9 Tore! Mandy Gramattke führt MTV zum Sieg
18.02.2017 Frauen Ost

9 Tore! Mandy Gramattke führt MTV zum Sieg

18.02.2017 · 3. Liga, Frauen 3. Liga, Staffel Ost · Von: pm verein

9 Tore! Mandy Gramattke führt MTV zum Sieg

Das war nun wirklich nicht zu erwarten. Die Frauen des MTV Altlandsberg siegten in der 3. Liga Ost bei der Bundesliga-Reserve das HC Leipzig nach einer zwischenzeitlichen 26:14-Führung (46. Minute) klar mit 30:23. Und man fragt sich: Wie hat das der Tabellen-Dritte unter den aktuellen Umständen hinbekommen?

Die Vorzeigen: Deckungs- und Angriffs-Ass Martyna Rupp (Kniebeschwerden), Torjägerin Kristina Domann (Knie) sowie die Zugänge Luisa Ludewig (Verdacht auf Armanbruch) und Tülay Bayram (Rücken) konnten gar nicht antreten. Somit hatte Trainer Andy Nötzel nur noch neun Feldspielerinnen auf der Bank. Darunter die Bundesliga-erfahrene Katarina Pavlovic, die über Schulterbeschwerden klagt, nur in den letzten zehn Minuten vorsichtig etwas mitmachte. Sowie Isabell Domann, die nach anderthalb Jahren Wettkampfpause (Kreuzband) ab der 55. Minute kam.

Richtig im Saft standen am Sonnabend nur die beiden Torhüterinnen sowie sieben Feldspielerinnen. Doch auch diese Aussage ist nur mit allergrößter Vorsicht zu verabreichen. Linkshänderin Mandy Gramattke, die beim Heimspielsieg gegen Meister Fritzlar (21:20) gefehlt hatte, wurde von Physiotherapeutin Tanja Richter bei der Anfahrt im Bus eine halbe Stunde an den Spätfolgen ihres Pferdekusses mit starker Einblutung aus der Markranstädt-Partie eine halbe Stunde behandelt und getapt. Danach bekam Kapitän und Torjägerin Sophie Lütke (linker Knöchel, Oberschenkel) eine exzellente Spezialbehandlung.

Wegen Problemen mit der Bus-Anreise erreichte der MTV die „Arena“ erst um 12.30 Uhr. Aber die verständnisvollen Gastgeberinnen und die souveränen Schiri-Damen Susann Kruska und Sarah Lange gaben noch 10 Minuten drauf. So konnte um 13.10 Uhr noch relativ pünktlich angepfiffen werden. „Eine seriöse Vorbereitung war das aber nicht“, so Altlandsbergs Trainer Andy Nötzel. „In Leipzig vor dem Match habe ich den Mädels im Prinzip nur noch gesagt: Geht raus und macht euch keinen Kopf. Manchmal weiß man ja nicht, wofür es gut ist…“

Bis auf die Anfangsphase (2:4 aus MTV-Sicht/9.) als sich alles finden musste, und in den letzten acht Minuten, als man schon austrudelte, war es nicht nur gut, sondern exzellent. Eine taktische Glanzleistung von Andy Nötzel in seinem fünften Punktspiel (alles Siege) als verantwortlicher Mann beim Altlandsberger Drittligisten. „Das klappte aber nur, weil es die Mädels so toll umsetzten. Alle, aber auch wirklich alle erfüllten ihre Aufgabe unter diesen Umständen vorzüglich“, so der Coach, der mächtig stolz auf sein Team war.

Glanzstück war wie so oft die Abwehr mit einer wieder mal exzellenten Torhüterin Jennifer Höft dahinter. Später auch Jenny Haß. Mega-stark, wie Jennifer die Würfe von den Außenpositionen wegfischte. Später sagte sie allerdings sehr bescheiden: „Entscheidend war heute wieder der mannschaftliche Zusammenhalt.“ Klar. Und die frühere Fußballerin raubte im Zusammenspiel mit ihrem Deckungsblock den Leipzigerinnen von Minute zu Minute mehr die Nerven. 4:4 (11. Minute), 9:6, 15:8 (26.). Die Gäste enteilten dem Junior-Team (beste Torschützin Nina Reißberg 7/5).

Die Rückraumaufstellung des MTV – ein Geniestreich aus der Not geboren. Rechts die etatmäßige Rechtsaußen Mandy Gramattke, Mitte (wie üblich) Sophie Lütke, links Anne-Christine Miniers, die „nur“ die Seite wechselte. Und es funktionierte. Weil „Tini“ erfolgreich Druck machte, weil kaum ins Gewicht fiel dass Sophie pressgedeckt wurde und weil Mandy (9 Treffer – einer schöner als der andere) eines der Spiele ihres Lebens machte. „Aber man sollte nicht nur die Tore sehen“, so die routinierte Dame später“, „auch die Anspiele sind wichtig.“

Es gab auch keinen Riss, als Sophie Lütke um die 20. Minute herum auf den Ball trat, mit Schmerzen zur Behandlung raus musste und erst nach der 40. Minute zurückkehrte. Damit war zwar der einstige Paradrückraum – Pavlovic, Lütke, Rupp – endgültig gesprengt. Aber jetzt rückte Linksaußen Lucyna Trzczak auf die Regie-Position und machte ihre Sache fabelhaft. Ein weiterer Schachzug: Immer öfter wurde bei den MTV-Angriffen das Tor geräumt und kam mit Bernadet Mudri eine zusätzliche Feldspielerin. „Sie machte das prima, entwickelt sich immer besser“, lobte Andy Nötzel den Zugang vom Frankfurter HC. Erstmals klappte das oft geübte Überzahlspiel so, wie es sich der Coach vorstellte.

Ein unter den genannten Umständen großer Handball-Tag für den MTV. Aber am Sonnabend kommt der Tabellen-Zweite Kirchhof nach Altlandsbergs. Das wird dann gegen den aktuell in überragender Form spielenden Zweitliga-Absteiger eine ganz andere Geschichte…