18.01.2018 A-Nationalmannschaft Männer

"Es wird geil": Rückkehrer Lemke macht DHB-Team Dampf

18.01.2018 · Slider, Home, Nationalteams, Männer Nationalteam · Von: SID

"Es wird geil": Rückkehrer Lemke macht DHB-Team Dampf

Finn Lemke hatte viel zu erzählen. Der Handball-Krimi gegen Mazedonien (25:25) war längst vorüber, da stand der Abwehrchef noch immer in den zugigen Gängen der Arena von Zagreb und gab im verschwitzten Trikot und kurzen Hosen Interviews. Ob auf englisch oder deutsch - Lemke blieb geduldig stehen, bis auch die letzte Frage beantwortet war. Typisch Lemke eben.

"Es war sehr, sehr schön. Es hat einfach Spaß gemacht, wieder dabei zu sein", sagte der Rückkehrer mit leiser Stimme. Lemke ist kein Mann der lauten Parolen, Gewicht haben seine Worte trotzdem. Was er von der Hauptrunde erwartet? "Es wird geil. Ich habe richtig Bock darauf. Jetzt müssen wir siegen. Und das werden wir auch tun."

Lemke wird dafür alles geben. So viel steht fest. Das hatte der 2,10-Meter-Riese mit dem Bubigesicht auch am Mittwochabend getan. Keine dreieinhalb Minuten waren gegen Mazedonien gespielt, da beorderte Bundestrainer Christian Prokop seinen Defensiv-Trumpf aufs Spielfeld - und Lemke, 20 Stunden zuvor aus Fuerteventura angereist, war sofort auf Betriebstemperatur.

Er pushte seine Mitspieler, er blockte die gegnerischen Würfe so oft wie kein anderer Akteur auf dem Feld, und er packte so beherzt zu, als wäre er nie weg gewesen. Vor allem emotional brachte der Europameister von 2016 das Team auf ein neues Level. Kurz gesagt: Lemke brachte jenes Bad-Boy-Gefühl, das die deutsche Mannschaft vor zwei Jahren ausgezeichnet hatte, zumindest phasenweise zurück.

"Riesenrespekt vor seiner Leistung. Nach dem Trip, den er hinter sich hat, so reinzukommen, als wenn nichts gewesen wäre", sagte Kapitän Uwe Gensheimer. Von der zwölfstündigen Anreise von den Kanaren, wo Lemke bis Dienstagmorgen mit seinem Klub MT Melsungen im Trainingslager weilte, war tatsächlich nichts zu spüren. "Er hat die Abwehr gut organisiert und ihr mehr Stabilität gegeben", lobte auch Prokop.

Für Lemke, der neben dem Handballspielen an der Uni Soziale Arbeit studiert, waren die letzten zehn Tage wie eine Achterbahn der Gefühle. Am Ende der Turnier-Vorbereitung von Prokop zunächst nicht nominiert, ist er nun der große EM-Hoffnungsträger. Es sei "hoch emotional" gewesen, sagte Lemke, "ich kann das aber abschließen. Es bringt nichts, zurückzuschauen oder auch nur irgendeinen Gedanken daran zu verschwenden. Es geht weiter. Die nächsten Aufgaben sind wichtiger als alles, was bisher gelaufen ist. Ich freue mich darauf." Die Gegner sicherlich nicht.

Lemke freut sich auf das Duell gegen Tschechien. Am spielfreien Donnerstag büffelte er stundenlang die Wurfbilder und Bewegungsmuster seiner Gegenspieler. Die Tschechen seien "ein bisschen Wundertüte. Die hatte keiner so richtig auf dem Zettel", sagte Lemke. Aber die Stimmung im deutschen Team sei "gut. Wir müssen uns alle noch ein bisschen konsequenter an den Matchplan halten. Und dann habe ich ein sehr gutes Gefühl für die Hauptrunde."

Lemke ist zurück und mit ihm die Hoffnung auf einen ähnlichen Turnierverlauf wie vor zwei Jahren, als das deutsche Team ebenfalls mit zwei Punkten in die Hauptrunde startete. Das Ende ist bekannt.