Sportvorstand Axel Kromer: Mit der Heim-WM für den Handball begeistern
02.04.2018 WM 2019

Sportvorstand Axel Kromer: Mit der Heim-WM für den Handball begeistern

02.04.2018 · Slider, Home, Nationalteams, Männer Nationalteam, WM 2019 · Von: bp

Sportvorstand Axel Kromer: Mit der Heim-WM für den Handball begeistern

Nach der EM ist vor der Heim-WM – dieses Motto gilt auch für Axel Kromer, den Vorstand Sport beim Deutschen Handballbund. Wie er den Weg der Männer-Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft 2019 begleitet, welche Lehren Kromer aus der EM gezogen hat und wie er auch den organisatorischen Stand der Dinge in Richtung WM bewertet, erläutert der 41-Jährige in diesem Interview.

Mit den beiden Testspielen gegen Serbien am Mittwoch und Samstag (Tickets unter dhb.de/tickets) starten die DHB-Männer in die Vorbereitung auf die Heim-Weltmeisterschaft. Wie groß ist Ihre Vorfreude auf das Event?
Axel Kromer: Im Handball haben wir eine hohe Konzentration an Höhepunkten, denn jedes Jahr gibt es entweder eine EM oder WM, alle vier Jahre kommt dann noch Olympia dazu. Somit kann man immer nur ein Jahr Vorfreude auf die nächste Veranstaltung haben. Aber das ist bei einer Heim-Weltmeisterschaft natürlich etwas anderes und Besonderes. Wenn man zuhause spielt, ist das ein ganz anderer Fokus und eine andere Wahrnehmung als bei Welt- oder Europameisterschaften in anderen Ländern. Und wenn man über die rein sportlichen Ziele unsere Teams hinausblickt, geht es ja auch darum, unseren Sport in den Fokus zu rücken, für eine langfristige nachhaltige Entwicklung des Handballs zu sorgen. Wir spielen zuhause in den großen Arenen und wollen somit natürlich auch viele neue Fans gewinnen, Kinder und Familien für den Handball begeistern.

Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand der WM-Vorbereitungen, was die Organisation betrifft?
Axel Kromer: Wir werden hoffentlich ein perfekt organisiertes Turnier auf die Beine stellen. Nach vielen Jahren ohne der Erfahrung ein Großturnier zu organisieren, war die Frauen-WM schon ein sehr guter Schritt. Die Resonanz von allen Beteiligten - IHF, Spielerinnen, Verbände, Fans und Medien - war sehr gut, daher können wir den organisatorischen Rahmen für die Männer-WM übernehmen. In Schulnoten betrachtet, heißt das, wir wollen uns von einer 1,7 auf eine 1,0 verbessern. Es geht darum, Prozesse zu verfeinern.

Wie wichtig ist es dabei, in die großen Hallen zu gehen?
Axel Kromer: Die Fans wollen große Hallen und wir sind uns sicher, dass wir mit einer Männer-WM die großen Hallen auch füllen können. Die aktuellen Ticketverkaufszahlen zeigen ja, dass das der richtige Weg ist. Ich habe jetzt noch die Bilder vom WM-Finale 2007 in Köln im Kopf - genau eine solche Stimmung und Atmosphäre wollen wir wieder erzeugen.

Wie bewerten Sie die bisherige Zusammenarbeit mit dem dänischen Verband?
Axel Kromer: Hervorragend, anders kann man das nicht sagen. Wir sind schon wie ein vereintes Land. Beide Verbände haben Erfahrung in der Organisation, beide bringen sich in allen Bereichen toll ein. Wir merken, dass wir etwas Großes erreichen können. Schaut man sich die vergangenen Weltmeisterschaften an, haben Spanien 2013 und speziell Frankreich 2017 die Latte schon sehr hoch gelegt. Wir wollen aber noch besser sein.

