Dormagen behält am Ende kühlen Kopf
Es ist schwierig, 60 Handball-Minuten auf eine entscheidende Situation herunterzubrechen. Aber dieser eine Tempogegenstoß der Rhein-Neckar Löwen im Dormagener TSV Bayer Sportcenter sicherte sich dann doch einen festen Platz im Mittelpunkt des Interesses: Beim Stand von 28:27 für die Gäste bricht Niklas Michalski über die rechte Seite zum Gegenstoß durch. Trifft er, fehlen den Löwen noch zwei Tore, um die Hinspielniederlage vergessen zu machen. Die Kronauer und Östringer wittern noch einmal Morgenluft und sacken Sekunden später enttäuscht zusammen. Benjamin Ludorf, gerade erst für Jonas Bang in den Dormagener Kasten gekommen, pariert den Alleingang und verpasst der Begegnung einen Knackpunkt. „Kein Vorwurf an Niklas“, sagte Löwen-Trainer Daniel Haase später. „Aber wir hatten uns in der Abwehr gerade eine Euphorie erarbeiten und waren voll da“, hätte er mit einem erfolgreichen Abschluss in dieser Szene für die letzten dreieinhalb Minuten noch alles für möglich gehalten. „Bei unserem nächsten Angriff wäre der Druck groß gewesen, wenn wir mit zwei Toren hinten gelegen hätten“, bestätigte Bayer-Trainer David Röhrig. Aber Ludorf pariert nun mal, und diese Aktion gab den TSV-Spielern den nötigen Rückenwind für die Endphase. „Als es darauf ankam, waren wir präsent und haben kühlen Kopf bewahrt“, so Röhrig.
Die Begegnung benötigte 20 Minuten, bis sie richtig Fahrt aufnahm. Die Gastgeber besaßen in der Anfangsphase Vorteile, weil sie zielstrebiger in Richtung Tor zogen und unter anderem mit Lennart Leitz (sechs Tore im ersten Abschnitt) einen eiskalten Vollstrecker hatten. Die Löwen verrannten sich hingegen häufig in den Aktionen zu nah der Abwehr. Dormagens Deckung bewies flinke Finger, verteidigte vor allem die Kreisanspiele großartig und kam so zu unzähligen Ballgewinnen.
„Wir haben in der ersten Halbzeit zu viele Fehler gemacht“, ärgerte sich Daniel Haase, der bereits in seiner ersten Auszeit den kompletten Rückraum umstellte. Nach dem 6:12-Rückstand erhöhten die Badener spürbar das Tempo. Die Gegenstöße des von außen makellosen Lion Zacharias und deutlich geradlinigere Aktionen brachten die Gäste binnen dreieinhalb Minuten auf 10:12 heran.
Im zweiten Abschnitt blieben die Rhein-Neckar Löwen immer auf Tuchfühlung. Weil es jedoch immer wieder Schwächephasen gab, in denen sie in den Trott aus der Anfangsviertelstunde zurückfielen, hatten sie nicht mehr die Chance, die Hypothek aus dem Hinspiel aufzuholen. Beim 27:28 durch Lion Zacharias lagen die Gelb-Blauen zum ersten Mal seit dem 0:1 wieder in Front. David Späth im Löwen-Tor entwickelte sich mit seinen Paraden nun zu einem Faktor. Das galt aber auch für sein Dormagener Pendant Benjamin Ludorf mit seinem gehaltenen Tempogegenstoß – einem der Knackpunkte in dieser Begegnung.
„Es waren zwei enge Partien. Mit Dormagen hat sich die etwas glücklichere Mannschaft, die weniger Fehler machte, durchgesetzt. Die Enttäuschung ist groß, wenn man so dicht am Finale dran ist und dann verliert“, sagte Daniel Haase zum Ausscheiden in der Vorschlussrunde. (RW)