Mandy schenkt Sophie ein Kempa-Tor
03.05.2017 Frauen Ost

Mandy schenkt Sophie ein Kempa-Tor

03.05.2017 · 3. Liga, Frauen 3. Liga, Staffel Ost · Von: pm verein

Mandy schenkt Sophie ein Kempa-Tor

Dieser 30. April 2017 ist ein Datum für das Handball-Geschichtsbuch des MTV 1860 Altlandsberg. Das Frauen-Drittliga-Team des Vereins fährt nach einer dramatischen Saison mit dem 28:24 (12:11)-Sieg den 3. Tabellenplatz ein. Hinter den Zweitliga-Aufsteigern Füchse Berlin und der SG 09 Kirchhof.

Nach acht Jahren für die Grün-Weißen aus Märkisch-Oderland sagte Kapitän und Torjägerin Sophie Lütke „tschüss“ (Ziel noch unbekannt). Und mit ihr wurden fünf weitere Spielerinnen verabschiedet. Allen alles Gute. Ihr habt den Fans viel Freude gemacht.

Die Schluss-Partie und die folgende Zeremonie in der Erlengrund-Halle – filmreif. Vor allem die sportliche Szene vor dem Abspann. Linkshänderin Mandy Gramattke, eigentlich Rechtsaußen aber wegen der Personalnot wieder mal im rechten Rückraum, läuft einen Konter. „Eigentlich hätte ich vor Markranstädts Tor selbst werfen können, weil ich frei war“, sagte Mandy später, „aber ich sah ,Rike‘ mitlaufen und spielte den Ball in den Sechs-Meter-Raum, damit sie zum Abschluss ihrer tollen Karriere noch mal ein tolles Tor machen konnte.“ Das klappte. Flieger oder Kempa-Treffer.

Ein im Sprung angenommener Ball und Wurf zum 28:24. Die hohe Schule des Handball-Sports. Wahnsinn für ein Publikum, das wahnsinnig gut drauf war. Und der Schlusspunkt für eine Sportlerin, die der Region sehr fehlen wird. Danke Mandy, danke Sophie für dieses finale Highlight.

Der MTV startete gegen die Sachsen-Damen gut (3:1), konnte sie aber bis zum 19:19 (44. Minute) nicht abschütteln. Im Gegenteil. Beim 14:17-Rückstand (38.) musste man um die zwei Punkte und Platz 3 fürchten. Aber es gab eine Lösung. MTV-Trainer Andy Nötzel: „Wir haben eine Auszeit genommen und noch mal die Abwehr besprochen. Dann lief es wieder rund. Mehr noch. Wir wurden von unserem phantastischen Publikum getragen und spielten uns förmlich in einen Rausch. Das war ganz großes Kino.“ Es lief über die Stationen 20:19, 23:20, 25:21 (53.) bis hin zur jener beschriebenen finalen Angriffsaktion zum 28:24 genau 17 Sekunden vor dem Schlusszeichen.

Wichtig war, dass das junge MTV-Team um die Routiniers Mandy und Sophie Nerven behielt. Auch in leicht kritischen Phasen. Beispiel Lucyna Trzczak, die am 26. April 21 Jahre jung geworden war. Dreimal scheiterte „Luschka“ im polnischen Duell an ihrer exzellenten Landsfrau Patrycja Mikszto. Wer aber dachte, hier wird der Film „Spiel mir das Lied vom Chancen-Tod“ gedreht, der irrte. Lucyna legte der ehemaligen Nationaltorhüterin ihres Landes von Linksaußen noch drei herrlich geworfene Bälle in die Maschen, verwandelte auch einen Siebenmeter. Sie krönte damit ihre tolle Leistung – vor allem in der offensiven 3-2-1-Abwehr.

