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Die Jugendbundesliga - ein wichtiger Baustein in der Spielerentwicklung

14.09.2021

„Unsere Vereine und Leistungszentren der Bundesligisten leisten seit Jahren gute Arbeit“, stellt U19-Bundestainer Martin Heuberger zufrieden fest, wenn er den Leistungsstand der Nachwuchs-Handball-Generation unter die Lupe nimmt, die zur gerade begonnenen Saison in den Männerbereich gewechselt oder jetzt in ihr zweites A-Jugend-Jahr gegangen ist. Diese „gute Arbeit“ war eine wichtige Grundlage auf dem Weg zum großen Triumph der U19-Nationalmannschaft, die bei der Europameisterschaft in Kroatien vor kurzem den Titel gewann. Und vor allem ist diese „gute Arbeit" flächendeckend verbreitet. 17 Spieler kamen bei der EM auf dem Balkan zum Einsatz, die aus 12 unterschiedlichen Vereinen kommen. Das zeugt von einer starken Talentförderung in der Breite.

Die seit zehn Jahren sich als Erfolgsmodell bestätigende Eliteliga für den ältesten Nachwuchs formt die Spieler, bereitet sie auf die höheren Aufgaben vor und bietet ihnen wichtiges Sprungbrett. „Für die Spieler ist die A-Jugend-Bundesliga eine gute Möglichkeit, sich regelmäßig mit den Besten ihres Jahrgangs aus ganz Deutschland zu vergleichen und somit weiterzuentwickeln“, sieht Heuberger im Ligabetrieb eine gute Vorbereitung auf dem Weg zu Turnieren wie nun in Kroatien oder in den Seniorenbereich. „Wir haben bei der EM im Angriff eine große Spieldisziplin an den Tag gelegt, zeigten viel Einsatzfreude sowie Kampf in der Abwehr und hatten zwei gute Torhüter“, nennt Heuberger die Schlüssel zum Triumph, die ohne die Vorbereitung in den Vereinen so wohl kaum auf die Platte gebracht hätten werden können.

In der A-Jugend-Bundesliga mögen die Füchse Berlin die zurückliegenden Jahre mit ihren Titeln geprägt haben, aber die Zusammenstellung des Europameister-Kaders zeigt, dass die Talente gut verteilt sind. Der TSV Bayer Dormagen (3 Spieler), die Füchse Berlin, der VfL Eintracht Hagen und die Rhein-Neckar Löwen (jeweils 2) waren die Vereine mit Mehrfachnominierungen, der SC Magdeburg, die SG Pforzheim/Eutingen, GWD Minden, der TSV Burgdorf, der THW Kiel, der TSV Allach, der SC DHfK Leipzig und der TV Bittenfeld hatten jeweils einen Akteur dabei. Für die Ausgeglichenheit spricht auch, dass die Verletzungen von Leistungsträgern wie Niclas Heitkamp und Fynn Nicolaus kompensiert werden konnten. „Wir sind immer enger zusammengerückt“, schildert Rückraumspieler Renars Uscins.

Der Linkshänder spielte schon als B-Jugendlicher in der A-Jugend-Bundesliga für den SC Magdeburg und sammelte in der vergangenen Spielzeit bereits viel Erstliga-Erfahrung beim Bergischen HC. „Ich habe an mir selbst gemerkt, dass die A-Jugend-Bundesliga auch für talentierte B-Jugendspieler eine tolle Perspektive bietet, sich mit den Besten aus der A-Jugend messen zu können und Verantwortung zu übernehmen. In der JBLH kommen sie regelmäßig in den Genuss von hochkarätigen Spielen.“

Gerade im Alter als End-Teenager ist der Kalender knallvoll. Viele spielen parallel zur A-Jugend in der 3. Liga für diverse Bundesliga-Reserven, hinzu kommt die Belastung des Schulabschlusses. „Es ist wichtig, offen mit den Trainern über das Thema Belastungssteuerung zu sprechen. Genauso wie wir Spieler achten auch sie genau darauf, dass der Körper in jungen Jahren nicht überbelastet wird. Es bringt einem nichts, wenn ich heute vielleicht A-Jugend-Meister werde, aber in zehn Jahren die Schulter nicht mehr mitmacht“, macht Renars Uscins deutlich, wie wichtig langfristiges Denken ist. Was wünscht sich Martin Heuberger von den Vereinstrainern? „Es ist wichtig, dass A-Jugendspieler auch in diesem Alter noch neben dem taktischen Training weiter im individuellen Bereich trainieren, um eine kontinuierliche Weiterentwicklung zu erzielen. Das Gleiche gilt natürlich für den Athletikbereich. Das Wichtigste ist allerdings, dass sich die Jungs im Spiel beweisen und Einsatzzeiten im Männerhandball bekommen und auf der Platte stehen, wenn Spiele entschieden werden und es darauf ankommt, Verantwortung zu übernehmen. In der HBL ist es schwierig, das zu erwarten. Aber die 2. oder mindestens die 3. Liga sollte es schon sein. Die Spieler dürfen nicht auf der Bank versauern.“

Renars Uscins, bei der EM in Kroatien genauso wie Schlussmann David Späth ins All-Star-Team gewählt, bekam in Solingen bereits diese Spielanteile. Natürlich ist in der stärksten Handball-Liga der Welt alles „schneller, konstanter und schlauer“, aber seine Vergangenheit in der A-Jugend-Bundesliga (und der 3. Liga beim SC Magdeburg II) gab ihm nach eigener Einschätzung wichtiges Rüstzeug für das bisherige Erklimmen der Karriereleiter: „Der Handball, der gespielt wird, ist der gleiche. Der Entwicklungsschritt und Unterschied besteht darin, dass in der 3. Liga und der A-Jugend-Bundesliga die perfekten Dinge vielleicht sechs von zehnmal gelingen und in der 1. Bundesliga acht- oder neunmal.“ Zum frisch erkundeten Leistungsvergleich zwischen heimischer Nachwuchs-Liga und Europameisterschaft sagt Uscins: „Die Spiele bei der EM waren nicht härter oder körperbetonter, obwohl viele Spieler in unserem Alter in anderen Ländern schon mehr bei den Männern zum Einsatz kommen. Qualitativ waren die Angriffsleistungen schon stärker als in unseren Ligaspielen. Das hatte auf jeden Fall gutes Zweitliga-Niveau.“

Dass die DHB-Auswahl sich auf diesem Level behauptete und den Titel gewann, macht nicht zuletzt die gute Zusammenarbeit mit der JBLH deutlich. (RW)