„Eine große Ehre“: Das Schiedsrichter-Duo Maike Merz und Tanja Schilha im Interview
21.07.2018 Schiedsrichter

„Eine große Ehre“: Das Schiedsrichter-Duo Maike Merz und Tanja Schilha im Interview

21.07.2018 · Slider, Home, Schiedsrichter · Von: JM

„Eine große Ehre“: Das Schiedsrichter-Duo Maike Merz und Tanja Schilha im Interview

Für das Schiedsrichtergespann Maike Merz und Tanja Schilha ging mit der Weltmeisterschaft der Juniorinnen in Ungarn (1. bis 14. Juli) eine turbulente Handballsaison zu Ende. Ein Highlight jagte für die beiden Schwestern in dieser Saison das nächste: Erst leiteten sie das Pokalfinale der Frauen, dann das Spiel FRISCH AUF! Göppingen gegen GWD Minden der DKB Handball-Bundesliga, bevor es Ende Juni nach Ungarn zur U20-WM der Juniorinnen ging.
Im Interview mit dhb.de sprechen Merz und Schilha über ihre ereignisreichen letzten Wochen und Monate – und über ihr Saison-Highlight: die U20-Weltmeisterschaft.

Die Saison 2017/18 war sicher eine besondere für Sie. Nach dem Pokalfinale der Frauen und dem DKB HBL-Spiel im Mai, waren Sie in den letzten zwei Wochen bei der U20-Weltmeisterschaft im ungarischen Debrecen im Einsatz. Sie haben sechs Spiele leiten dürfen, darunter auch zwei K.o-Spiele, inklusive dem Spiel um Platz 3 zwischen Südkorea und Russland. Rückblickend: Was sind Ihre Eindrücke vom Turnier?
Maike Merz: Die WM lief für uns wirklich gut und wir sind sehr zufrieden mit unserer Leistung. Nach den anfänglichen Gruppenspielen hatten wir zum Ende der Gruppenphase mit dem Spiel Dänemark gegen Niederlande einen richtigen Kracher, was dann sogar mit der Nominierung zum Achtelfinale mit Beteiligung der Heimmannschaft noch getoppt wurde. Dass wir am Finaltag das Spiel um Platz 3 leiten durften, sehen wir als große Ehre und freuen uns noch immer über den gelungenen Abschluss.

Tanja Schilha: Das Turnier war unglaublich professionell aufgezogen und der ungarische Handballverband war ein perfekter Gastgeber. Positiv auf die Stimmung in den Hallen wirkte sich natürlich der Finaleinzug der Heimmannschaft aus. Eine Kulisse von 6.500 Zuschauern im Endspiel einer Juniorinnen WM  hätten wir nicht für möglich gehalten. Das war schon beeindruckend.

Das Turnier  war für Sie die zweite Nachwuchs-WM. Inwiefern war das Turnier dieses Jahr nochmal eine andere Erfahrung als die U18-WM vor zwei Jahren?
Maike Merz: Unsere erste WM vor zwei Jahren in der Slowakei lässt sich ganz gut unter der Überschrift „Dabeisein ist alles“ zusammenfassen. Wir wussten nicht was auf uns zukommt und alles war neu für uns, sowohl auf dem Spielfeld als auch Drumherum.

Tanja Schilha: Mit den Erfahrungen, die wir bei der U18-WM vor zwei Jahren sammeln konnten, wussten wir vor dieser WM in Debrecen genau, was auf uns zukommt. Wir konnten uns zu 100 Prozent aufs Pfeifen konzentrieren und dadurch gute Leistungen erzielen. Mit der Nominierung für das Achtelfinale zwischen den Gastgebern und Slowenien hatten wir unser persönliches Ziel, einen Einsatz in der Finalrunde zu bekommen, erreicht und konnten das Spiel einfach nur genießen.

Gab es ein Spiel oder einen Moment, das bzw. der Ihnen besonders im Kopf geblieben ist?
Tanja Schilha: Für mich war das definitiv die Nominierung für das Achtelfinalspiel der Ungarinnen. Wir hatten uns so sehr ein Spiel in der Finalrunde gewünscht. Dass es dann gar das erste Entscheidungsspiel der Gastgeberinnen wurde, hätten wir nicht zu träumen gewagt.
Bis zu dieser Nominierung konnten wir unseren eigenen Leistungsstand bei dieser WM schwer einschätzen. Ab dann wussten wir, dass wir auf einem guten Weg sind.

