Ruben Siegles Tor sorgt für kollektive Ekstase - HCOB siegt durch einen direkten verwandelten Freiwurf mit 34:33 gegen den TSB Horkheim
18.12.2018 3. Liga

Ruben Siegles Tor sorgt für kollektive Ekstase - HCOB siegt durch einen direkten verwandelten Freiwurf mit 34:33 gegen den TSB Horkheim

18.12.2018 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel Süd · Von: pm verein

Ruben Siegles Tor sorgt für kollektive Ekstase - HCOB siegt durch einen direkten verwandelten Freiwurf mit 34:33 gegen den TSB Horkheim

Einen solchen Freudentaumel hat die in die Jahre gekommene Karl-Euerle-Halle in Backnang noch selten erlebt. Spieler und Zuschauer lagen sich jubelnd in den Armen. Mit einem direkt verwandelten Freiwurf sorgte Ruben Sigle im Drittliga-Derby gegen den TSB Horkheim nach dem Ende der Spielzeit für den 34:33-Heimerfolg des HC Oppenweiler/Backnang. Es war der verrückte Schlusspunkt in einem unglaublich intensiven Württemberg-Schlager.

Von der ersten Minute ging es leidenschaftlich zur Sache. Der HCOB legte ein bemerkenswert hohes Tempo vor, führte nach zwölf Minuten mit 8:4. Das war spielerisch schön anzuschauen. Horkheim hielt dagegen, erzielte sieben Tore in fünf Minuten, 11:11 (17. Minute). Dann rückten die Abwehrreihen in den Vordergrund. HCOB-Keeper Stefan Koppmeier fand hervorragend ins Spiel, auf der anderen Seite zeichnete sich der für Sven Grathwohl eingewechselte Linus Mathes ebenfalls wiederholt aus. Bitter für die Gäste: Außenspieler Felix Weißer schied verletzt aus. TSB-Kreisläufer Nils Boschen sorgte beim 14:13 dennoch für die erste Gästeführung, in dieser Phase hatten die Horkheimer Vorteile. Nun hielt der HCOB mit viel Kampf dagegen. Evgeni Prasolov sorgte für den Ausgleich. Als Philipp Schöbinger mit wilder Entschlossenheit vom Kreis zum 16:15 einwarf, sah es nach einer Pausenführung aus, doch Janik Zerweck egalisierte mit der Sirene, 16:16. Schon bis dahin war es ein echter Krimi.

Nach dem Seitenwechsel erwischten die Gäste den besseren Start, Zerweck traf zweimal hintereinander, 17:19. Der HCOB fing sich aber schnell wieder. Jonas Frank erzielte das Anschlusstor, dann den Ausgleich. Anschließend sorgten die drei Ex-Horkheimer Marcel Lenz, Evgeni Prasolov und Philipp Maurer mit ihren Toren für die 22:20-Führung – die Halle stand Kopf. Vor allem Lenz war kaum zu stoppen, er erzielte Tor um Tor. Als Ruben Sigle nach 43 Minuten zum 25:22 einwarf, träumten die Einheimischen vom Sieg. Aber dann hatte Horkheim seine beste Phase. Mit einem 8:1-Lauf brachte sich das Team von Coach Volker Blumenschein in Position. Die Murrtaler machten in dieser Phase einige Fehler, vor allem aber überzeugten die Gäste durch gnadenlose Zielstrebigkeit, eine richtig starke Leistung. Sie waren beim 30:26 zehn Minuten vor dem Ende auf Kurs in Richtung Auswärtssieg.

