„Schulter an Schulter“ - HSG Konstanz knöpft dem Meister nach begeisterndem Auftritt einen Punkt ab
30.01.2018 Jugend-Bundesligen

„Schulter an Schulter“ - HSG Konstanz knöpft dem Meister nach begeisterndem Auftritt einen Punkt ab

30.01.2018 · Jugend-Bundesliga, JBLH männlich · Von: pm verein

„Schulter an Schulter“ - HSG Konstanz knöpft dem Meister nach begeisterndem Auftritt einen Punkt ab

Was für ein Spiel! Die A-Jugend-Teams der Rhein-Neckar Löwen und der HSG Konstanz lieferten sich ein mitreißendes, teilweise hochklassiges Duell mit zahlreichen Wendungen – und einem dramatischen Finale. Am Ende stellten die Konstanzer ihre gute Form nach der Winterpause erneut unter Beweis und knöpften dem amtierenden Meister der Jugendbundesliga Süd zum ersten Mal in der sechsjährigen Zugehörigkeit zur seit sieben Jahren bestehenden Eliteklasse einen Punkt ab (28:28). Bisher hatten die Löwen erst zweimal in dieser Saison nicht das Feld als Sieger verlassen.

Und auch dieses Mal schien es wieder wie schon so oft zu laufen. Die HSG Konstanz hatte zwischenzeitlich mit einem furiosen Zwischenspurt bereits auf 19:14 (38.) vorgelegt, doch mit der ersten Führung in der zweiten Halbzeit überhaupt schien sich das Blatt erneut zu Gunsten, der erfahrenen, gut ausgebildeten und individuell starken Rhein-Neckar Löwen zu wenden. Fast 59 Minuten lang war Konstanz vorne, als es darauf ankam waren sie plötzlich wieder da, die unersättlichen Punktesammler aus Nordbaden. Joel Mauch konnte nervenstark per Siebenmeter zum 27:27 ausgleichen, doch 13 Sekunden vor Ultimo schockten die Talente des deutschen Herren-Meisters die Gastgeber erneut: 27:28. Das Konstanzer Trainergespann Christian Korb und Thomas Zilm zog sofort die letzte Auszeit. „Der letzte Pass war so zwar nicht besprochen, aber es wurde eine Möglichkeit angesagt, aus der dies resultieren kann“, schmunzelte Zilm wenige Minuten später.

Joel Mauch suchte, nach einigen Pässen freigespielt, den direkten, langen Pass auf Linksaußen zu Patrick Volz. Der reagierte blitzschnell, machte einen großen Satz in den Kreis, stand lange in der Luft – und traf mit der Schlusssirene zum 28:28. Danach herrschte Ausnahmezustand in der Schänzle-Sporthalle. Patrick Volz blieb regungslos liegen, Torwart Sven Koester – zuvor mit einer überragenden Leistung einer der vielen Matchwinner – stürmte auf ihn zu, während der Rest wild durch die Halle rannte und tanzte und sich irgendwann zu einem Jubelknäuel zusammenfand, das Patrick Volz herzte und bejubelte.

Es war der hochverdiente Lohn für eine erneut bärenstarke Vorstellung, die zwar mit dem verletzungsbedingen Fehlen von Hendrik Dahm und dem neu hinzugestoßenen Jugend-Nationalspieler Florian Wangler begann, doch bald mit der 3:1-Führung von Johnny Polis richtig Fahrt aufnahm. War die Anfangsphase noch von einiger Nervosität und zahlreichen technischen Fehlern auf beiden Seiten geprägt, so lieferten sich die HSG Konstanz und die Junglöwen danach einen packenden Schlagabtausch ohne großen Vorteil für eine der beiden Mannschaften. Nach knapp elf Minuten lagen die Gäste letztmals vor der dramatischen Schlussminute vorne (5:4), danach legte Konstanz mit einer enorm intensiven Lauf- und Abwehrarbeit stets vor und setzte sich nach 25 Zeigerumdrehungen auf 11:9 ab.

Auch, weil Torwart Sven Koester immer dann zur Stelle war, wenn die mit ihren individuellen Fähigkeiten überzeugenden Löwen trotzdem wieder eine Lücke aufgetan hatten und der HSG-Schlussmann mehrmals mit spektakulären Doppelparaden den Einschlag im HSG-Gehäuse verhindert hatte. Zudem stimmte das Rückzugsverhalten der Hausherren, die so den Gegner zu relativ wenig einfachen Toren aus dem erweiterten Gegenstoß kommen ließen. Stattdessen zündeten die Gelb-Blauen vom Bodensee in Hälfte zwei den Turbo und liefen mit ihrem gefürchteten Tempospiel richtig heiß. Aus 12:11 wurde so binnen sieben Minuten 19:14 – trotz Unterzahl.

Doch weil der Zweitliga-Nachwuchs in der Folge weitere Zeitstrafen kassierte und in Unterzahl mit zusätzlichem Feldspieler einige leichte Fehler produzierte, schlug es mehrmals im leeren HSG-Tor ein. Der Auftakt in eine heiße, emotionale Schlussphase, die schließlich eine gerechte Punkteteilung brachte – befand auch HSG-Trainer Thomas Zilm: „Jeder Punktgewinn gegen die Rhein-Neckar Löwen ist ein gewonnener Punkt, der das Selbstvertrauen stärkt“, sagte er. „Mit ihrer Physis, ihrer Intensität und dem Gesamtaufbau des Teams nehmen sie eine Sonderstellung in der Bundesliga ein“, verwies er im gleichen Atemzug auf erst zwei Punktverluste des Handball-Internats und war begeistert vom Willen seiner Talente. „Jeder hat bewiesen, dass wir nichts herschenken, dass wir den Kampf aufnehmen, dass jeder Verantwortung übernehmen möchte – und sind dafür belohnt worden“, so Zilm mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. „Ausschlaggebend war die disziplinierte Deckungsarbeit, wir sind Schulter an Schulter gestanden.“

HSG Konstanz – Rhein-Neckar Löwen 28:28 (12:11)

HSG Konstanz: Moritz Ebert, Sven Koester - Felix Fehrenbach (1), Patrick Volz (2), Lars Michelberger (1), Jonas Hadlich (4), Julian Kirschmann, Joel Schamberger (1), Joel Mauch (7/4), Julian Küchler (2), Moritz Dierberger (4), Johnny Polis (3), Hannes Schlegel (3).