Also wäre ein Finale Deutschland gegen Dänemark die Krönung?
Axel Kromer: Das wäre wunderschön, der Gipfel. Nur würde dann wohl die Freundschaft der beiden Verbände für 60 Minuten aussetzen (lacht), denn schließlich ginge es in einem solchen Spiel um das direkte Ticket für die Olympischen Spiele in Tokio. Wir haben mit unserem EM-Titel 2016 gesehen, wie toll und gleichzeitig wichtig es ist, sich direkt für Olympia zu qualifizieren - und diesen Traum hat natürlich jeder. Das ist - neben dem besonderen Gefühl der Heim-WM - die besondere Motivation für uns alle.

Könnte der Vorteil zuhause zu spielen nicht auch für zu großen Druck sorgen?
Axel Kromer: Die Frauen hatten sicherlich diesen Druck, speziell, was die großen Hallen betrifft. Die Männer sind das aus der Bundesliga und der Champions League eher gewohnt. Ich sehe das also nicht als Druck, sondern als Katalysator, um die Ziele zu erreichen.

Zurück zur aktuellen sportlichen Ausgangslage: Wie ist Ihre Rolle, wo liegen Ihre Aufgaben, was die Männer-Nationalmannschaft betrifft? Und welche Lehren haben Sie aus der EM in Kroatien gezogen?
Axel Kromer: Ich war in den vergangenen Wochen und Monaten natürlich intensiv und vielfältig involviert. Ich habe viele Gespräche geführt und viele Dinge, gerade im Nachgang der EM, angesprochen. Es ist wichtig, sich eine Meinung über die Eindrücke aller Teammitglieder zu bilden, und sehr viel auf Details schauen, um etwas zu verbessern. Wir haben gemeinsam die Eindrücke der EM angesprochen und verarbeitet, ich stehe mit dem Trainerteam in einem engen Dialog. Das betrifft auch den taktischen Bereich, wo wir einen besonderen Fokus auf die Entwicklung der Spielmacherposition haben. Viele Sachen sind bei der EM nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten, aber das haben wir intensiv aufgearbeitet.

Welche Bedeutung im Hinblick auf die sportlichen WM-Ziele haben die beiden Testspiele jetzt gegen Serbien?
Axel Kromer: Auch wenn die Serben bei den beiden vergangenen Turnieren nicht mehr ganz oben dabei waren, hat die Mannschaft hohe Qualität. Die Serben haben Format, wir freuen uns auf die Vergleiche.

Ist es ein Problem, dass es vor der Heim-Weltmeisterschaft nur noch zwei Pflichtspiele – jene noch Partien der EM-Qualifikation im Oktober – gibt?
Axel Kromer: Wenn uns Testspiele nicht wichtig wären, würden wir sie nicht vereinbaren, sie haben eine sehr hohe Bedeutung. Als Gastgeber müssen wir eben keine WM-Qualifikation spielen, somit ist der Fokus auf die Serbien-Spiele sehr groß. Man wird nach dem EM-Abschneiden genau beobachten, was sich geändert hat. Daher ist der Druck auch in diesen Spielen sehr hoch.

Im Juni steht dann die Länderspiel-Reise nach Japan an – ein Höhepunkt auf dem Weg zur Heim-WM?
Axel Kromer: Zuvor haben wir ja noch ein weiteres Topspiel, mit der Partie gegen Norwegen in München am 6. Juni – das wird ebenfalls sehr wichtig. Die Norweger sind als Team gereift, haben sich enorm weiterentwickelt und haben sich seit dem knappen Halbfinal-Aus gegen uns bei der EM in Polen in der Weltspitze etabliert. Das wird also schon vor der Reise nach Japan eine echte Herausforderung. Die Japaner spielen dann einen ganz anderen Handball, und gerade mit Blick auf die Weltmeisterschaft ist es wichtig, gegen andere Systeme zu testen. Wir wissen ja noch nicht, gegen wen wir in der WM-Vorrunde spielen werden, aber zum Beispiel bei der Heim-WM 2007 hatten wir gegen Brasilien und Argentinien einige Probleme, als wir das Spiel machen mussten. Deswegen sind die Duelle in Japan wichtig. Zudem kann man sich in Japan natürlich schon Vorfreude und Motivation für die Zukunft, sprich die Olympischen Spiele 2020, holen. Definitiv wird diese Reise ein tolles Erlebnis für alle Beteiligten werden.