Brillante Füchse-Damen in Altlandsberg
13.03.2017 Frauen Ost

Brillante Füchse-Damen in Altlandsberg

13.03.2017 · 3. Liga, Frauen 3. Liga, Staffel Ost · Von: pm verein

Brillante Füchse-Damen in Altlandsberg

Ein Spitzenspiel war das Duell Dritter gegen Erster nur von der Ansetzung her. Die Altlandsberger Damen verloren in der 3. Liga Ost ihre Heimpartie gegen die Füchse Berlin mit 17:36 (9:20). Es war eine erwartete Niederlage für alle Beobachter, in denen wenigstens ein Hauch von Realitätssinn steckt. Allerdings – eine solche Klatsche hätte es aus MTV-Sicht nicht geben dürfen.

Nach 1:0- und 2:1- Führungen ging es nach dem 4:4 folgend vor gut 300 Zuschauern in der Erlengrund-Halle für die Gastgeberinnen steil abwärts. Schon 20 Tore kassierte man nach 4:6- und 6:16-Rückständen in der ersten Halbzeit. Selten, oder vielleicht noch nie, wurden die Grün-Weißen daheim so vorgeführt. Weder in der Abwehr noch im Angriff konnte man diesmal höheren Ansprüchen gerecht werden.

Der 34:0-Punkte-Spitzenreiter aus der Hauptstadt wusste von Anfang an, dass der sich nur auf die Leistungsträgerinnen im Rückraum (Sophie Lütke, Mandy Gramattke) sowie später mit großen Abstrichen auf die noch Schulter-lädierte Katarina Pavlovic konzentrieren musste. Weil Deckungsspezi und Flügelflitzerin Lucyna Trzczak nach ihrer Fußverletzung weit weg von ihrer Normalform war. Weil die anderen jungen Spielerinnen, die hin und wieder schon mal im Saisonverlauf gezeigt hatten, was in ihnen steckt, vor Ehrfurcht erstarrten. Und so im Prinzip gar nichts zustande brachten. Vor allem aber, weil ein Ass wie Martyna Rupp (Kreuzbandanriss) mit ihrer Torgefahr sowie ihrer Laufarbeit und Cleverness in der Abwehr an allen Ecken und Enden fehlte.

„Angesichts der personellen Probleme, die den MTV plagen, konnten einem die Altlandsberger Damen gegen diesen übermächtigen Gegner schon leidtun“, meinte die unter den Zuschauern weilende Weltklasse-Diskuswerferin Julia Fischer. Die Freundin von Olympiasieger Robert Harting musste ja in ihrer Karriere aus den verschiedensten Gründen auch schon einige Rückschläge verkraften.

Allerdings: Bei allen Sorgen (u. a. fehlt ja für den Rückraum auch nach wie vor Kristina Domann) und bei allem Mitgefühl – so hätte sich der MTV nicht präsentieren dürfen. Coach Andy Nötzel war nach der Partie am Boden zerstört. Später meinte er: „Ich möchte nicht so viel über das Spiel sagen. Außer, dass ich als Trainer die volle Verantwortung für die Leistung übernehme.“

Das ehrt, den 33-Jährigen, der erst seit Anfang Januar das Sagen beim Drittligisten hat. Weil er die Mädels etwas aus der Schusslinie der Kritiker und Besserwisser nehmen wollte. Auf den Punkt brachte es Teammanager Wolfram Eschenbach: „Natürlich ist die Niederlage zu hoch ausgefallen. Das ist ärgerlich. Aber man muss auch mal die Kirche im Dorf lassen. Hier spielte eine Drittliga-Mannschaft gegen ein Team, das bis auf Christine Beier und Frida Tegstedt dem gleicht, das in der vorigen Saison den achten Platz in der ersten Bundesliga belegte.“

Wer dann noch im Rückraum eine Ex-Nationalspielerin (Christine Beier) durch eine andere Ex-Nationalspielerin (Sabrina Neuendorf) ersetzen kann, wer vor dem Spiel für das Tor Julia Plöger (früher u. a. HC Leipzig) als Rückkehrerin aus dem Ärmel zaubert – der hat natürlich alle Trümpfe in der Hand. Und was war mit der Kreisläuferposition, die bei den Berlinerinnen einst Schweden-Star Frida Tegstedt beackerte? Da offenbarte Sophie Mrozinski (5 Tore) ein Leistungsvermögen, das sie bei ihren Ex-Vereinen MTV und Berliner TSC nie abrufen konnte. Immer wieder lief sie sich clever frei und wurde dann von den Füchse-Spielmacherinnen Alexandra Sviridenko (7 Tore wie Anna Blödorn) und Sabrina Neuendorf überragend eingesetzt.

Die Füchse – ball- und kombinationssicher, schnell auf den Beinen – machten ihren zahlreichen Fans in der Halle viel Freude. Und der MTV? Da kämpften im Rahmen ihrer Möglichkeiten mehr oder minder alle. Und Sophie Lütke sowie Mandy Gramattke (beeindruckend ihre Sprungwurftreffer) schufteten sogar enorm. Jeweils fünfmal trafen sie, gefielen bei allen Fehlwurfabstrichen in manchen Aktionen. Aber das reichte halt nicht annähernd. Nämlich um die konzentrierten und hoch motivierten Füchse-Damen zu beeindrucken, die mit einer großen Mannschaftsleistung glänzten (elf Torwerferinnen, MTV sechs).

„Natürlich wissen wir, woran es sportlich liegt und werden die Sachen intern besprechen“, so MTV-Coach Andy Nötzel. „Viel wichtiger wird sein, für die kommenden Spiele die Köpfe wieder hoch zu bekommen. In der Mannschaft steckt extrem viel Charakter. Das werden wir jetzt wieder herauskitzeln.“ Und wie, bitte? Andy Nötzel: „Wir werden in dieser Woche wieder den Spaß am Handball finden – und trotzdem hart arbeiten.“

Die Begegnung mit dem Top-Favoriten für den Aufstieg soll ganz schnell abgehakt werden. Am kommenden Sonnabend (16 Uhr) gibt es beim Berliner TSC bereits das nächste Derby.