Fakt ist auch: Es gab einen Knackpunkt des Spiels. Sophie Lütke bekam von den Gästen eine Mann- oder in diesem Fall besser Pressdeckung verpasst. Vorrangig Markranstädts Julia Pöschel kümmerte sich darum. Und die Nummer 7 mache es gut. Aber der MTV machte es besser. „Du kannst so etwas eigentlich gar nicht richtig trainieren“, sagte MTV-Coach Andy Nötzel. „Aber wir hatten besprochen, ruhig zu bleiben und die Räume zu nutzen.“

Das klappte gut. Sophie Lütke, die es trotz der Spezialbehandlung auf sechs Treffer brachte: „Wir haben das Spiel breit gemacht und konnten so immer wieder in die vorhandenen Lücken stoßen.“ Vor allem, weil Mandy Gramattke immer wieder ein oder zwei Gegenspielerinnen auf sich zog und dann wundervolle Pässe spielte. Die nutzte zum Beispiel Anne-Christine Miniers (6 Tore) energisch, die nahtlos an ihre Klasse-Leistung vom 27:17 in Frankfurt (Oder) in der Woche zuvor anknüpfte. „Ich finde, heute haben alle phantastisch gespielt“, sagte ein sichtlich euphorisierter Andy Nötzel. Und Mandy Gramattke lobte die Torhüterinnen extra: „In der ersten Halbzeit bot Jenny Haß eine Klasse-Leistung und in der zweiten Halbzeit schloss Jennifer Höft daran an.“

Anne-Christine Miniers strahlte nach dem Schlusszeichen und den Jubeltänzen mit den Kolleginnen um die Wette und dachte dabei an ihren scheidenden Team-Kapitän. Was kann eine wie sie von Sophie Lütke lernen? „Immer wieder in die Lücken stoßen. Sich auch nicht von Fehlversuchen entmutigen lassen“, so Tini, „und immer bis zum Schluss 100 Prozent geben.“

Das war auch das Sieg-Rezept im letzten MTV-Spiel für Sophie Lütke. Oder war es doch noch nicht das letzte? „Wir danken dir für acht tolle Jahre so Vereins-Chef André Witkowski vor den fast vollzählig verweilenden Zuschauern. „Wir wissen, dass du absolut Bundesliga-tauglich bist und wünschen dir für deine Zukunft nur das Beste. Aber vielleicht kommst du ja eines Tages zurück und beendest deine tolle Karriere beim MTV.

Sophie nickte und kämpfte mit ihren Tränen. Der Fan-Chor skandierte: „Rike, Rike…“ Dann schnappte sich die kleine Blonde das Mikro und sagte: „Als Linksaußen und ohne großes Selbstvertrauen bin ich hergekommen. Dann wurde ich hier zur Spielmacherin, die mit viel Selbstbewusstsein eine Mannschaft führen kann. Ich danke allen, die mir dabei geholfen haben.“

Mit Sophie gehen die beiden Torhüterinnen Jenny und Jenny, die Domann-Geschwister Kristina und Isabell sowie Monique Günther (wir berichteten). Für alle fanden André Witkowski und Handball-Abteilungsleiter Thomas Klatt passende Worte. Zahllose Präsente wurden verteilt. Hauptdarstellerin Sophie Lütke erhielt unter anderem einen Bild-Text-Band mit ihren Taten. 90 Seiten dick und von Mandy Gramattke erstellt, die mit Ex-Linksaußen Annika Fleck den Großteil des Abschieds von den Kolleginnen organisiert hatte. „Ich habe drei Nächte nicht geschlafen, um alles zu schaffen“, verriet Mandy. Auch um wundervolle Reden und sonstige Texte zu schreiben.

Mit der Kanone als beste Torjägerin (139 Treffer) wurde von MTV-Veteran Klaus Krüger Sophie Lütke geehrt. Einen Pokal als beste Spielerin der Saison erhielt unter dem Jubel der Zuschauer Abwehr-Ass und Torjägerin Martyna Rupp. Auch dafür Glückwunsch! Manuel Borchardt, wurde aus beruflichen Gründen als Schiri-Wart verabschiedet. Jirka Achilles, Trainer beim MTV-Sponsor Fitness-Studio S5, wurde für seine tollen Dienstag-Einheiten mit dem Team mit einem Präsent bedacht. Was für ein Handball-Sonntag in der „Erle“…

MTV mit: Jenny Haß, Jennifer Höft; Mandy Gramattke 1, Sophie Lütke 6/1, Anne-Christine Miniers 6, Melanie Wüstner 1, Monique Günther 6/4, Lucyna Trzczak 4/1; Luisa Ludewig, 2, Bernadet Mudri 2, Isabell Domann, Manja Berger, Tülai Bayram, Martyna Rupp.