Maike Merz: Die Spiele mit ungarischer Beteiligung waren alle sehr beeindruckend. Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass das Zuschauerinteresse bei einer U20-WM derart groß sein kann. Außerdem haben wir uns, wenn es unsere eigene Ansetzung ermöglichte, die Spiele der deutschen Mädels angesehen. Der Kampfgeist dieser Mannschaft hat uns unglaublich begeistert.  

Die Vorbereitung auf ein Endturnier startet schon mehrere Wochen vorher. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet und inwiefern hat der DHB Sie dabei unterstützt?
Tanja Schilha: Von der IHF haben wir für diese WM erstmals acht Wochen im Voraus Fitness-Coaches zur Seite gestellt bekommen. Uns wurden detaillierte Trainingspläne zur Verfügung gestellt, die uns optimal auf die Anforderungen des Turniers vorbereiten und möglichen Verletzungen vorbeugen sollten. Zur Überprüfung unseres Leistungsfortschrittes wurden regelmäßig Testergebnisse angefordert. Zusätzlich zur physischen Vorbereitung haben wir uns natürlich auch auf den Regeltest intensiv vorbereitet und in diesem Zug unser „Referee-English“ aufgefrischt.

Maike Merz: Mit den Verantwortlichen des Deutschen Handballbundes standen wir während der gesamten Vorbereitung in engem Kontakt und haben volle Unterstützung erfahren. Zum Beispiel haben wir Trainingsgeräte zur Verfügung gestellt bekommen, um unseren Trainingsplan zu absolvieren.

Bereits ein paar Tage vor der WM kamen die nominierten Schiedsrichter und Offiziellen in Ungarn zusammen. Wie kann man sich das vorstellen?
Maike Merz: Die Vorbereitungstage sind immer sehr vollgepackt mit Programm. Früh morgens ging es meist mit unseren Fitness-Coaches los, welche auch vor Ort in Debrecen waren, um mit uns zu trainieren. In diesen Trainings musste auch der sportliche Leistungstest abgelegt werden. Die restliche Zeit verbringt man hauptsächlich damit, Videoszenen zu schauen und durch die Vorgaben der IHF-Offiziellen eine gemeinsame Linie für die WM zu finden. Neben den zahlreichen Trainingseinheiten standen auch zwei Blöcke „Ernährungsberatung für Sportler“ auf dem Programm, bevor vor den ersten Spielen der Regel- und Videotest abgelegt werden musste.

Ein weiteres Saison-Highlight für Sie war sicherlich die Partie FRISCH AUF! Göppingen gegen GWD Minden. Das erste Mal seit neun Jahren pfiff ein weibliches Schiedsrichtergespann ein Spiel der DKB Handball-Bundesliga.  Wie war diese Erfahrung für Sie?
Maike Merz: In der DKB Handball-Bundesliga zum Einsatz zu kommen, ist natürlich für alle Schiedsrichter, egal ob männlich oder weiblich, eine große Ehre. Wir stecken seit Jahren sehr viel Zeit und Engagement in unser Hobby und freuen uns daher umso mehr, dass unsere Leistung gewürdigt wird und wir auch als weibliches Gespann die Möglichkeit bekommen, uns in der höchsten Liga der Männer zu beweisen.

Tanja Schilha: Das war schon ein sehr aufregendes und besonderes Ereignis für uns. Wir wussten, dass unglaublich viele Augen auf uns gerichtet sein werden und wir eine große Verantwortung gegenüber allen unseren weiblichen Schiedsrichter-Kolleginnen tragen. Hauptsächlich war es das Drumherum, was die Ansetzung so besonders gemacht hat: Die Vorberichterstattungen, die Live-Übertragung bei Sky, ein Interview direkt nach Abpfiff – das alles war neu für uns. Aber wir sind zuversichtlich, dass  es bald ganz normal sein wird, wenn wir für Spiele in der DKB Handball-Bundesliga eingesetzt werden.

Wie heißt es so schön: Nach der WM ist vor der Bundesliga, welche in der Handball Bundesliga Frauen am 8. September startet. Wie geht es vorbereitungstechnisch also jetzt für Sie weiter?
Tanja Schilha: Durch die internationalen Einsätze fällt die Sommerpause sehr kurz aus. Nach der Saison ist quasi vor der Saison und so starten wir eigentlich nahtlos in die Vorbereitung für die Bundesliga. Wir freuen uns sehr auf die neue Saison und die kommenden Aufgaben.