Konstanz-Kapitän Tom Wolf nach Herbstmeisterschaft: „Werfen uns für den anderen in die Schusslinie“
07.12.2018 3. Liga

Konstanz-Kapitän Tom Wolf nach Herbstmeisterschaft: „Werfen uns für den anderen in die Schusslinie“

07.12.2018 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel Süd · Von: pm verein

Konstanz-Kapitän Tom Wolf nach Herbstmeisterschaft: „Werfen uns für den anderen in die Schusslinie“

Die HSG Konstanz ist bereits vorzeitig Herbstmeister. Am Sonntag, 17 Uhr, steht noch das letzte Hinrundenspiel gegen Zweitliga-Mitabsteiger HG Saarlouis in der Schänzle-Hölle auf dem Programm. Wahrscheinlich kann dann auch Kapitän Tom Wolf nach einer Verletzungspause wieder mitwirken. Der 24-Jährige kam vor einem Jahr aus Krefeld an den Bodensee und studiert an der mit der HSG kooperierenden Exzellenzuniversität Psychologie.

Im Interview mit HSG-Pressesprecher Andreas Joas spricht der seit Sommer auch als Doppelspitze mit Tim Jud auflaufende Führungsspieler über die Hinrundenmeisterschaft, die Rolle des Gejagten und das Spiel gegen Saarlouis.

Tom, wie fühlt es sich als Herbstmeister an?

(lacht) Zufriedenstellend. Wir hatten uns viele kleine Ziele gesetzt. Eines davon war die Tabellenführung. Die Herbstmeisterschaft ist aber etwas, über das ich bei uns noch keinen habe reden hören. Dafür kann man sich nichts kaufen. Aber eine Bestätigung für die bisherige gute Arbeit darf man darin schon erblicken – auch wenn noch ein sehr weiter Weg vor uns liegt. Eine schöne Momentaufnahme ist es trotzdem.

Viele haben dies der HSG Konstanz nach dem Saisonstart mit 4:4 Punkten nicht mehr zugetraut. Ihr Euch schon?

Wir wussten, was in uns stecken kann. Der Saisonstart war nicht einfach, Fürstenfeldbruck zeigt, dass sie sich – vor allem daheim – sehr, sehr gut verkaufen und haben dort erst einmal nicht gewonnen. Es war uns klar, dass uns, wenn wir einmal in einen Rhythmus kommen, die richtig gute Stimmung tragen kann. Uns hat zudem ausgezeichnet, dass wir selbst Spiele, die nicht so souverän waren, gewonnen haben. Weil wir vielleicht etwas cleverer als der Gegner waren und den Sieg mehr wollten – eben weil wir unsere Ziele haben. Aber das ist nicht das Ende. Rekorde, Serien und Ähnliches interessieren uns nicht, es geht darum, den ersten Platz zu verteidigen.

Wird es immer schwerer die Serie auszubauen, je länger sie dauert oder wachsen gleichzeitig das Selbstvertrauen und die Erfahrungen mit, wie man durch schwierige Situationen durchkommt?

In der Kabine ist das Wort Serie noch nicht gefallen. Darüber denken wir nicht nach, nur wie wir das nächste Spiel gewinnen. Wir wissen, dass es auch wieder einmal schwer werden kann und Rückschläge kommen können. Der Saisonbeginn zeigt jedoch, dass wir dies wegstecken können. Selbstvertrauen ist da, aber es wird nie ein Selbstläufer. Mit gutem Training wird der Grundstein für Siege gelegt. Dennoch gibt es immer Faktoren, die man nicht beeinflussen kann wie einen schlechten Tag, Verletzte, die Tagesform des Gegners.

Woher kommen die Gier, der Spaß und der große Zusammenhalt, der die HSG Konstanz in dieser Saison auszeichnet?

Wir sind eine homogene Truppe, in der alle integriert sind. Sowohl der Stammkader als auch die jungen Spieler aus der U23, die bei uns mitttrainieren. Es herrscht eine super Stimmung. Nicht nur aufgrund der Siege, gerade, weil wir uns nach dem misslungenen Start dort zusammen heraus gekämpft und enge Spiele für uns entschieden haben. Darin liegt der Grundstein dafür, dass man nun gemeinsam vieles einfacher wegstecken kann. Das hat zusammengeschweißt, dazu kommt gutes Training und viel Austausch untereinander.

