vierwöchigen Lehrgang in der serbischen Hauptstadt Belgrad im Dezember kehren die israelischen Spieler im Januar wieder nach Deutschland zurück, wo sie dann in Berlin und in Kiel/Flensburg untergebracht sein werden. Während beiden Trainingsperioden in Deutschland wird es wie beim letzten Mal zahlreiche Testspiele gegen Jugend-Bundesligateams sowie auch eine Partie gegen die deutsche Jugendmannschaft geben. Der DHB koordiniert das Projekt - und hat die Israelis zudem zum heutigen Länderspiel beider A-Mannschaften nach Wetzlar eingeladen, wo die Mannschaft vor dem Hauptspiel auch auf dem Feld präsentiert werden wird.

Im März 2017 war der Tag des Handballs in Hamburg der krönenden Abschluss des letzten Projekts, das im September 2016 gestartet war. Die gesamte Kooperation begann beim Test-Länderspiel der deutschen und israelischen Mannschaft am 9. Februar 2016 in Gummersbach. Dort entwickelten DHB-Vorstandschef Mark Schober, Nachwuchs-Bundestrainer Jochen Beppler und DKB-HBL Geschäftsführer Frank Bohmann mit dem israelischen Handballpräsidenten Doron Simchi die Idee, die israelische Junioren-Auswahl mehrere Monate lang durch Deutschland touren zu lassen. Dies wird nun wiederholt.