Dank Jurack und einer irren Aufholjagd: So gewannen die DHB-Frauen 2007 WM-Bronze
28.11.2017 A-Nationalmannschaft Frauen

Dank Jurack und einer irren Aufholjagd: So gewannen die DHB-Frauen 2007 WM-Bronze

28.11.2017 · Slider, Home, Nationalteams, Frauen Nationalteam, WM 2017 Frauen · Von: bp

Dank Jurack und einer irren Aufholjagd: So gewannen die DHB-Frauen 2007 WM-Bronze

„Deutschland hat das geilste Team der Welt“ klang es lautstark aus der Kabine. Zuvor hatten Grit Jurack, Nadine Krause & Co. schon Freudentränen vergossen und eine Jubelorgie auf dem Feld zelebriert. 14.000 Fans in der ausverkauften Arena Paris-Bercy waren an jenem 16. Dezember 2007 Zeuge eines unglaublichen Comebacks bei der Weltmeisterschaft in Frankreich geworden. Sechs Treffer (20:26) betrug Mitte der zweiten Halbzeit der Rückstand der deutschen Mannschaft im Spiel um Platz drei gegen Rumänien, aber dann: Tor um Tor holte die Mannschaft um WM-Torschützenkönigin Grit Jurack (85 Treffer insgesamt) auf, drei Sekunden vor dem Abpfiff gelang Maren Baumbach der Ausgleich zum 32:32 - Verlängerung! Auch die war eine Achterbahnfahrt der Gefühle, doch am Ende stand ein 36:35 - und genau zehn Jahre nach der zuvor letzten Medaille (Bronze bei der Heim-WM 1997) für den deutschen Frauenhandball wieder Edelmetall.

„Rumänien hatte die Medaille fast schon sicher. Wir haben sie ihnen entrissen“, sagte Jurack, die  neben Kreisläuferin Kathrin Blacha schon 1997 WM-Bronze gewonnen hatte. Matchwinner Maren Baumbach (heute WM-Botschafterin des Spielorts Bietigheim-Bissingen) meinte: „Es ist ein geniales Gefühl. So etwas Unglaubliches habe ich noch nie erlebt." Torfrau Clara Woltering ergänzte: „Jetzt haben wir endlich die Medaille, nach der wir uns so gesehnt haben.“

Aus dem Team von damals stehen Woltering und Spielmacherin Anna Loerper noch im aktuellen Kader - und träumen von der nächsten Medaille. Jurack, für die das Bronze-Finale gegen Rumänien das 250. Länderspiel war, ist heute als Rekord-Internationale des DHB WM-Botschafterin. 2007 war sie die einzige Deutsche im Allstar-Team. Für Trainer Armin Emrich ging nach der 2006 bei der EM in Schweden hauchdünn verpassten Medaille (vierter Platz) ebenfalls ein Traum in Erfüllung: „Ich bin stolz auf dieses Team. Das war absolut genial, was unsere Mannschaft hier geleistet hat. Jetzt gibt es nur noch eins: Feiern, feiern, feiern“, sagte er nach dem Abpfiff - und die deutsche Mannschaft befolgte diesen Wunsch mit einer rauschenden Party im Club Mediteranee in Bercy.

Deutschland war nach der starken EM in Schweden als einer der Mitfavoriten nach Frankreich gereist, neben vielen erfahrenen Kräften standen viele Spielerinnen aus den Jahrgängen 1981/82 wie Baumbach, Anja Althaus, Welthandballerin Nadine Krause, Sabine Englert oder Nadine Härdter im Kader, die im Nachwuchsbereich schon für Furore gesorgt hatten.

In der Vorrunde in Nantes war der erste Erfolg gegen Südkorea in der Geschichte des deutschen Frauenhandballs schon so etwas wie eine Initialzündung. Bemerkenswert auch das 45:12 gegen Paraguay, bis heute der deutlichste Sieg einer DHB-Frauennationalmannschaft in einem offiziellen Länderspiel. Weiter ging es zur Hauptrunde nach Dijon. Dort gab es Siege gegen Spanien und Polen sowie ein Remis gegen Ungarn. Ungeschlagen mit 7:1 Punkten ging es in den finalen Hauptrundenspieltag, vor dem Rumänien und Ungarn (beide 6:2 Zähler) die Deutschen noch hätten abfangen können. Als aber Ungarn mit 26:31 gegen Südkorea verloren hatte, stand schon vor dem Duell mit Rumänien das Halbfinalticket fest, die 24:32-Niederlage tat nicht allzu weh.

Gegen Europameister Norwegen zeigte die DHB-Auswahl zwar eine tolle Leistung, am Ende aber waren Gro Hammerseng & Co. zu stark und zogen durch ein 33:30 ins Finale gegen Titelverteidiger Russland ein, dass die Russinnen dann klar 29:24 gewannen. Zu diesem Zeitpunkt war die deutsche Mannschaft schon im Feiermodus - nach der denkwürdigen Partie gegen Rumänien - und der seither auch letzte Medaille bei einem großen Turnier. Zehn Jahre später soll die Fortsetzung folgen.