„Py“ klopft mit Elbflorenz oben an
18.04.2015 Männer Ost

„Py“ klopft mit Elbflorenz oben an

18.04.2015 · Verband, 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel Ost · Von: Knut Kleinsorge

„Py“ klopft mit Elbflorenz oben an

Fragt man nach Spitzensport in Dresden, werden zuallererst die Fußballer von Dynamo, die Volleyballerinnen des DSC oder die Eishockeyspieler der Eislöwen genannt. Seit ein paar Jahren schicken sich nun die Drittliga-Handballer des noch jungen HC Elbflorenz an, sich mit Spitzenhandball in der sächsischen Landeshauptstadt einen Namen zu machen.

„Unser Ziel vor der Saison war eine Platzierung zwischen eins und drei. Da liegen wir mit Rang zwei derzeit genau im Soll“, gibt sich Uwe Saegeling, Präsident und Sponsor des HC Elbflorenz, auch nach zuletzt drei Niederlagen in Folge locker.

Saegeling, der in Heidenau bei Dresden ein florierendes Unternehmen in der Medizintechnik betreibt, steht seit 2011 an der Spitze des erst 2006 gegründeten Handball-Aushängeschildes in Dresden. „Sollte der Aufstieg bereits in diesem Jahr gelingen, werden wir die wirtschaftlichen Voraussetzungen für die 2. Liga schaffen. Ich bin da ganz entspannt, der „Py“ macht das schon.“

Mit „Py“ ist natürlich Peter Pysall gemeint. Der frühere Ausnahme-Spieler ist längst ein alter Hase im Trainergeschäft und mit Aufstiegen vertraut. Neben der Rückkehr in Liga eins mit Dormagen 1999, ist der Relegationscoup 2004 mit Post Schwerin unvergessen. Nach einer Neun-Tore-Hinspielniederlage bei der SG Kronau-Östringen, den heutigen Rhein-Neckar Löwen, gelang im Rückspiel ein sensationeller Zehn-Tore-Sieg und der unerwartete Aufstieg in die stärkste Liga der Welt.

Zum Lederball kam „der kleine Peter“, der auch ein passabler Schwimmer und Leichtathlet war, durch seine drei älteren Schwestern, die im heimischen Stendal allesamt dem Handball nachjagten. Sechs Jahre war er alt, als er beim renommierten Verein Lok Stendal die ersten schon kontrollierten Würfe abgab. Die sportbegeisterten Eltern konnten ihren Sohn später vornehmlich an Wochenenden erleben, denn dank seines Wachstums (1,90 Meter lang schon bei der Jugendweihe) machte er schnell überörtlich auf sich aufmerksam, besuchte in Magdeburg in der Woche die Kinder- und Jugendsportschule.

Schnell ging es über Erfolge mit dem SC Magdeburg über die DDR-Junioren bis hin in die A-Nationalmannschaft. Bereits Ende 1981 bestritt er sein erstes Länderspiel gegen Dänemark. Als einer der jüngsten Akteure durfte er Ende Februar 1982 zur WM in die Bundesrepublik.

1990 entschied sich Familie Pysall für einen Wechsel an die Bergstraße nach Leutershausen. Nach der Vizemeisterschaft 1992 mit den „Roten Teufeln“, ließ er zwar seine Spielerkarriere in Magdeburg ausklingen, doch die Verbindung nach Leutershausen riss nie ab. Im Jahr 2000 kehrte er für vier Jahre als Trainer zurück. Mit der Liga eins befasst sich Pysall derzeit nicht. Der 155-malige Auswahlspieler kam 2012 als Nachfolger seines ehemaligen SCM-Mannschaftskameraden Holger Winselmann, dem mit den Elbflorenzern der Aufstieg in die 3. Liga gelang, die rund 230 Kilometer die Elbe hoch. Nach dem Klassenerhalt im ersten Jahr sowie Rang fünf in der Vorsaison klopfen die „Tiger“, wie sie sich aufgrund ihren Wappentieres nennen, erstmals an das Tor zur 2. Liga.

Sollte der HC Elbflorenz am Ende dieser Saison weiterhin auf Rang zwei rangieren, wären die Sachsen Gastgeber einer Aufstiegsrelegation mit dem Nordzweiten (derzeit HF Springe) und dem Westzweiten (derzeit Eintracht Hagen). Am 23. Mai, dem Pfingstsamstag, wäre die EnergieVerbund Arena in Dresden Schauplatz der Relegation. Aufgrund des Verzichts der Südklubs spielt jeder der drei Teilnehmer gegen jeden. Zwei der drei Klubs steigen auf.

„Mit unserem neuformierten Team ist es bisher sehr gut gelaufen. Wenn sich die Chance des Aufstiegs bereits in dieser Saison bietet, wollen wir sie nutzen. Dafür sind wir alle Sportler, die sich Ziele setzen“, so Pysall, der sich in Dresden eine Zweitwohnsitz genommen hat und die Atmosphäre in „Elbflorenz“ zu schätzen weiß.

ZUR PERSON

Geboren: 26.06.1960 in Heiligenstadt

Beruf: Handball-Trainer

Familienstand: Verheiratet mit Sybille, Tochter Madlen

Stationen als Spieler: Lok Stendal (1966-74), SC Magdeburg (1974-1990), SG Leutershausen (1990-1992), SC Magdeburg (1992-1994)

Stationen als Trainer: SC Magdeburg (Co-Trainer, 1994-1997), TSV Bayer Dormagen (1998-2000), SG Leutershausen (2000-2004), SV Post Schwerin (2004-2005), HSV Insel Usedom (2005-2007), Dessau-Roßlauer HV (2007-2011), HC Elbflorenz Dresden (seit 2012)

Erfolge als Spieler: WM-Siebter 1982, WM-Dritter 1986, Olympia-Siebter 1988, Europapokalsieger der Landesmeister 1981, DDR-Meister 1980-85, 1988, DDR-Pokalsieger 1984, 1990; 155-Länderspiele (157 Tore), DDR-Handballer des Jahres 1990

Erfolge als Trainer: Bundesliga-Aufstieg mit Dormagen (1999) und Schwerin (2004), DHB-Pokalsieger mit Magdeburg (Co-Trainer 1996).