Björn Barthel im Interview: „Wir gewinnen zusammen und verlieren zusammen“
19.10.2017 3. Liga

Björn Barthel im Interview: „Wir gewinnen zusammen und verlieren zusammen“

19.10.2017 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel West · Von: pm verein

Björn Barthel im Interview: „Wir gewinnen zusammen und verlieren zusammen“

Wir haben letzten Sonntag ein tolles Handball-Spitzenspiel erlebt, leider mit dem aus unserer Sicht falschen Ergebnis. War Ferndorf der verdiente Sieger, Herr Barthel?

Björn Barthel: "Ferndorf hat überwiegend geführt und war am Schluss einfach konsequenter und effektiver. Insofern geht der Sieg in Ordnung. Aber insgesamt war das eindeutig ein Spiel auf Augenhöhe. Wenn man mal die beiden Partien gegen Ferndorf im VM-Cup vor zwei Monaten und jetzt vergleicht, dann sieht man doch die hervorragende Entwicklung unseres Teams. Es passt einfach immer mehr zusammen. Die Mannschaft ist unter der Federführung des Trainergespanns Ulli Kriebel und Peer Pütz auf einem hervorragenden Weg mit Steigerungspotenzial."

Ferndorf liegt jetzt mit vier Punkten vor dem TSV. Das heißt in der Konsequenz: Der TuS hat die besten Karten für den Wiederaufstieg in der Hand.

"Ja, das ist so. Aber mal ehrlich: Es gab jetzt gerade mal acht von 30 Spieltagen. Wir haben also lediglich ein Viertel der Saison hinter uns. Wer Lust hat, kann mit Prognosen spekulieren - muss dann aber auch damit leben, dass er völlig verkehrt liegen kann. Schließlich kann doch noch so viel passieren. Der Sport lebt davon, dass nichts unmöglich ist."

Das heißt, Sie haken den Aufstieg in die 2. Bundesliga noch nicht ab?

"Natürlich nicht. Unsere Ausgangsposition ist nach der Niederlage gegen Ferndorf sicher nicht leichter geworden. Aber wir kämpfen bis zum letzten Spieltag um das bestmögliche Abschneiden in dieser Spielzeit. Sollten wir nicht den direkten Aufstieg als Staffelsieger schaffen, dann gibt es vielleicht noch die Hoffnung auf eine mögliche Relegation der Staffelzweiten. Im Übrigen: Wir haben vor der Saison gesagt, dass unser Ziel der Aufstieg ist. Da wussten wir auch, dass es andere Mannschaften in der Liga gibt, die das gleiche Ziel verfolgen. Der sportliche Wettbewerb sieht vor, dass der Beste am Ende vorne liegt. Wenn wir das nicht sind, dann hören wir doch nicht auf Handball zu spielen."

Dann wäre der Aufstieg nur vertagt?

"Wie gesagt: Alle Verantwortlichen sind nach wie vor davon überzeugt, dass die Mannschaft sehr viel Potenzial hat. Dieses gilt es abzurufen und sich permanent zu verbessern. Sollte ein Aufstieg am Ende dieser Saison nicht klappen, dann verlieren wir doch dieses Ziel nicht aus den Augen und stellen die Arbeit ein. Deshalb geht es ja auch besonders um die kontinuierliche Weiterentwicklung des Teams und nicht zuletzt darum, die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine dann möglichst langfristige Mitgliedschaft in der 2. Bundesliga zu schaffen. Wir wissen, dass dies ein ambitioniertes Ziel ist, doch wer sich kleine Ziele setzt vergeudet nur Zeit und Energie."

Wie bewerten Sie die beiden Neuzugänge Daniel Eggert und Nuno Carvalhais?

"Beide hatten aus unterschiedlichen Gründen noch nicht so viele Spielanteile. Daniel schleppt leider eine Fußverletzung mit sich herum, die ihn immer wieder zu Pausen zwingt. Die Meinung war, dass er es versuchen soll, um dem ein oder anderen Spieler Verschnaufpausen zu gönnen. Wir werden jetzt noch einmal mit allen Beteiligten, insbesondere der ärztlichen Abteilung, über das weitere Vorgehen sprechen. Um eins richtig zu stellen, was gelegentlich zu hören oder zu lesen war: Daniel arbeitet über den Handball hinaus als Selbständiger im IT-Bereich, ist intensiv in unseren Schul-Arbeitsgemeinschaften unterwegs und unterstützt beim Individualtraining der Nachwuchskräfte. Er passt deshalb in unser gesamtes Gehaltsgefüge - ebenso wie Nuno. Ihn haben Ulli Kriebel und ich vor Ort in Portugal beobachtet und wir sind fest davon überzeugt, dass er auch bei uns eine gute Entwicklung nehmen wird. Zu was er in der Lage ist, hat er etwa beim Pokalspiel in Altenholz unter Beweis gestellt."

Nach Misserfolgen gibt es immer wieder mal kritische Äußerungen. Wie beurteilen Sie diese?

"Da muss man unterscheiden. Unsere Fans können die Situation sehr gut einschätzen. Das hat man ja auch nach der Niederlage gegen Ferndorf gesehen, als es trotzdem langen Beifall gab. So spüren die Spieler, dass die Zuschauer hinter ihnen stehen und die Aussage "Wir gewinnen gemeinsam und wir verlieren gemeinsam" ernst nehmen. Es gibt aber auch Kommentare, die ich nicht gerade förderlich finde. Die Schuld für eine Niederlage bei dem ein oder anderen Spieler zu suchen, hilft beim Mannschaftssport wenig. Spieler, die Fehler machen, wissen das in der Regel selber und brauchen keine öffentliche Belehrung. Wir bekommen viel Lob für die sportliche Entwicklung unseres Teams, wir haben hier mit unserer Nachwuchsarbeit ein besonderes Handball-Zentrum aufgebaut und arbeiten ständig an der Weiterentwicklung. Ohne die ganzen Angebote hätte der Dormagener Handball nicht diesen Stellenwert."