TVG-Kapitän Florian Eisenträger: Die Tradition ist kein Rucksack
10.04.2018 Männer Ost

TVG-Kapitän Florian Eisenträger: Die Tradition ist kein Rucksack

10.04.2018 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel Ost · Von: cb

TVG-Kapitän Florian Eisenträger: Die Tradition ist kein Rucksack

Florian Eisenträger ist ein Großwallstädter Urgestein. Der Kapitän des Meisters der Staffel Ost lernte das Handballspielen beim benachbarten TV Kleinwallstadt und war schon zu Erstligazeiten „als kleiner Bub“ in der Halle beim TV Großwallstadt. Später lief er dann selber ab 2011 für den Traditionsverein unter anderem in der Beletage des Handballs auf. Und machte auch den bitteren Abstieg in die 3. Liga mit. Nun geht es für den Linksaußen zur kommenden Saison wieder eine Etage nach oben. Die Rückkehr in die 2. Handball-Bundesliga ist nach dem 23:22-Heimsieg über den HC Erlangen II perfekt.

Herr Eisenträger, erst einmal herzlichen Glückwunsch um Aufstieg! Können Sie die Saison vielleicht in einem Wort beschreiben?

Das ist schwierig. Also eher nein. Fakt ist, dass wir schleppend in die Saison gestartet und dann durchgestartet sind.

Hat vielleicht das – trotz des Ausscheidens – gute Ergebnis im Pokal gegen den Zweitligisten HG Saarlouis die Sinne vernebelt?

Nein, überhaupt nicht. Wir wussten das Ergebnis, dass wir im Siebenmeterwerfen unglücklich gescheitert sind – schon richtig einzuordnen. Das hatte also keine Auswirkungen auf den schwachen Start. Und eine andere Begründung haben wir auch nicht. Hätten wir gewusst, warum wir zu Beginn nicht so stark spielen, hätten wir es ja geändert. Und außerdem ist ja für jeden Gegner in der Liga ein Bonbon, gegen den TV Großwallstadt zu gewinnen.

Gehen wir vielleicht in der Zeit noch einen Schritt zurück. Welches Ziel hatten Sie sich als Mannschaft denn gesetzt?

Wir haben uns zusammengesetzt und als Mannschaft den Aufstieg als klares Ziel ausgegeben. Wir wussten, dass wir eine gute Mannschaft, die das Zeug dazu hat, beisammen haben. Und auch als es anfangs nicht so rund lief, haben wir an diesem Ziel nie gezweifelt.

Der Saisonstart war ja, wie Sie selber sagten, auch recht turbulent.

Die Leistung in Gelnhausen war sicherlich unsere schlechteste in der gesamten Saison. Da haben wir sicher verdient verloren.

Und kam auch noch ein Trainerwechsel.

Richtig. Manfred Hofmann hat aber nicht großartig etwas anders gemacht, als es zuvor Heiko Karrer gemacht hat. Auch wenn jeder Trainer seine eigene Philosophie hat: Wir haben die taktischen Dinge, die wir schon unter Heiko Karrer gemacht haben, unter Manfred Hofmann weitergemacht. Der Unterschied war nur, dass wir durch den Trainerwechsel uns als Mannschaft noch viel mehr selber in die Pflicht genommen haben.

Gab es während der Saison das eine Schlüsselerlebnis, nachdem man sagt, wir schaffen das?

Nein. Das gab es in dieser Form nicht. Auch nicht der Heimsieg gegen die SG Leutershausen in der Hinrunde. Vielleicht doch so ein bisschen nach dem Heimspiel gegen den TV Gelnhausen. Viele leistungsträger waren verletzt. Trotzdem haben wir deutlich gewonnen. Da habe ich so gedacht: ‚Egal wer auf dem Feld steht, war gewinnen und machen und über die personelle Konstellation keine großartigen Gedanken. Das war in der immer noch andauernden Siegessserie. Man hat einfach gemerkt,, wie das Selbstvertrauen stetig zugenommen hatte. Aber, dass wir gedacht haben, wir sind nun durch. Dieses Gefühl hatten wir nicht ein einziges Mal. Trotz des dann immer weiter anwachsenden Vorsprungs. Bis wir es jetzt gegen Erlangen II festgemacht haben.

Der TV Großwallstadt hat eine ruhmreiche Tradition. Wie hoch sind die Erwartungen des Umfeldes und wie geht man als Spieler damit um?

Wir haben einmal in der Mannschaft darüber gesprochen, ob man die Tradition und die Begeisterung Drumherum vielleicht als Rucksack empfindet. Aber eigentlich ist es eine tolle Sache für so einen großen Klub zu spielen. In meinen Augen ist das der TVG nämlich immer noch. Ich empfinde es nicht als Last. Auch weil unsere Fans uns immer unterstützen und überall mit hin begleiten. Von daher ist es eher nehme ich die Begeisterung eher als positiv für mich wahr. Und außerdem haben die meisten Spiel in unserem Kader diese Erfolge ja alle gar nicht miterlebt. Und durch den Abstieg in die 3. Liga ist das Umfeld vielleicht auch wenig demütiger geworden.

Großwallstadt ist eher eine Kleinstadt, die Begeisterung für den Handball sehr groß. Wird man auf der Straße von den Anhängern angesprochen?

Ja schon. Wenn ich mit dem Hund rausgehe, zum Beispiel. Da wird dann schon einmal über das Spiel geredet. Aber ich empfinde, dass die Menschen mit dem Verein sehr verbunden sind. Während erfolgreicher Zeiten ist das natürlich auch eine schöne Sache.

Ein abschließendes Wort noch zur 3. Liga. Wir würden Sie das Niveau dieser Liga einschätzen?

Generell finde ich, dass das Niveaus sehr gut und vor allem – wie i diesem Jahr im Osten die Mannschaften sehr nahe beieinander lieg. Von Platz fünf oder sechs abwärts kann jeder noch in den Abstiegskampf rutschen. Das heißt auch, dass man sich in jedem Spiel beweisen muss.

Sie haben ihre ersten höherklassigen Erfahrungen nach der Jugendzeit auch bei einem Drittligisten gesammelt? Ja. Als ich in Großwallstadt zum Erstliga-Kader gehörte, habe ich über ein Zweitspielrecht beim TV Kirchzell sehr viele Spielanteile bekommen. Das war eine super Schule, sich an die Körperlichkeit zu gewöhnen und sich mit Ex-Profis oder mit Spielern, die es ganz knapp nicht in den Profibereich geschafft haben, zu messen. Auch gegen die anderen aufstrebenden Talente der anderen Drittligsten. Die Liga bietet eine super Mischung und an kann sehr viel für den weiteren Weg lernen. Es ist eine sehr gute Ausblidungsliga.