„Auf eigene Stärken besinnen“ - die deutschen Frauen vor dem „Endspiel“ gegen Tschechien
04.12.2018 A-Nationalmannschaft Frauen

„Auf eigene Stärken besinnen“ - die deutschen Frauen vor dem „Endspiel“ gegen Tschechien

04.12.2018 · Slider, Home, Nationalteams, Frauen Nationalteam · Von: BP

„Auf eigene Stärken besinnen“ - die deutschen Frauen vor dem „Endspiel“ gegen Tschechien

Vor der EURO in Frankreich hatte alle mit diesem „Endspiel“ gerechnet, jetzt ist es Realität: Am Mittwoch um 18 Uhr (Live auf Eurosport und www.sportdeutschland.tv.) geht es für die deutschen Handballerinnen gegen Tschechien um den Einzug in die Hauptrunde.

Die Ausgangslage nach zwei Gruppenspieltagen ist klar: Deutschland hat nach dem sensationellen 33:32-Auftaktsieg gegen Titelverteidiger Norwegen und der 24:29-Niederlage gegen Rumänien am Montagabend 2:2 Punkte auf dem Konto, die Tschechinnen gehen mit 0:4 Zählern in die Partie. Somit reicht der Auswahl des Deutschen Handballbunds bereits ein Remis zum Einzug in die Hauptrunde, für sich die drei besten Teams jeder Gruppe qualifizieren.

„Aber auf Remis kannst du im Handball nicht spielen“, sagt Bundestrainer Henk Groener: „Wir haben genau die Situation, die wir vor der Europameisterschaft so erwartet haben, nur, dass wir zwei Punkte mehr auf dem Konto haben, als viele gedacht haben.“ Rumänien ist vor dem finalen Spiel in Brest mit 4:0 Punkten bereits qualifiziert, Norwegen hat wie Deutschland 2:2 Zähler auf dem Konto.

„Wenn wir uns auf unsere Stärken besinnen, schaffen wir das. Wir freuen uns auf die Partie gegen Tschechien und dass wir alles weiterhin selbst in der Hand haben. Wir wollen diese drei zusätzlichen Hauptrundenspiele auf jeden Fall.““, sagt Torfrau Dinah Eckerle. Bereits am frühen Dienstagmorgen gab es eine Analyse der Niederlage gegen Rumänien. „Vielleicht haben wir die Spielerinnen mit zu viel Informationen über den Gegner überfrachtet, das werden wir gegen Tschechien ändern“, sagt Bundestrainer Groener.

Für Kreisläuferin Luisa Schulze ist das „Endspiel“ reine Kopfsache: „Es ist ein ganz normales Handballspiel mit zwei Mannschaften, einem Ball und 60 Minuten, auch wenn man sich selber natürlich Druck macht. Wir brauchen diese Lockerheit und dass jeder an seine Stärken glaubt, dann wird es funktionieren.“

Tschechien war eine der großen Überraschungen bei der WM 2017. In einem Achtelfinal-Thriller besiegte die Mannschaft von Jan Basny (seit über zehn Jahren im Amt) in Leipzig Rumänien und zog erstmals in ein WM-Viertelfinale ein, dort war allerdings Endstation gegen den späteren Bronzemedaillengewinner aus den Niederlanden.

Der Aufschwung der früheren Handball-Großmacht trägt vor allem einen auch in Deutschland bekannten Namen: Iveta Luzumova. Die Rückraumspielerin des Thüringer HC ist auch im Nationalteam der Leitwolf, war in der Vorsaison Bundesliga-Torschützenkönigin und wurde zur besten HBF-Spielerin gewählt. Daneben war sie auch zweitbeste Werferin der Champions League, obwohl sie vier Spiele weniger als die Konkurrenz absolviert hatte. „Wir kennen sie, sie kennt uns. Beide Seiten wissen, was auf sie zukommt“, sagt Eckerle, die vor ihrem Wechsel nach Bietigheim mehrere Jahre mit Luzumova beim THC spielte.

In der EM-Qualifikation dauerte es bis zum letzten Spiel, ehe die Tschechinnen ihr Ticket für Frankreich gebucht hatten. Ein Remis gegen Slowenien war am Ende für beide Seiten genug, Tschechien wurde Gruppenzweiter, Slowenien qualifizierte sich als bester Gruppendritter für die EURO. Vor zwei Jahren, bei der EM in Schweden, errangen die Tschechinnen den zehnten Platz, ihre bislang zweitbeste Platzierung aller Zeiten nach Rang acht in den Jahren 1994 und 2002.

Gegen Deutschland gab es bisher nur zwei EM-Spiele: 1994 gewann die DHB-Auswahl als Gastgeber 22:21, 2002 in Farum (Dänemark) feierten die Tschechinnen mit dem 30:20 den höchsten Erfolg ihrer gesamten EM-Geschichte, angeführt von der früheren Mainzlarerin Monika Ludmilova.

Aus dem aktuellen Team spielen insgesamt vier Tschechinnen für deutsche Klubs: Neben Luzumova sind dies Kamila Kordovska (Blomberg), Petra Adamkova (Göppingen) und Sanka Marcikova (Nellingen). Eine Spielerin machte in den vergangenen zwei Jahren den größten Sprung: Linksaußen Jana Knedlikova, die nach einer starken EM 2016 von Györ erst auf Leihbasis verpflichtet wurde, dann einen richtigen Vertrag erhielt und nun bereits zweifache Champions-League-Siegerin ist. Eine Bank ist auch die erfahrene Torfrau Lucie Satrapova, die in Paris spielt. Nur fünf Tschechinnen stehen bei heimischen Klubs unter Vertrag.

Im ersten EM-Spiel gegen Rumänien boten die Tschechinnen Rumänien einen tollen Kampf, verloren aber die Neuauflage des letztjährigen WM-Achtelfinals 28:31. Am Montag gegen Norwegen gab es beim 17:31 die höchste Niederlage der tschechischen EM-Geschichte.