HCOB-Trainer Matthias Heineke nahm eine Auszeit. Und seine Handballer behielten in dieser Phase vor allem eins: Die Ruhe. Sie ließen sich von den Rückschlägen nicht beirren, sondern suchten immer weiter ihre Chance. Und sie wurden für ihren nimmermüden Einsatz belohnt. Die Abwehrarbeit gelang immer besser, Horkheim warf in den letzten zehn Minuten nur noch drei Tore. Der HCOB arbeitete sich durch schnelle Gegenzüge wieder heran. Nikola Vlahovic verkürzte auf 29:31, Philipp Maurer erzielte das Anschlusstor. Die Zuschauer feuerten die Heimmannschaft enthusiastisch an und kitzelten die letzten Prozente heraus. Drei Minuten vor dem Abpfiff sorgte Marcel Lenz mit seinem achten Treffer fürs 32:32, und nach Horkheims letzte Führung (33:32, Felix Kazmeier) besorgte er eine Minute vor dem Ende auch das 33:33.

Als Stefan Koppmeier gegen Janik Zerweck hielt, hatte die Heimmannschaft alle Trümpfe in der Hand. Wer hatte damit zehn Minuten vor dem Ende noch gerechnet? Das Heineke-Team spielte die Zeit herunter, wollte auf keinen Fall einen Ballverlust riskieren – kam aber auch selbst nicht mehr in eine aussichtsreiche Wurfsituation. Es blieb „nur“ ein Freiwurf. Schon ein Punkt wäre ein Erfolg gewesen. Aber es wurden zwei. Ruben Sigle schnappte sich den Ball, Stille in der Halle, ein Pfiff, ein Wurf, Tor. Der Ball flog über die ausgestreckten Hände der Horkheimer Abwehrriesen und landete im linken oberen Eck. Torwart Linus Mathes ahnte die Ecke, kam aber nicht mehr heran. Der HCOB war Derbysieger, in der Halle brach die kollektive Ekstase aus.

HCOB-Trainer Matthias Heineke: „Vermutlich werde ich vor Aufregung noch heute Nacht um drei Uhr senkrecht im Bett stehen. Ich platze geradezu vor Stolz. Es war ein denkwürdiges Derby, beide Mannschaften waren emotional total am Limit, es war unglaublich intensiv und hochklassig. Natürlich wäre auch ein Unentschieden gerecht gewesen, aber dieses Mal haben wir uns das Glück erarbeitet.“

TSB-Trainer Volker Blumenschein: „Es war wahnsinnig laut, das Publikum hat richtig Druck gemacht. Beim Spielstand von 30:26 war ich mir ziemlich sicher, dass wir gewinnen. Aber wir haben den HC Oppenweiler/Backnang ins Spiel zurückgebracht. Meine Jungs sind traurig, denn sie haben ein richtig gutes Spiel gemacht.“

HC Oppenweiler/Backnang: Marcel Wolf (n.e.), Stefan Koppmeier (Tor), Marcel Lenz (9), Ruben Sigle (6), David Szilagyi (n.e.), Kevin Wolf (3), Jonas Frank (3/2), Philipp Schöbinger (3), Evgeni Prasolov (4), Tom Kuhnle (n.e.), Philipp Maurer (2), Felix Raff, Dominik Koch, Lukas Köder (3), Nikola Vlahovic (1). – Trainer: Matthias Heineke.

TSB Horkheim: Sven Grathwohl, Linus Mathes (Tor), Felix Weißer (3), Tobias Gehrke (5), Daniel Grosser, Marcel Rieger (1), Oliver Heß (5), Felix Kazmeier (2), Michael Seiz (2/1), Pierre Freudl (2), Frank Eisenhardt, Nils Boschen (6), Janik Zerweck (7). – Trainer: Volker Blumenschein.

Schiedsrichter: David Homa (Fürth) und Oliver Mehl (Fürth).

Zuschauer: 600 (ausverkauft).

Siebenmeter: 2/4 : 1/1 (Lenz scheitert zweimal an Grathwohl).

Zeitstrafen: 6:6 Minuten (Prasolov, Schöbinger, Sigle – Hess, Seiz, Boschen).

Spielverlauf: 8:4, 9:8, 13:14, 16:16 – 17:19, 25:22, 26:30, 30:32, 33:33, 34:33.