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21.11.2019

Wir sprachen gerade die Halle und die Mannschaft an. Bemerken Sie auch ein erhöhtes Interesse bei potenziellen Sponsoren oder gilt hier das alte Motto „Klinken putzen“ nach wie vor?

Die leidenschaftlichen Auftritte der HSG Hanau sorgen natürlich schon für ein erhöhtes Interesse in der Wahrnehmung für die Sportstadt Hanau. Dies fördert die Außenwirkung enorm und ermöglicht einfachere Gespräche mit potenziellen Sponsoren. Aber „Klinken putzen“ gehört genauso dazu und wird weiterhin ein wichtiger Bestandteil unserer tagtäglichen Arbeit sein.

Es erscheint von außen so, als sei die HSG mit Sponsoren gut aufgestellt. Was unternehmen Sie, um diese Partner zu binden?

Diese Grundlage haben wir allen Beteiligten der letzten Jahre zu verdanken. Ohne ihr ehrenamtliches und leidenschaftliches Engagement würden wir jetzt nicht da stehen wo wir stehen. Besonders bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei Rudolf Werner der in der Vergangenheit als Verantwortlicher für die Sponsoren unermüdlich für die Breite und Tiefe unseres Sponsorenpools Zeit und viele Gespräche investiert hat.

Grundsätzlich ist es für uns ein partnerschaftliches Miteinander wichtig. Viele unserer Partner sind mit unserem Verein und unseren Spielern eng verbunden. Auch hier trägt die Atmosphäre der Main-Kinzig-Halle ihren Teil dazu bei. Darauf wollen wir uns aber nicht nur ausschließlich verlassen und ausruhen. Für unsere Partner versuchen wir über neue Präsentationsmöglichkeiten ihr Interesse noch besser darzustellen. Zum Beispiel die Möglichkeit Werbung im Livestream zu schalten, um eine höhere Reichweite zu erhalten.

Fans, Halle, Mannschaft und Sponsoren sind vier Erfolgsfaktoren. Was unternimmt der Verein hinsichtlich der Infrastruktur?

Die Infrastruktur ist derzeit unser größtes Entwicklungspotenzial. Bisher wurden viele Sachen ehrenamtlich erledigt. Mittlerweile ist die HSG Hanau enorm gewachsen, was eine Vielzahl von neuen und komplexeren Aufgaben mit sich bringt. Die Anforderungen werden nicht geringer, sondern steigen eher. Um die Bedingungen für den Verein und den Service für Fans und Partner zu verbessern, wurde im vergangenen Jahr die sanfte Professionalisierung begonnen.

In diesem Zusammenhang wurde die Stelle des Geschäftsstellenleiters geschaffen, in der ich die HSG Hanau seit März 2018 unterstütze. Meine Aufgaben umfassen einerseits organisatorisches, wie zum Beispiel die Organisation von Spiel- und Hallenplänen, die ich in enger Zusammenarbeit mit unseren ehrenamtlichen Mitarbeitern festlege. Darüber hinaus geht es für mich aber auch darum, Konzepte oder gewissermaßen einen Fahrplan für die Zukunft zu erstellen, damit die HSG ihre Potenziale künftig besser ausschöpfen kann. Auf diesem Weg haben wir in den vergangenen Monaten schon große Schritte unternommen.

Für uns ist es in den kommenden Jahren die Aufgabe, den Spagat zwischen Professionalisierung und dem Vereinsleben zu managen. Schließlich ist der Verein mit seinen vielen ehrenamtlichen Helfern unser wichtigstes Gut. Doch dürfen wir auch nicht träumen, dass weitere Schritte ausschließlich mit dem Ehrenamt zu bewerkstelligen sind.

Schaffung von Infrastruktur bezieht sich nicht nur auf das Umfeld rund um die Drittliga-Mannschaft. Ihre A-Jugend spielt in der Bundesliga. Welche Anstrengungen wurden in der Vergangenheit bei der Förderung des Nachwuchses und der Nachführteams unternommen und wie wichtig sind diese für die Zukunft?

Die Jugendförderung ist das Fundament der HSG Hanau. In den letzten Jahren wurde sehr viel Leidenschaft in die Jugendarbeit gesteckt und diese stetig weiterverbessert. Es ist sehr wichtig, die Jugendlichen gut auszubilden, denn über die Spieler, die schon als Jugendliche für Hanau aufgelaufen sind, schaffen wir Identifikationsfiguren für das Publikum. In der Aufstiegsmannschaft von 2015/16 waren knapp 70% Spieler die bei der HSG Hanau ausgebildet und entwickelt wurden. Ein großer Teil derer ist immer noch Bestandteil der aktuellen Mannschaft.

Konkret haben wir in den letzten Jahren die Trainingsstruktur verändert: Früher haben wir in den Leistungsteams der A- bis C-Jugend dreimal die Woche mit sehr starkem Fokus auf Handball trainiert. Inzwischen sind es mindestens vier wöchentliche Trainingseinheiten, bei denen wir mehr wert als früher auf Athletik und das Individualtraining legen. Für das Individualtraining der A- und B-Jugend haben wir vor eineinhalb Jahren in Oliver Lücke einen absoluten Experten zu uns gelotst, der unsere Jugendspieler als Perspektivtrainer weiterentwickelt und an unsere erste und zweite Mannschaft ranführt. Auch zeichnet sich seit diesem Jahr Dominic Scholz als Koordinator für das Kraft- und Athletiktraining für den Jugendbereich aus. Weiterhin betreuen um die 20 Jugendtrainer unsere 12 Jugendmannschaften in allen Altersklassen. Da ist schon ein erheblicher Aufwand für einen Verein. Diesen nehmen wir aber sehr gerne auf uns, da wir sehen, was wir damit erreichen. Stellvertretend für diese Entwicklung sollten hier Namen wie Jörn Winter oder auch Thorsten Springer genannt werden, die diese Schritte in den vergangenen Jahren ermöglicht haben.

Nach einer kurzen Durststrecke in den vergangenen Jahren haben wir es im letzten Jahr geschafft zwei Jugendspieler in den Drittliga-Kader zu integrieren. Auch für die kommenden Jahre ist dies wünschenswert. Wer den Sprung nicht auf Anhieb schafft wird über unsere erfolgreiche zweite Mannschaft in der Landesliga aufgebaut und gefördert. Auch wenn ein Sprung nach ganz oben nicht sofort gelingt, fühlen wir uns verpflichtet, unseren Jugendlichen eine Chance zu geben sich in unserem Umfeld zu entwickeln. Vielleicht schaffen sie es zwei Jahre später durch harte ehrliche Arbeit in die 3. Liga.