Mottowoche zum WM-Titel 1978, Folge 4: Das Spiel des Jahrhunderts
05.02.2018 Der DHB

Mottowoche zum WM-Titel 1978, Folge 4: Das Spiel des Jahrhunderts

05.02.2018 · Slider, Home, Verband · Von: ee

Mottowoche zum WM-Titel 1978, Folge 4: Das Spiel des Jahrhunderts

Vor 40 Jahren gewann eine DHB-Auswahl das erste Mal die Weltmeisterschaft – der sensationelle 20:19-Sieg gegen die Sowjetunion am 5. Februar 1978 war ein Erweckungserlebnis für den westdeutschen Hallenhandball. Autor Erik Eggers blickt in einer Serie auf dieses „Wunder von Kopenhagen“ zurück. 

Der 5. Februar 1978 produzierte Bilder für die Ewigkeit. In Erinnerung ist heute noch, wie Kapitän Horst Spengler nach seinem Tempogegenstoß zum 20:16 in eine Tuborg-Bande kracht und jubelnd die Fäuste hochreißt. Da ist der Hattrick des Jokers Jimmy Waltke vom 13:12 auf 16:12. Und da ist die goldene Pappkrone, mit der deutsche Fans den Bundestrainer Vlado Stenzel auf dem Spielfeld der Brøndbyhallen krönten. Der 20:19-Sieg der DHB-Auswahl gegen die Sowjetunion im WM-Finale von Kopenhagen – ein Erweckungserlebnis für den westdeutschen Hallenhandball.

Am Vortag hatte Stenzel sein Team nur ein paar Siebenmeter werfen lassen und dann ins Schwimmbad geschickt. Die Spieler sollten gut schlafen können. Taktische Besprechungen gab es nicht mehr. Sie kannten die Sowjets ja aus drei Testspielen im Frühjahr 1977, von denen sie zwei gewonnen hatten. „Ich kann Silber einfach nicht leiden“, sagte Stenzel vor dem Anpfiff.

Der Bundestrainer hatte zwei Spieler getauscht. Der Dankerser Rainer Niemeyer rotierte für Rudi Rauer ins Tor, weil er seit den Testspielen als „Russenschreck“ galt. Und Linksaußen Waltke kam für Richard Boszkowski – ein Risiko, weil mit Spengler nur noch ein gelernter Kreisläufer im Kader stand. Die Startaufstellung: Hofmann im Tor, das Gummersbacher Trio Deckarm, Brand und Wunderlich im Rückraum, Ehret und Meffle auf den Flügeln, Spengler am Kreis. Sie waren selbstbewusst. Das erste Signal setzte Klühspies mit einem verwandelten Siebenmeter (3. Minute).

In der Defensive schickte Stenzel Meffle zunächst in die Manndeckung gegen den Halblinken Maximow, das Herz der gegnerischen Offensive, wobei Meffle sich auch geschickt zurückfallen ließ. Die erste Phase aber gehörte den Sowjets, bei denen immer wieder der riesige Rechtshänder Tschernyschew von Halbrechts zu Toren kam. Als Kidjaew von Linksaußen einen Fehlpass Deckarms zum 4:6 (16.) bestrafte, sah es nicht gut aus für den Außenseiter.

Doch dann verschaffte der große Deckarm mit einem Durchbruch zum 5:6 (17.) den nötigen Impuls. Als Deckarm einen Strafwurf zum 9:7 (22.) verwandelte, stand die Halle das erste Mal Kopf. „In diesem Moment war mir klar, dass wir eine echte Chance haben“, sagte Stenzel. Zur Pause stand es 11:11. Als Torwart Hofmann nach Wiederanpfiff zwei Bälle von Gassi parierte und Stenzel auf eine 3:2:1-Defensive umstellte, kippte das Spiel zugunsten der Deutschen. Dann kam der große Auftritt des Jimmy Waltke, der vorher noch nicht gespielt hatte und nun innerhalb von 254 Sekunden jenen berühmten Hattrick zum 16:12 (44.) warf.

Die 3.000 deutschen Fans tobten, und als Spengler zum 20:16 erhöhte (56.), schien der Triumph perfekt. Aber nun begann das große Zittern. Gassi bekam Sekunden vor Schluss noch einen Wurf, aber der landete im Block Deckarms. Und danach feierten Heiner Brand & Co. den Titel mit Hocksprüngen. Ihnen war bewusst, Sportgeschichte geschrieben zu haben. Dass das Spiel des Jahrhunderts hinter ihnen lag.