Die Rolle des Gejagten lastete zu Saisonbeginn schwer auf den Schultern. Inzwischen scheint sie vielleicht sogar ein bisschen zu beflügeln.

In den zwei Jahren in der 2. Bundesliga waren wir fast immer der Underdog. Wenn man dann als Zweitliga-Absteiger plötzlich überall, trotz Neuaufstellung, zum Topfavoriten gemacht wird, ist das am Anfang nicht leicht und schon eine gewisse Umstellung. Mittlerweile denken wir darüber gar nicht mehr nach. Wir freuen uns auf gegen uns immer volle Hallen und darauf, unser Maximum geben zu müssen, um immer gegen 110 Prozent des hungrigen Gegners bestehen zu können. Das macht uns Spaß und ist eine neue Erfahrung.

Die Hinrunde ist fast absolviert, 24:4 Punkte plus zwei aus einem vorgezogenen Rückrundenmatch resultieren daraus. Dein Fazit?

Wir wollen uns eine gute Ausgangslage für die Rückrunde schaffen, das Spiel gegen Saarlouis gehört dazu. Die Entscheidung ist aber noch weit weg. In vielen knappen Spielen in der 2. Bundesliga haben wir in bitteren Niederlagen von cleveren Gegnern aufgezeigt bekommen, wie man die letzten fünf bis zehn Minuten zu spielen hat, um am Ende noch daraufzulegen und zu gewinnen. Hier haben wir sehr dazugelernt. Außerdem bereiten wir uns auf jeden Gegner akribisch vor, unabhängig von der tabellarischen Situation. Mit diesem Hunger und dieser Cleverness wollen wir auch in die Rückrunde gehen.

Wie steht es um deine Schulter? Bist Du am Sontag wieder voll einsetzbar?

Da ich in den letzten beiden Wochen nur im Angriff hätte spielen können, war ich nur für den Notfall dabei. Jetzt konnte ich wieder voll trainieren und auch im Innenblock agieren. Ich bin bereit, wenn der Trainer mich braucht.

Was erwartest Du gegen den kämpferisch starken, sehr emotionalen Zweitliga-Mitabsteiger aus Saarlouis?

Wir werden die Partie angehen wie immer. Es kommt wohl ein etwas defensiver ausgerichtetes Team, das wir aus den letzten beiden Jahren kennen. Egal, wer dort nun weg ist oder nicht: Gegen die HG ist es immer schwer zu spielen. Wir müssen wieder alles reinhauen. Dabei kommt es auf ein gutes Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torhütern an. Dann wollen wir mit viel Tempo nach vorne und den Gegner müde rennen.

Dabei könnt Ihr Euch stets auf die Fans verlassen. In den letzten Wochen immer deutlich über 1 000 Fans bei jedem Heimspiel und auswärts zwischen 30 und 80 Schlachtenbummler im Gepäck.

Wenn es für die Fanunterstützung eine Rangliste gäbe, würde sie wohl genauso aussehen wie die sportliche. Es ist schon der Hammer, dass die Jungs und Mädels immer in dieser Stärke dabei sind, egal ob Topspiel oder nicht. Das ist mit vielen Trommeln immer fast schon Heimspiel-Stimmung und hilft uns sehr. Man ist nicht alleine, weiß, dass ein ganzer Block alles für uns gibt und hinter uns steht. Man ist sich bewusst, dass es sich alleine für diese Fans lohnt, schwere Spiele zu überstehen. Über die Heimspiele müssen wir gar nicht erst reden. Ich habe es schon gesagt: Gerade in der Crunchtime ist die Schänzle-Hölle die lauteste und emotionalste Halle, die ich kenne.

Zuletzt noch ein Blick auf die Deckung, die beste der Liga.

Eine stabile Defensive haben wir uns vor der Saison auf die Fahne geschrieben. Mit Fabian Wiederstein haben wir einiges an Qualität für den Innenblock dazubekommen. Dazu zwei verlässliche Torhüter, die viele freie Würfe wegnehmen, wenn sich Lücken auftun. Dadurch, dass wir eine so homogene Truppe sind, werfen wir uns für den anderen in die Schusslinie. Dass das belohnt wird, freut uns und soll so bleiben.